Nobu Matsuhisa - Lifestyle-Insider.com

Nobu Matsuhisa

INTERVIEW

Er zählt zu den berühmtesten und profiliertesten Küchenchefs der Welt. Wir sprachen mit dem Meister der japanisch-peruanischen Küche über Signature Dishes, Qualitätsstandards, die neuen Nobu Hotels und die Partnerschaft mit Robert De Niro.

Foto: Uwe Erensmann

Nobu Matsuhisa und sein Team in München Foto: Vadim Kretschmer

13. Februar 2024

Lieber Nobu, die Lifestyle Insider-Community ist ein Treffpunkt für Reisefans und Gourmets. Viele sind große Fans Ihrer Küche, daher ist es mir eine große Ehre heute dieses Interview zu führen. Herzlichen Glückwunsch auch an der Stelle zum 70. Geburtstag, den Sie vor kurzem gefeiert haben. Wie haben Sie diesen Ehrentag verbracht?

Nur mit meiner Familie. Sie müssen wissen: Ich reise zehn Monate im Jahr, um mit Teams und Geschäftspartnern auf der ganzen Welt zu sprechen. Wenn ich bei diesem Programm tatsächlich Zeit für mich finde, dann möchte ich niemanden sehen. Außer meine Familie. Und so war es auch an diesem besonderen Geburtstag. Das ist doch sehr japanisch, oder?

Als Sie damals Ihre Karriere starteten, hätten Sie es für möglich gehalten, dass die japanische Küche einmal so beliebt wird?

Ich habe in Japan gelernt und bin mit 24 Jahren nach Peru ausgewandert. Dort gab es nur vier japanische Restaurants, die nicht besonders beliebt waren. Die vielen ansässigen japanischen Immigranten kombinierten die traditionelle japanische Küche mit lokalen Zutaten aus Peru. Das war für mich Inspiration. Ich bot Sushi und Sashimi in einer noch traditionelleren Form an und fusionierte die japanischen Techniken mit den peruanischen Produkten - meine spezifische Küche „Nobu-Style“ war geboren.

Sie arbeiten jetzt seit mehr als 50 Jahren auf der ganzen Welt. Was hat die Lebensmittelindustrie seither am meisten verändert?

Man erhält heute ganz einfach Zutaten aus der ganzen Welt. Das war früher nicht so. Da gab es nur lokale Produkte. Verändert hat sich auch, dass die Menschen deutlich mehr reisen, unterschiedliche Küchen kennen und qualitativ hochwertige Speisen zu schätzen wissen. Vor vierzig Jahren kannte kein Mensch das Traditionsgericht Ceviche, das ich auf meine besondere Art zubereite. Heute lieben es meine Gäste auf der ganzen Welt. Neue Gerichte werden kreiert und die Menschen mögen sie weltweit. Auch Seafood wird immer beliebter, wohl auch weil es dem Trend zu gesunder Ernährung folgt.

Sie hatten am Anfang Ihrer Karriere keine leichte Zeit. So brannte etwa Ihr neu eröffnetes Restaurant in Alaska nur wenige Tage nach der Eröffnung komplett aus. Eine Versicherung gab es nicht. Wie geht man mit solchen Rückschlägen um?

Alaska ist in der Tat die schlimmste Erinnerung meines Lebens. Das Feuer brach aufgrund eines elektrischen Defekts aus und brannte tatsächlich das gesamte Lokal aus. Ich verlor mein Geschäft, mein gesamtes Geld, meine Energie, meinen Verstand – und fast auch mich selbst, denn ich dachte an Selbstmord. Meine Familie rettete mich. Sie hat mich immer unterstützt und geholfen. Daher ist Familie für mich so wichtig.

Was haben Sie von Ihrem Geschäftspartner Robert De Niro gelernt?

Robert De Niro unterstützt mich, ist Geschäftspartner und Freund zugleich. Partnerschaften sind oft rein auf monetäres Investment ausgerichtet, um den Profit zu steigern. Bei uns ist das nicht so: Robert versteht meine Philosophie, legt Wert auf die besten Produkte und Locations. Er reist mit mir und nimmt mich auch mit zu Interviews. So eröffnen sich neue Möglichkeiten.

In der Sushi-Küche spielen die Zutaten eine entscheidende Rolle. Wie stellen Sie sicher, dass sie weltweit Ihre Qualitätsstandards halten können?

