Tanja Bublitz - Lifestyle-Insider.com

Tanja Bublitz

INTERVIEW

Seit 30 Jahren führt sie die Münchener Traditions-Parfümerie Brückner und Bublitz und bleibt dabei der Maxime »Luxus und bester Service« treu. Uns verrät sie, was ein Tigerteppich mit dem Temperament ihrer Oma zu tun hat und warum sie vor allem Individualisten zu ihren Kunden zählt.

11. Dezember 2018

Liebe Tanja, ich freue mich, dass wir heute gemeinsam eine kleine Zeitreise unternehmen und auf 125 Jahre Parfümerie Brückner und Bublitz zurück schauen. Wie begann alles?

1893 haben Philippine und Richard Magnus Brückner die Parfümerie- und Seifenwaren GmbH hier in München am Roseneck gegründet. Damals gab es noch kaum Parfüm, es wurden hauptsächlich Seifen und Puder gehandelt. Aber Magnus war ein kluges Köpfchen und viel in der Welt unterwegs. Von seinen Reisen inspiriert, brachte er Kostbarkeiten, wie z.B. orientalische Düfte mit nach München, die er später im Laden verkaufte. Das sprach sich schnell herum - sogar bis zum Königshof. Der damalige Prinzregent Luitpold ernannte Brückner zum königlich bayerischen Hoflieferanten. Als 1903 das Münchener Rathaus gebaut wurde, zog die Parfümerie dort ein. Etwas später kam meine Großmutter Margarete Bublitz in das Geschäft hinzu.

Und die wurde zur Grand Dame der Münchener Parfümwelt…

Meine Oma hatte eine große Leidenschaft für Parfüm. In den 1950er Jahren übernahm sie die Leitung des Geschäfts. Seither tragen wir auch „Bublitz“ im Namen. Sie sorgte damals für sehr viel Bewegung in der Münchener Society und sie war eine der Ersten, die Marken aus Amerika importierte. Wir waren damals die einzigen im Süden Deutschlands die Estee Lauder im Sortiment führten. Meine Großmutter war immer schon sehr fortschrittlich und vermittelte Aufbruchsstimmung. Wir hatten zu der Zeit einen Tigerteppich im Laden, er betonte das Temperament meiner Oma sehr gut. Als mein Vater mit in die Leitung der Parfümerie einstieg, wurde unser Geschäft vergrößert und umgebaut. Durch ihn kamen Marken wie Davidoff nach München.

Man hatte also immer schon ein Händchen für Trends bei Brückner und Bublitz. Seit 1988 bist du am Ruder. Wie ging es weiter?

Als ich anfing, starteten in München gerade die Parfümerie-Discounts. Überall machten neue Läden auf, die Rabatte anboten und ich verbrachte die meiste Zeit damit, Preisauskünfte zu geben. Das passte mir gar nicht und ich stellte meinen Vater vor die Wahl: Entweder machen wir das ganz anders oder ich suche mir einen neuen Job. Damals gab es kaum Nischen. Das war unsere Chance! Über eine Freundin kam ich an das Traditionsunternehmen Creed heran. Dort gab es keine Konditionen, wir bekamen auch keine Tester. Man musste Verkaufsware aufmachen. Mein Vater konnte das nicht verstehen und war anfangs weniger begeistert von meiner Idee. Die Ware war in seinen Augen viel zu teuer und unbekannt. Wir haben Creed dennoch ins Regal gestellt und nach zwei Wochen waren wir komplett ausverkauft. Da meinte er dann nur: „Warum hast du nicht mehr bestellt?“. So ging’s los. Als nächstes kam Etro in den grünen Schachteln dazu und nach und nach immer mehr Vertriebe, die ihre Marken nach Deutschland bringen wollten.

Bis heute habt Ihr keine Massenware. Nach welchen Kriterien wählst Du aus?

Nach Bauchgefühl. Ich habe viel Erfahrung und mich stetig weitergebildet, so dass ich weiß, ob eine Marke funktioniert. Die meisten kommen hierher und möchten zu uns. Das ist der Verdienst meines Mutes, in eine andere Richtung zu gehen. Ich führe kein Chanel, kein Dior - und doch kennt man uns in der ganzen Welt.

Welche Klientel sprecht Ihr an?

