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Kurt Wagner

INTERVIEW

Der Direktor des Althoff Grandhotels Schloss Bensberg verrät, was sein Haus so besonders macht, welche Gäste ihm die liebsten sind und ob er sich hätte vorstellen können, Heidi Klums Hochzeit auszurichten – das Hotel kursierte jüngst als mögliche Hochzeits-Location in den Medien.

Foto: Uwe Erensmann

25. Juni 2019

Lieber Herr Wagner, ich freue mich heute im Vorfeld des Feinschmecker-„Wein Awards“ mit Ihnen sprechen zu dürfen. Beginnen wir mit der Geschichte des Hauses…

Das Grandhotel wurde 1716 erbaut, von Jan Wellem, Kurfürst von Düsseldorf und Rheinberg. Allerdings ist er viel zu früh gestorben und nie richtig eingezogen. Seine Frau war eine gebürtige Medici, die es nach seinem Tod wieder in den sonnigen Süden zog - obwohl wir auch hier bestes Wetter haben. Danach war das Haus alles Mögliche: Unter anderem fungierte es zeitweise als Lazarett und Krankenstation. Erst im Jahr 2000 wurde das Anwesen zu dem, was es eigentlich sein sollte: eine wunderbare Herberge.

Das Schlosshotel gehört zur inhabergeführten Hotelkette der Althoff Collection mit sechs individuellen Luxushotels. Welche Philosophie wird hier verfolgt?

Die Althoff-Hotels bauen auf drei Säulen: Architektur, Kulinarik und Mitarbeiter. In jedem Hotel befindet sich ein Gourmet-Restaurant, so wie hier im Schloss Bensberg, mit dem Restaurant Vendôme, vom Drei-Sterne-Koch Joachim Wissler.

Diese Verbindung aus Spitzengastronomie und Hotellerie ist ein Unterscheidungsmerkmal von anderen Hotels der Luxusklasse?

Herr Althoff eröffnete in den 90er-Jahren Schloss Lerbach: Er hatte erkannt, wie wichtig so ein Restaurant für den Hotelbetrieb ist. Es gab damals schon gute Hotels, aber niemand hatte Sterneküche. Schloss Lerbach war das erste Hotel mit Sternerestaurant. Heute haben alle Hotels der Althoff Collection einen Sternekoch vor Ort: Im Hotel am Schlossgarten kocht etwa Denis Feix, im Hotel Überfahrt am Tegernsee steht Christian Jürgens am Herd und im St. James‘ Hotel in London Starchef William Drabble.

Sie selbst waren bereits von 2002 bis 2008 im Schlosshotel Bensberg. Was waren Ihre beruflichen Stationen davor und danach?

Angefangen habe ich in Wien im Hotel Imperial. Weitere Stationen machte ich im La Palma au Lac in Locarno, im Carlton-Hotel in St. Moritz, im Grandhotel Arosa, auf den Malediven und Philippinen. 1992 kam ich nach Deutschland und eröffnete hier das Schlosshotel Lerbach der Althoff-Gruppe, im Anschluss ging es nach Schloss Bensberg. 2008 führte mich mein Weg ins Hotel Überfahrt an den Tegernsee, wo ich zwei Jahre das Hotel leitete. Doch es zog mich zurück nach Bensberg.

Was macht dieses Hotel, abgesehen von der Kulinarik, so besonders?

Die Architektur ist einfach einzigartig, mit außergewöhnlichem Blick auf Köln und den Kölner Dom. Bensberg ist das zweitgrößte Barockschloss nördlich der Alpen - ein fantastischer Ort etwa für Hochzeiten und andere Feierlichkeiten, die wir sehr häufig ausrichten. Wir haben sogar ein eigenes Trauzimmer sowie einen Ballsaal.

Apropos Hochzeiten: In Ihrer Präsidentensuite haben schon viele Stars, wie etwa Bono von U2 oder Lady Gaga genächtigt. Seit Monaten spekuliert die Presse, ob Heidi Klum ihre bevorstehende Hochzeit bei Ihnen feiert…

Diese Frage stellt man uns fast täglich. Aus naheliegenden Gründen: Heidi Klum kommt aus der Region, wir kennen sie seit den 90er Jahren und haben schon einige Presseveranstaltungen mit ihr im Schloss Lerbach ausgerichtet. Von der Legende her, wäre es also durchaus plausibel. Wir lassen uns auch überraschen und würden uns freuen, wenn sie zu uns käme.

Über Ihre Laufbahn haben Sie viele berühmte Persönlichkeiten kennen gelernt. Hat Sie jemand besonders nachhaltig beeindruckt?

Da gibt es sehr viele. Stars, wie etwa Bono, sind sehr umgänglich - vielleicht auch, weil wir ihnen hier die Freiheit geben, sich wie ganz normale Menschen bewegen zu dürfen. Das gefällt. Auch Politiker, wie etwa Gerhard Schröder, verblüfften mich, durch ihr „normales“ Wesen. Schröder war damals Bundeskanzler und ich brachte ihm etwas aufs Zimmer. Er fragte mich, ob ich nicht noch bleiben und mit ihm ein Glas Wein trinken möchte. Wenig später lud er Herrn Althoff und mich zu einer Vernissage nach Bonn ein, mit Udo Lindenberg.

