Verena Wriedt INSIDERTIPPS
Restaurant
INTERVIEW
Die TV- und Event-Moderatorin verbrachte ihre Kindheit auf den Philippinen, studierte in England und den USA. Heute ist sie auf der ganzen Welt für ihre große Leidenschaft, den Motorsport, unterwegs. Mit uns sprach die Wahlberlinerin und Mutter eines Sohnes über ihr spannendes Leben.
Liebe Verena, Du bist seit über zehn Jahren als Moderatorin der weltweiten Übertragung der DTM in mehr als 200 Länder tätig. Viele Jahre Deiner Kindheit hast Du auf den Philippinen verbracht. Wie kam es dazu?
Mit knapp sechs Jahren ging meine Familie für den Job meines Vaters rüber. Für uns Kinder war das eine großartige Zeit, denn die Menschen dort haben eine ganz wunderbare Mentalität. Sie sind gutmütig, höflich, witzig, immer fröhlich und kommunikativ. Über zehn Jahre lebte ich auf den Philippinen. Das hat mich stark geprägt. Auch das Thema „reich und arm“ war für uns omnipräsent. Wir hatten ein Haus, Fahrer und Angestellte - damals ganz normal. Aber blickte man sprichwörtlich über die Mauer, so waren da die Slums. Meine Eltern haben uns stets ermutigt, ein wenig von unserem Taschengeld zu sparen. Einmal im Jahr fuhren wir in die Armenviertel, kauften Reis und brachten unsere aussortierten Spielsachen. Schon früh durfte ich so lernen, dass wir auf der glücklichen Seite des Lebens geboren sind - andere jedoch nicht.
Wann ging es zurück nach Deutschland?
Mit 16 Jahren mussten wir ganz plötzlich das Land verlassen, es wurde zu gefährlich. In Düsseldorf ging ich auf die Internationale Schule und machte ein Jahr später mein Abitur. Mit 17 Jahren war ich noch sehr jung, wollte aber unbedingt nach New York oder London zum Studieren. Meine Eltern sträubten sich dagegen. Zu gefährlich, meinten sie. Und so landete ich in Plymouth auf dem College St. Mark & St. John. Was meine Eltern damals nicht wussten: Die Hafenstadt hatte in der Zeit eine sehr hohe Kriminalitätsrate. Mein Auto wurde zweimal auf-, und in unsere Studentenbude dreimal eingebrochen. Nach dem Studium ging ich zurück nach Düsseldorf für ein Trainee-Programm in der Werbung. In dieser Zeit wurde mir klar, dass ich unbedingt Journalistin werden wollte, so wie meine Mutter, mein Onkel und mein Opa. Dieser Traum führte mich nach Boston an die Uni, wo auch schon Jay Leno studiert hatte.
Da lag der Schritt ins Deutsche Fernsehen nahe…
Schon während des Studiums stand ich oft vor der Kamera. Mir war klar, ich wollte in die Richtung Moderatorin oder Reporterin gehen und hatte wahnsinnig Lust zu arbeiten. Ich bewarb mich, noch aus den USA, bei allen großen deutschen Sendern und wurde prompt von Sat.1 eingeladen. Doch nach meinem Probetag hieß es: Dein Deutsch ist nicht gut genug. Und so machte ich erstmal ein verkürztes Volontariat - und ging von Boston nach Berlin…
Seither hast Du verschiedene Formate produziert, machst in erster Linie aber Motorsport-Sendungen. Woher kommt diese Affinität?
Für Autos habe ich mich immer schon interessiert. Mein erstes Magazin hieß „Spot On“. Ich hatte mir damals Kamera-Equipment gekauft, reiste um die Welt und drehte alles Mögliche rund um Mode und Reisen. Nebenbei habe ich das dann zusammengeschnitten. Irgendwann kam das Casting für „Tempo“ auf N24 und im Anschluss erste Eventjobs in der Branche. 2008 klopfte dann die DTM an: Die waren auf der Suche nach einer Moderatorin, mit der Anforderung „native speaker“ in Deutsch und Englisch. Perfekt! Ich hatte zwar keine Ahnung von Motorsport, dachte aber: „Hey, Du bist Journalistin! Da fuchst du dich rein!“ Und so habe ich den Live-Feed in 220 Länder übernommen - bis heute mein liebstes Baby. Die DTM ist der spannendste Motorsport, den es gibt.
Was macht den besonderen Reiz der DTM aus?
Wenn du als Fan hierher kommst, bist du hautnah dabei, kannst die Fahrer ansprechen, Fotos machen. Auch den DTM-Boss Gerhard Berger kann man greifen. Die Autos sind zwar etwa lauter - aber alles ist authentisch. Man muss nur einmal vor Ort gewesen sein und ist infiltriert.
Wer sind Deine Lieblingsfahrer?
