Naturhotel Forsthofgut - Lifestyle-Insider.com

Naturhotel Forsthofgut

INTERVIEW

Ein Haus mit 400 Jahren Geschichte. Vom Forsthof mit Bauernhof zu einem der führenden Hotels im Salzburger Land. Inhaber Christoph Schmuck erzählt uns wie alles begann und was die Lage dieses Naturhotels so besonders macht.

Die Gewinner des LI-Awards 2019 in der Kategorie "Hotel"

09. April 2019

Lieber Herr Schmuck, gerade hat unsere Lifestyle-Insider-Community Ihr Haus zum „Hotel des Jahres 2019“ gekürt. Herzlichen Glückwunsch! Die Geschichte des Forsthofguts reicht zurück bis ins Jahr 1617. Nehmen Sie uns mit auf Zeitreise? 

CS: Vorneweg: Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung – ganz besonders, weil sie von den Gästen kommt! Ein großes Dankeschön geht an die Lifestyle-Insider-Community! Das Forthofgut existiert tatsächlich seit 402 Jahren. Die Familie Schmuck betreibt es mit mir in der fünften Generation. Und die sechste Generation gibt es auch schon, die macht gerade Mittagsschlaf. Meine Großeltern haben 1960 mit zwei Gästezimmern begonnen. Vor dem Hoteleingang, wo heute gewöhnlich die noblen Karossen parken, stand historisch unser Misthaufen. So kann sich die Welt in ein paar Jahrzehnten verändern… Meine Eltern schufen in den 80er Jahren einen recht umtriebigen Urlauberbauernhof. 1990 wurde unser heutiges Haupthaus errichtet und der Hotelbetrieb gestartet. Mit viel Fleiß und Einsatz bauten meine Eltern diesen Betrieb auf, den ich 2006 im zarten Alter von nur 22 Jahren übernehmen durfte. Seit 2010 ist auch meine Frau dabei. Denn ein erfolgreiches Hotel führt man nur mit einer Frau im Haus! 

Sie waren sehr jung, als Sie dieses Hotelprojekt begonnen haben. In dem Alter ist man dynamisch, euphorisch – aber hat sicher auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen?

CS: Ein Hotel zu führen und aufzubauen, ist eine vielschichtige Angelegenheit. Vieles kommt unerwartet. Herausfordernd war in der Tat in so jungem Alter Akzeptanz zu erlangen. Viele Mitarbeiter waren seit Jahren im Haus, da ist ein Rollenwechsel nicht ganz leicht. Beim Küchenchef war ich zum Beispiel Jahre zuvor als Praktikant. Auch die betriebswirtschaftliche Komponente kann eine Challenge sein, wenn es etwa darum geht, Vertrauen und Finanzierungen von Banken zu bekommen. Es war dennoch gut, so früh zu übernehmen. Man hat in dem Alter viel Energie und denkt nicht so viel nach. Man kommt einfach ins Tun. Heute, fast 14 Jahre später, wäre man viel vorsichtiger.

Diese Dynamik spürt man hier im Hotel. Seit 2006 hat sich hier enorm viel verändert…

CS: Die wunderbare Basis meiner Eltern führen wir weltoffen in eine neue Zeit. Und doch soll man die bäuerlichen Wurzeln im Haus spüren und erleben können. Seit ich den Betrieb leite, gab es kein Jahr, in dem ich nicht irgendwo umgebaut hätte. Jetzt sind wir glücklich mit der Betriebsgröße, möchten aber im Sinne der Gäste immer noch besser werden. Bei unseren Entwicklungen stellen wir immer zwei Fragen in den Fokus: Wie gelingt es uns, besondere Momente für unsere Gäste zu kreieren? Und: Mit welchen Geschichten verlässt uns der Gast? 

Ihr Stil vereint Tradition mit Moderne, warme Naturholzkomponenten wechseln mit Loden und coolen Designerstücken. Woher nehmen Sie die Inspiration? 

CS: Tradition und Haptik kennen wir nicht anders. Meine Frau kommt, genauso wie ich, aus einem Bauernhof. Wir haben Gespür und Wertschätzung für traditionelles Handwerk, wollten aber neue Aspekte einfließen lassen. Die alpine Architektur gibt es landauf, landab – daher ist die Mischung der Schlüssel. Inspirationen holen wir uns auf unseren Reisen in der ganzen Welt und kreieren so unseren eigenen Stil. 

Das Hotel ist mehrfach ausgezeichnet. GEO Saison hat Sie jüngst zum schönsten Wellnesshotel Europas gekürt. Ihr Spa-Bereich umfasst 3.800 Quadratmeter…

CS: Es geht uns nicht um Größe, sondern um die Art und Weise. Natürlich braucht man eine gewisse kritische Größe, um Atmosphäre und Angebot zu haben. Aber: Wie fühle ich mich als Mensch, wenn ich dort bin? Das steht im Vordergrund. Für uns sind Luxus nicht goldene Wasserhähne oder italienischer Marmor, sondern vielmehr Raum, Zeit und Luft im Sinne von Raumhöhen. Ein zentrales Thema unseres Spas ist natürlich Wasser – ein Pool, der alles auffängt, was drumherum geschieht, mit dem unbezahlbaren Blick auf die Leoganger Steinberge. In der Kombination mit dem Thema Wärme und Saunen funktioniert das bestens. Auch im Bereich Bewegung bieten wir Indoor wie Outdoor Einiges.  Fitness ist heute fester Bestandteil unserer Kultur. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie stark unser Gym und unsere Angebote genutzt werden – auch zu unchristlichen Zeiten, denn wir haben 24/7 geöffnet.