Individualisten. Unsere Kunden suchen meist nach einem Duft, der genau zu ihnen passt und ihren Charakter unterstreicht. Menschen, die bei uns einkaufen, suchen etwas Besonders - für sich selbst oder als Geschenk für andere. Unsere Kunden ziehen sich durch alle Altersstufen und Gesellschaftsschichten. Wir haben moderne und junge, genauso wie traditionell orientierte Kunden. Alle teilen sich jedoch eine Gemeinsamkeit: Sie schätzen die persönliche Beratung. 

Ihr habt auch viel internationales Publikum, das gezielt kommt?

Zum Beispiel aus den Emiraten. Das spricht sich dort Mund-zu-Mund herum. Seit 20 Jahren machen wir eigene Düfte und haben zwischenzeitlich vier Linien mit jeweils sechs bis acht Düften. Auch eine arabische Linie produzieren wir und die spricht unsere internationalen Kunden besonders an. Wir sind im Ausland auch bekannt als „the store with the old lady“. Denn das Bild meiner Oma hängt über der Kasse und die Grand Dame unserer Parfümerie zieht auch heute unsere arabischen und russischen Kunden besonders an.

Stichwort eigenes Parfüm: Wie funktioniert dieser Prozess?

Die Parfümherstellung ist nicht schwer. Es gibt sogar hier in der Nähe von München Anbieter. Aber: Der Duft muss ja in den Flacon. Das ist die Schwierigkeit. Unter einer Stückelung von 500-1000 Stück schalten die meisten Firmen ihre Maschinen gar nicht ein. Unsere besonderen Duftkreationen lassen wir daher in der französischen Parfümstadt Grasse produzieren und abfüllen. Hier haben wir auch die Möglichkeit, unsere Parfüms in kleiner Menge abfüllen zu lassen und können einen hochwertigen Herstellungsprozess gewährleisten.

Wie lange hält sich Parfüm?

Je mehr Alkohol drin ist, umso länger. Je mehr Duft, umso kürzer. Aber in der Regel hält ein Parfüm um die drei Jahre.

Was hältst Du von High-Tech-Kosmetik bzw. Naturprodukten?

Es gibt nach wie vor einen starken Naturtrend. Naturkosmetik ist gut für das Gefühl, doch es kommt wirklich drauf an, was der Kunde sich von dem Produkt erhofft. Für guten Sonnenschutz brauche ich meist die Chemie. Auch die Altersprozesse der Haut kann man mit reiner Naturkosmetik nicht immer optimal aufhalten. Ich biete meinen Kunden Produkte an, von deren Wirksamkeit ich überzeugt bin.  

Aber können gute Pflegeprodukte den Prozess wenigstens verlangsamen?

Verlangsamen: ja. Zurückdrehen: nein. Wenn die Falte da ist, wird es schwierig, sie wieder wegzubekommen. Doch wenn man ein gutes Pflegekonzept hat und das konsequent durchzieht, kann man an die zehn Jahre gewinnen. Wenn man allerdings mit 60 Jahren erst mit Anti-Aging-Methoden beginnt, wird kaum eine Verbesserung eintreten. Schon im Alter von 20 Jahren sollte man anfangen, abends das Make Up herunterzunehmen, die Haut gut zu reinigen und die Haut tagsüber mit den richtigen Produkten schützen.   

Seht Ihr Euch die Kundin genau an, wenn sie Kosmetik möchte?

Wir nehmen uns für jeden Kunden ausreichend Zeit, um perfekt beraten zu können und die Wünsche des Kunden zu erkennen. Es geht nicht darum, was wir sehen, sondern was die Kundin möchte. Wir müssen wissen, welches Ziel sie mit ihrer Pflege erreichen möchte und dann erstellen wir langsam ein Pflegekonzept und geben Hilfestellungen. Es kommen zum Beispiel auch Männer, die sich eine Beratung rund um die Rasur wünschen. Auch hier helfen wir gern.

Welche Kosmetikmarke benutzt Du?

Das geht kreuz und quer und wechselt häufig. Ich habe nichts im Laden, was ich nicht selbst schon benutzt habe. Aktuell nutze ich Seren von Muti – das ist ein Münchener Naturkosmetik-Hersteller, dessen Produkte wir seit wenigen Wochen bei uns führen.