Wie schon erwähnt, reise ich zehn Monate im Jahr zu meinen Restaurants auf der ganzen Welt. Dort beschäftige ich erfahrene Küchenchefs, die mindestens zehn bis fünfzehn Jahre bei mir gearbeitet haben und meine Philosophie und Qualitätsansprüche leben. Sie wissen genau, wie man meine Gerichte zubereitet. Wenn man so lange miteinander arbeitet, dann wächst man auch gemeinsam. Das ist wie Familie. Die trägt übrigens auch zur Qualitätssicherung bei und bringt den Teams neue Gerichte näher.

Das ist sicher eine große Aufgabe, bei zehn Matsuhisa-Restaurants und 41 Nobu-Lokalen auf der ganzen Welt…

Wir beschäftigen auch coporate Küchenchefs, die mich unterstützen: Sie lehren neue Gerichte und reisen ebenso zu den Standorten auf der ganzen Welt. Das Internet macht unser Geschäft deutlich einfacher. Wir können viel einfacher kommunizieren. Mindestens einmal pro Woche skypen wir…

Wie oft besuchen Sie Ihre Restaurants?

Ich versuche mindestens einmal pro Jahr bei jedem Restaurant vorbei zu kommen. Mit der Menge an neuen Standorten wird das zunehmend schwieriger…

Sind Ihre Signature-Dishes auf der ganzen Welt gleich?

Unsere Signature-Dishes werden in der Tat weltweit nach gleichem Muster hergestellt. In den einzelnen Ländern haben wir zusätzlich regionale Spezialitäten aus besten lokalen Zutaten. Zum Beispiel gibt es nur in London die Dover Sole mit schwarzen Bohnen.

Welches ist Ihr Lieblings-Signature-Dish?

Da gibt es so viele. Salmon Sashimi etwa, Hamachi Jalapeno, Rock Shrimp Tempura oder der Black Cod in Miso. Bei diesen Gerichten hat der Gast in unseren Restaurants weltweit eine Art Garantie, immer die beste Qualität zu bekommen.

Sie haben erst im vergangenen Jahr ein neues Nobu-Hotel in Marbella eröffnet. Wie kam die Idee für die Hotels?

Die Hotels waren De Niros Idee. Viele Firmen möchten, dass wir ein Restaurant in ihrem Hotel eröffnen. Nachdem Robert sein eigenes Hotel in Greenwich aufmachte, fragte er mich, warum wir nicht Nobu-Hotels erfinden? Ich ließ ein Projekt-Team reisen, mit potenziellen Investoren sprechen und das Konzept prüfen. Das fand Anklang und so eröffneten wir mit dem Caesar’s Palace in Las Vegas das erste Nobu-Hotel. In der Hotelsparte passiert viel. Erst kürzlich haben wir bekannt gegeben, 2020 in London am Portman Square ein neues Haus aufzumachen.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Ich mache grundsätzlich keine Pläne. Noch nicht mal für morgen. Denn ich versuche immer im Moment zu leben. Vielleicht plane ich heute Abend feiern zu gehen, aber da wäre schon das Äußerste an Planung in meinem Leben. Ich fühle mich zufrieden und möchte meinem Team und meinen Gästen weltweit Freude bereiten. Das ist mein Ziel!

Gehen Sie auch mal außerhalb der eigenen Restaurants essen?

Schwierig, denn ich betreibe die wohl besten Lokale der Welt (lacht). Tatsächlich verbringe ich während meiner Reisetätigkeit maximal zwei bis drei Tage an einem Standort. Während dieser Aufenthalte versuche ich, so viel Zeit wie möglich im Restaurant zu sein. Ich inhaliere förmlich die Atmosphäre, spreche mit Mitarbeitern und Gästen. Da bleibt keine Zeit für andere Lokale.

Wo tanken Sie Energie? Gibt es besondere Orte auf der Welt für Sie?

Vor etwa 20 Jahren habe ich ein Sommerhaus in Japan gebaut. Das liegt nur etwa eine Stunde von Tokyo entfernt. Man kann dort das Meer sehen, genauso wie die Berge. Es ist sehr ruhig und ich muss wirklich niemanden sehen. Ich stehe bei Sonnenaufgang auf und gehe bei Sonnenuntergang zu Bett. Dazwischen verbringe ich meine Zeit in der Natur und mit meiner Familie. Ein ganz besonderer Ort!

Lieber Nobu, herzlichen Dank für dieses interessante Gespräch!

 

 

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