Ich durfte Michael Schumacher kennen lernen - ein wirklich einschneidendes Erlebnis für mich. Ich moderierte die Presse-Konferenz zu seinem Comeback. Er war so normal und laid back, ein großes Vorbild und mein Lieblingsfahrer. Auch David Coulthard fand ich immer witzig. Der hat den Schalk im Nacken. Aktuell finde ich alle Fahrer super - um die Meisterschaft fuhren René Rast und Nico Müller, beide im Audi, das war sehr spannend! DTM-Champion wurde René Rast.
In Deutschland gibt es so renommierte Strecken wie den Lausitzring, Nürburgring oder Hockenheimring. Schnappst Du Dir manchmal auch ein Auto?
Bei der DTM durfte ich schon die eine oder andere „Taxifahrt“ mitmachen. Ich bin selbst noch kein Rennen gefahren, doch ich habe Benzin im Blut. Für „PS“ war ich sicher schon 15 bis 20 Mal auf der Rennstrecke. Als ich den Laureus Award moderiert habe, durfte ich etwa mit Ralf Schumacher in zwei Mercedes über die Rennstrecke in Abu Dhabi heizen.
Mit 44 Jahren bist du noch sehr jung, aber doch ein alter Hase im TV-Geschäft. Wie hat sich diese Welt durch Social Media verändert und geht es überhaupt noch ohne?
Ich möchte ganz frech behaupten: In meinem Alter ist es völlig egal, ob man Social Media macht, oder nicht. Ich bin kein Influencer und nutze nur Instagram - allerdings nach Lust und Laune. Ich mach mal schnell ein Foto im Urlaub und das war‘s dann auch schon! Ich finde es traurig, wie sich die Welt entwickelt hat. Diese Influencer werden zum Beispiel für viel Geld auf die Malediven eingeladen. Da gibt es dann einen tollen Sonnenuntergang und alle stehen vor ihrem Handy. Von morgens früh bis zum Gute-Nacht-Post findet deren Leben ausschließlich durch das Telefon statt.
Wie sehen Deine Lebenspläne aus?
Als ich 2000 nach Berlin zog, hätte ich nie gedacht, dass ich hier Wurzeln schlage. Ich habe einen Berliner geheiratet, aber wir überlegen tatsächlich irgendwann einmal nach Ibiza zu gehen. Noch ist mein Kind nicht schulpflichtig, daher können wir jederzeit weg und nutzen das aus.
Was macht den Charme der Insel aus?
Vorneweg: Ich spreche nur von der Off-Season, nicht der Saison. Dann ist es überteuert, voll und die Menschen sind unfreundlich. Man findet nur Party, Kommerz und Drogen - schrecklich! Wenn Du ab Oktober da bist, ist es ganz anders. Wir verbringen seit vielen Jahren Weihnachten auf Ibiza. Dann ist es relaxt und ich bin glücklich hier. Pflücke etwa meine Zitronen und Basilikum im Garten. Mein Traum!
Hast Du kulinarische Insidertipps für unsere Community?
Das „Ascua“ in Jesus, ein ganz entspannter Laden. Dort gibt es ein gigantisches Thunfisch-Tataki mit Kartoffelbrei und Wasabi. Zum Reinsetzen! Der Besitzer, Matthias, berät hervorragend in punkto Wein und das Preis-Leistungsverhältnis ist perfekt! Dann kann ich auch das „Coco Beach“ empfehlen, direkt am Strand. Nicht ganz günstig, aber jeden Cent wert in punkto Ambiente, Essen und Service. Außerdem ein Geheimtipp: „marc’s“ in Jesus. Dort gibt es ein sensationelles Mittagessen zu einem fairen Preis. Am 24. Dezember kochen sie hier Linseneintopf. Das Essen ist gratis, man muss nur für die Getränke zahlen und es kommen viele interessante Personen. Keke Rosberg ist auch oft da.
Was sind Deine Lieblingsstrände auf Ibiza?
Da wäre etwa der Talamanca-Strand oder Coco Beach an der Playa d’en Bossa. Früher bin ich mit meinem Mann öfters mit dem Jetski von Ibiza nach Formentera gefahren (lacht). Völlig gaga und mittlerweile auch nicht mehr erlaubt. Ab und zu mieten wir uns ein Boot und fahren hinüber, denn die Strände dort sind nicht zu toppen. Mein Lieblingsladen auf Formentera: La Pirata. Da sitzt man auf kippelnden Holzstühlen und genießt hervorragendes, einfaches Essen.
Apropos Bootsverleih auf Ibiza: Hast Du Empfehlungen?
Der beste Vercharterer auf der Insel ist für mich Martins Yacht Ibiza.
Deine drei wichtigsten Urlaubsutensilien?
Ich bin ein Handgepäck-Mensch, denn mir ist die Zeit zu schade, um am Gepäckband zu stehen. Daher: Ein Bikini muss mit, da ich sehr gerne schwimme. Flip-Flops - die machen mich glücklich und mein EMS-Gerät, damit ich Sport treiben kann.