Da gibt es sicher viele bleibende Erinnerungen. Inwiefern unterscheiden sich Stars und Gäste aus dem Luxussegment von den ganz „normalen“ Gästen?

Wir unterscheiden die Gäste nicht und versuchen immer für jeden Gast das bestmögliche Erlebnis zu schaffen.

Thema Bewertungsportale: Sie antworten auch persönlich auf Bewertungen. Wie schwierig ist es, mit Ratings umzugehen, die von Pseudonymen oder Avataren verfasst worden sind?

Schwierig finde ich vor allem den Zeitaufwand, den man investieren muss. Früher haben Sie im gesamten Jahr einige Dankes- oder auch Reklamationsschreiben bekommen, heute erleben Sie das täglich, von A-Z. Zum Glück sind unsere Bewertungen in der Regel sehr gut, etwa 94 bis 95 Prozent positiv. Aber Sie müssen sich damit beschäftigen, können diese nicht links liegen lassen. So nimmt das Thema einen nicht unerheblichen Teil meiner Arbeitszeit ein.

Gibt es neue Projekte im Althoff Grandhotel Schloss Bensberg?

Wir haben in den letzten Jahren alle Zimmer renoviert. Ebenso die Lobby, alle Restaurants, die Salvador-Dali-Bar und die Terrasse. Auch eine sehr exklusive neue Business-Lounge haben wir eröffnet. Für Anfang 2020 planen wir den Wellness-Bereich neu. Schwimmbecken gab es dieses Jahr schon, jetzt stehen Saunen und Liegewiese an.

Und was tut sich in der Althoff-Gruppe?

Vor allem die Vier-Sterne-Schiene mit den Amaron-Hotels ist stark am Wachsen. Erst kürzlich haben wir das Amaron Neuschwanstein eröffnet, demnächst kommt ein neues Haus in Frankfurt, Anfang 2020 München, Zürich, Rotterdam. Unser Fünf-Sterne-Projekt, das Domhotel in Köln, sollte 2021 fertig gestellt sein.

Welche Entwicklungen sehen Sie in der Hotellerie in den kommenden Jahren?

Ich glaube, dass sich die Luxushotellerie deutlicher abheben und noch gefragter sein wird, als sie jetzt schon ist. Köln hat im vergangenen Jahr gut 1.000 neue Zimmer dazu bekommen. Die Menschen reisen immer kürzer, dafür aber immer öfter. Früher fuhren die Leute einmal im Jahr, zwei bis drei Wochen in die Ferien, heute sind sie fast jedes Wochenende unterwegs. Dabei haben Motel One und ähnliche Angebote ihre Berechtigung, wenn es darum geht, ein schnelles Bett zu finden. Aber die Betreuung der Gäste wird immer ein Thema und geschätzt bleiben.

In Ihrem Kosmos auf Schloss Bensberg gibt es mehrere Restaurants und Bars. Kann man dort auch als Nicht-Hotelgast speisen?

Selbstverständlich. Das wichtigste eines jeden Unternehmens ist das lokale Geschäft. Wir führen hier drei hervorragende Restaurants: Neben dem Drei-Sterne-Restaurant Vendôme haben wir eine Enoteca mit bester cucina casalinga und cucina creativa, sowie die Salvador-Dali-Bar. Bis 22 Uhr findet man hier Restaurantbetrieb, danach eine Bar. Jeder Gast ist herzlich willkommen.

Was war der bislang anspruchsvollste Sonderwunsch eines Gastes?

Bei uns gibt es keine außergewöhnlichen Wünsche, weil wir in der Regel alles erfüllen. Ich hatte jedenfalls noch nie einen Gast, der mir die Kreditkarte in die Hand gedrückt und gesagt hätte: „Kaufen Sie mir bitte einen Rolls Royce!“.

Ein Schwenk zu Ihnen als Privatperson: Wo entspannen Sie, wenn Sie sich nicht im Althoff-Kosmos bewegen?

Seit Jahrzehnten mache ich Ferien in Italien. Empfehlen kann ich das Splendido in Portofino, die Villa San Michele in Florenz oder auch unser eigenes Haus, die Villa Belrose in St. Tropez. Im Winter bin ich gerne beim Skifahren in den Österreichischen und Schweizer Alpen.

Haben Sie auch Restaurant-Empfehlungen?

Die neue Sterne-Küche ist sehr spannend geworden - egal, wo Sie hinschauen. In Spanien, Norwegen, Schweden gibt es viele tolle Plätze, wo ich schon aus beruflichen Gründen gerne hingehe. Nächste Woche reise ich zum Beispiel nach Mailand und Bergamo und sehe mir dort Drei-Sterne-Lokale an. Ich liebe aber auch die ganz normale italienische Küche in den einfachen Trattorien.

Herr Wagner, vielen herzlichen Dank für dieses informative Gespräch.

 

 

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