Stimmt es, dass man die Marke öfter wechseln sollte, damit sich die Haut nicht zu sehr gewöhnt?

Ich bin mir nicht sicher, ob das nicht bloß eine kluge Marketingidee ist, um den Absatz zu fördern. Wir haben Kundinnen, die problemlos jahrelang die gleiche Kosmetik nutzen. Was man allerdings regelmäßig wechseln sollte, sind die Wirkstoffe. Im Herbst und Frühjahr stellt sich die Haut auf die neue Jahreszeit um und dann sollte auch die Pflege auf die neuen Bedürfnisse umgestellt werden.

Wie wichtig ist Dir Duft?

Ich würde nie ohne Duft aus dem Haus gehen. Düfte machen zwar nicht den Menschen, sie beeinflussen aber die Stimmung. Wenn du einen Duft riechst, den du magst, dann bringt dir das Wohlbefinden. Und wenn du dich gut fühlst, wirst du auch ganz anders wahrgenommen.

Was ist bei der Duftauswahl wichtig?

Man muss sich wohlfühlen und „eins-sein“ mit dem Duft. Wenn er passt, dann weiß man das einfach.

Hast Du einen persönlichen Signature-Duft?

Nein, aber eine Richtung: Vanilledüfte.

Gibt es bestimmte Trends bei Düften?

Bei mir nicht, da ich diese Marken nicht mehr führe. Aber ich schnuppere mich gerne mal durch einen Duty-Free-Shop. Da hat man tatsächlich das Gefühl, dass vieles aus einem Topf kommt. Mal sind es die Blumendüfte, mal Zitrus-Nuancen. Wir arbeiten so nicht. Dennoch sehe ich einen Trend: Die neuen Düfte, die mir vorgestellt werden, sind Wohlgerüche. Der Trend geht zurück zu hochwertigen und wohlriechenden Parfüms.   

Bei Euch gibt es viele Raritäten. Habt Ihr auch Dinge, die man nur bei Euch kaufen kann?

Den Duft von Niki de Saint Phalle führt keine andere Parfümerie außer unserer. Auch Montana ist eine wahre Rarität – die hatten in den 80er-Jahren ein Wahnsinns-Damenparfüm. Wir führen viele Nischen und Luxusmarken, das Sortiment unserer Parfümerie bietet mehr als nur eine Rarität, dadurch zeichnen wir uns aus. 

Ihr habt jetzt auch eine Männerlinie?

Die hatten wir immer schon. Seit März 2018 haben wir eine Parfümerie – exklusiv für Männer – im Traditionshaus Hirmer eröffnet. Hier bekommen wir endlich die Möglichkeit, uns auch in diesem Segment richtig auszutoben. Wir bieten unseren männlichen Kunden eine große Auswahl an Pflegeprodukten als auch Produkten rund um die Rasur an. Für unseren Store im Hirmer haben wir auch drei exklusive Parfüm-Nuancen kreiert, die nur dort erhältlich sind.  

Was läuft bei Euch besonders gut?

Unsere eigenen Marken sind sehr beliebt, aber auch Philly & Phill, Creed, Amouage oder Profumum Roma.

Und bei den Pflegeprodukten?

Da sehe ich gerade einen Trend, den ich schon vor 15 Jahren in den USA erlebt habe: Die „Doktor-Brands“. Das sind Produkte, die von Hautärzten durch Forschung und Innovation entwickelt wurden. Dr. Dennis Gross oder Erno Laszlo zählen hier aktuell zu den beliebtesten Marken.  

Ihr habt ja viele ausländische Kunden. Welche Münchener Restaurants würdet Ihr denen empfehlen?

Das Rocca Riviera - Küche, Style, Ambiente: Hier passt einfach alles! Ansonsten Enter The Dragon ist gerade angesagt. Ich persönlich gehe auch mit Geschäftskunden gerne in den Freisinger Hof – da gibt es gute bayerische Küche. Oder die Dachterrasse im Bayerischen Hof finde ich wunderbar.

Wo entspannst Du?

Auf Ibiza im Casa Munich. Und das schon seit vielen Jahren, mindestens zwei Wochen im Jahr. Ibiza ist für mich wie: Batterie aufladen! Die Insel versprüht ein ganz besonderes Flair.