Für die DTM bist Du viel unterwegs, hast aber auch eine junge Familie. Wie schafft man den Spagat zwischen Beruf und Privatleben?
Nur mit einem Sicherheitsnetzwerk, auf das man sich tausendprozentig verlassen kann. Ans Reisen bin ich gewöhnt. Als ich vor sechs Jahren Mama geworden bin, hat sich viel verändert. Ich nehme nur noch Jobs an, die ich steuern kann. Manchmal reise ich morgens hin und abends zurück. Das ist tough und geht auch nur, wenn man gut aufgestellt ist. Ich habe die Schwiegermutter um die Ecke, eine Ersatz-Oma und meinen Mann - sie halten mir den Rücken frei, wenn ich unterwegs bin. Familie ist wie ein kleines Unternehmen, das zu managen ist.
Stichwort: Künftige Pläne. Was steht bei Dir an?
Derzeit habe ich sehr viel in der Pipeline. Zum Beispiel meine neue Plattform, die sich um Autos und Motorsport dreht: Gerade sind wir online gegangen auf YouTube mit UNBORE: Mein Traumporsche. Do it yourself. Ein richtig spannendes Projekt. Ich stehe erstmals mit einem Mann, der ein absoluter Auto-Freak ist, gemeinsam vor der Kamera. Außerdem fange ich mit meinen 44 Jahren noch einmal etwas ganz Neues an: eine Fortbildung in Evolutionspädagogik. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kitas und Schulen zu wenig auf Kinder eingestellt sind, die nicht der Norm entsprechen. Mein Sohn etwa ist sehr temperamentvoll, extrem schlau und saugt alles auf, wie ein Schwamm. Manchmal aber sind ihm die vielen Eindrücke zu viel und er kommt nicht leicht runter. Damit muss man umgehen können und das lerne ich jetzt auch professionell. Ich habe eine Expertin an meiner Seite und schreibe darüber ein Buch, das im Frühjahr erscheint!
Du engagierst Dich auch im sozialen Bereich?
Schon seit vielen Jahren bin ich Botschafterin für die SOS Kinderdörfer sowie die Kinderschutzengel - beides Herzensprojekte. Mit letzteren sind wir zum Beispiel mit Therapiehunden unterwegs, gehen in die Krankenhäuser zu Kindern, die dort auf Organspenden und Transplantationen warten. Wir unterstützen die Familien in dieser harten Zeit, erfüllen Wünsche und lenken ab. Einmal im Jahr organisieren wir auch eine Spendengala, die den Kindern zu Gute kommt. Für die SOS-Kinderdörfer betreue ich ein Dorf in Manila. Hier habe ich vor sieben Jahren aus meinem Netzwerk heraus eine Wasseraufbereitungsanlage organisiert und übergeben. Sauberes Wasser ist das Wichtigste im Leben - und auf den Philippinen leider keine Selbstverständlichkeit.
Als Wahlberlinerin hast Du sicher Restaurant-Tipps für die Hauptstadt?
Mein Lieblingsrestaurant ist das „Culaccino“ am Fasanenplatz. Der Laden gehört Mario, der in Berlin schon viele Restaurants geführt hat. Und alle waren großartig! Dieses Lokal liegt unheimlich schön mit einer großen Terrasse im Sommer und es gibt sensationelles Essen. Noch ein Insider sind die „Wannsee-Terrassen“ mit gigantischem Blick übers Wasser und auf den Sonnenuntergang.
Wir haben viel über Verena Wriedt gehört: Jugend auf den Philippinen, Studium in England und den USA und als Moderatorin auf der ganzen Welt unterwegs. Was sind die schönsten Plätze für Dich?
Eine sehr schwierige Frage. Mein Vater hat uns schon als Kinder oft mit auf Geschäftsreisen genommen. So habe ich früh viele herrliche Orte gesehen: New Orleans, Taiwan oder Hongkong zum Beispiel… Ein Ort der Ruhe sind für mich immer wieder die Malediven - wunderschön, einfach wie im Bilderbuch. Ich hatte auch großes Glück, die Philippinen kennen lernen zu dürfen, bevor sie so kommerziell wurden. Wir sind beispielsweise einmal mit einem Helikopter auf eine Insel geflogen, die wir ganz für uns alleine hatten. Oder die Insel Palawan. Hier gab es riesige Schmetterlinge, doppelt so groß wie meine Hand. Natur begeistert mich! Für die DTM fliege ich jetzt nach Tokio und fahre weiter mit dem Zug nach Fuji - ich freue mich schon wahnsinnig auf dieses persönliche Highlight des Jahres!
Das glaube ich gerne. Vielen lieben Dank, Verena für die interessanten Einblicke in das Leben einer Weltenbummlerin, die in Berlin ihre Heimat fand. Weiterhin alles Gute!
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