Deine Restaurant-Tipps auf Ibiza?

Ich gehe gerne in die alte Bodega an der Brücke. Hier gibt es großartige Tapas. Es ist immer voll und jeder kommt. Auch im Casa Colonial bin ich gerne.

Wo siehst Du Brückner und Bublitz in zehn Jahren?

Hoffentlich in den Händen meiner Tochter. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie einsteigt. Aber ich zwinge sie nicht dazu, man soll seinen Beruf immerhin gerne und mit Leidenschaft ausüben. Unser größtes Problem sehe ich im Fachkräftemangel. Selbst wenn ich jemanden von Douglas oder Kaufhof bekomme, kennt er sich mit meinen Kunden und dem Sortiment leider nicht aus. Professionelle Beratung ist für uns ein essentieller Bestandteil. Da muss man die DNA des Ladens im Blut haben. Alle meine Mädels haben hier gelernt, die sind einfach Brückner: Wir stehen für Tradition, Nachhaltigkeit, Anderssein und Beratung.

Du bist seit 30 Jahren in der Verantwortung. Was war die witzigste Story in all den Jahren?

Da gab es viele. Was mich aber noch mehr bewegt, ist die lange Zeit, die wir hier miteinander verbracht haben. Meine Mitarbeiter, meine Kunden und wir sind zu einer Einheit geworden. Wir wachsen gemeinsam, haben gemeinsam Kinder bekommen, später kamen dann Enkelkinder dazu oder Ehemänner gingen…

Gibt es jemanden, der Dich in der Zeit besonders beeindruckt hat?

Alessandro Gualtieri, der Kopf hinter Nasomatto. Das ist ein völlig verrückter Typ, der sich selbst in dieser Idee verwirklicht. Wenn der mal keine Lust hat, dann macht er auch nichts. Er ist immer sehr unkonventionell – zum Beispiel auf Messen: Da stand einmal ein riesen Flakon, auf dem er einen Hundehaufen drapiert hat und einen Plastikhund, der hier sein Geschäft draufgesetzt hat. Verrückt!

Es gibt heutzutage eine große Fake-Industrie. Tangiert Euch die?

Tatsächlich sind auch die Fakes schon in der Nische angekommen. Ich gebe daher immer den Rat: Aufpassen, wo man kauft. Bei Online-Shops mit supergünstigen Preisen sollte man vorsichtig sein. Darunter sind oft Fakes oder Reimporte, die einmal um die Welt geschippert sind oder ungünstig gelagert waren. Wir haben ein Qualitätssiegel, das Frische und richtige Lagerung unserer Produkte gewährleistet.

Eignen sich Parfüms als Weihnachtsgeschenk?

Leider ändert sich die Haltung zum Schenken immer mehr. Heutzutage muss es immer schnell gehen oder es wird gleich gespendet. Ich finde: Schenken bedeutet vor allem, sich mit jemanden auseinander zu setzen, etwas auszusuchen, was gefallen könnte. Ich bin ein Schenker und werde auch gern beschenkt. Parfüms eignen sich wunderbar. Wenn man einen Menschen gut kennt, dann ist es gar nicht schwierig. Du sagst mir einfach, wie er ist und ich habe das Know-How das richtige Parfüm auszusuchen. Dabei geht es mir nicht ums Verkaufen sondern vielmehr ums Helfen, Unterstützen und Beziehungen aufbauen.

Ein großartiges Schlusswort. Liebe Tanja, herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch!

Für alle, die einen der exklusiven Düfte der Parfümerie Brückner und Bublitz ausprobieren möchten, hält Tanja Bublitz bis Ende Januar eine besondere Aufmerksamkeit bereit. Nach einer persönlichen Beratung habt Ihr die Möglichkeit, Euer Parfüm in einen kostenlosen Tester abfüllen zu lassen. Einfach in einer der drei Münchener Filialen vorbeischauen und das Codeword INSIDER nennen. Wir wünschen Euch eine schöne Adventszeit!

Filiale „Alter Peter“: Rindermarkt 1
Filiale im Hirmer: Kaufingerstr. 28
Filiale im Rathaus: Marienplatz 8
 

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