Im Winter zeichnet sich das Hotel durch die perfekte Lage, direkt an der Skipiste aus. Was kann man im Sommer unternehmen? 

CS: Der Sommer ist deutlich vielschichtiger in den Aktivitäten: Viele kommen zum Wandern. Wir unterstreichen das mit einem eigenen Wanderführer, der die Gäste an sechs Tagen die Woche zu Plätzen führt, die man als Urlauber nie finden würde. Und das mitunter zu Zeiten, wo man normalerweise noch im Bett liegt. Ein Sonnenaufgang oben auf dem Berg ist zum Beispiel einer dieser besonderen Momente. Auch das Thema Mountainbiken spielt eine Rolle. Wir haben einen großen Bikepark und bieten Touren abseits der bekannten Pfade. Ich bin selbst ein begeisterter Mountainbiker und nehme manchmal Gäste mit.  Wir haben außerdem drei Fitnesstrainer im Haus, die viel Outdoor machen: Yoga, Pilates, Nordic Walking etwa. Unser Sommerhighlight: Ein Jäger aus dem Ort geht mit Kindern und Erwachsenen regelmäßig in den Wald, erklärt Pflanzen, Bäume sowie Tierwelt und versucht sich im Fährtenlesen  - einfache Dinge, die in der heutigen Zeit immer wertvoller werden. Unsere kleinen Gäste erhalten zudem einen Entdeckerrucksack mit Fernrohr, Lupe und einigen Bestimmungsbüchern über Pilze, Pflanzen, Vögel und Bäume. 

Apropos Familien: Hier gibt es sogar einen eigenen Bauernhof für Kinder?

CS: Das ist unser miniGUT – ein Pinzgauer Bauernhof im Maßstab 1:3. Das Bauernhaus dient als Spielhaus für Kinder. Drumherum befinden sich Ställe und Wirtschaftsgebäude, wo tatsächlich Tiere leben: Schafe, Ziegen, Esel, Schweine, Hühner, Hasen und Fische im Teich. Unser Mitarbeiter, der Mini-Bauer, bewirtschaftet das Gut gemeinsam mit den Kindern. Darüber hinaus haben wir ein drei Hektar großes Wildgehege mit Rot- und Damwild – meine ganz persönliche Freude. Ich nehme hier gerne Kinder oder Erwachsene mit zur Fütterung und erkläre Wissenswertes. 

Das Forsthofgut ist nicht nur ein Familienhotel, sondern richtet sich auch an Paare. Wie schafft man diesen Spagat?

CS: An der Uni habe ich einst gelernt, dass man sich spezialisieren und auf eine bestimmte Zielgruppe konzentrieren solle. Doch man muss die Dinge tun, die man im Herzen fühlt. Wir wollen ein Haus sein, in dem sich Kinder undErwachsene gleichermaßen wohlfühlen. Kinder finden es toll, weil sie neue Freunde finden und gerne auch mal ohne die Eltern sind. Diese wiederum können die Zeit als Paar genießen. Paare, die uns besuchen, schätzen das Leben im Haus. Das kommt automatisch mit Kindern. Wir schaffen aber auch Rückzugsorte nur für Erwachsene – im Spa, im Restaurant. Das funktioniert sehr gut. Wir führen einfach ein Haus für Generationen. 

Ihr Motto lautet „Verantwortungsbewusstes Genießen“. Was verbirgt sich dahinter?

CS: Hier schlagen unsere bäuerlichen Wurzeln durch. Als Hotel profitieren wir sehr stark von der herrlichen Umgebung. Und für diese Kulturlandschaft sind die örtlichen Landwirte verantwortlich. Alles was möglich ist, beziehen wir daher aus der Region: Milch, Käse, Joghurt, Eier, Honig, Butter, Gemüse und Fleisch kommen zu großen Teilen aus unserer Umgebung. Wir haben sogar eine eigene kulinarische Linie entwickelt. Alle Speisen, die mit R50 gekennzeichnet sind, enthalten Zutaten, die in einem Umkreis von 50 Kilometern produziert werden. Für unseren Küchenchef war das anfangs eine große Herausforderung. Heute sind wir sehr stolz darauf! Wir haben zudem vor zwei Jahren einen zweiten landwirtschaftlichen Betrieb gekauft, der von einer Leoganger Familie bewirtschaftet wird und uns Lamm, Geflügel und Rind aus hoteleigener Landwirtschaft liefert. 

Kulinarisch liegt das Forsthofgut sehr weit vorne. Alleine beim Frühstück gibt es mehr als 200 Produkte…

CS: Wir haben das Frühstücksbuffet neu konzipiert, im Stil eines Genussmarkts. Es gibt eigene kulinarische Inseln, wo man sich bedient: zum Beispiel bei der Bäckerei, dem eigenen Metzger, der frisch zubereitet, der Käserei, dem Gemüsestand oder der Kaffeebar. Das macht Frühstück spannend. 

Bei dem breiten Spektrum, hat man da überhaupt genügend Zeit, die Köstlichkeiten zu genießen?

CS: Absolut! Gäste zu limitieren, finden wir nicht gut. Wir bieten daher unser Buffet von 7 bis 11 Uhr, für Langschläfer sogar noch ein kleines Angebot bis 12 Uhr. Wir haben Gäste die zeitig frühstücken, im Anschluss eine Aktivität machen und danach zum zweiten Durchgang ins Restaurant kommen. Wir bieten Flexibilität und Spielraum, das zu tun, was man möchte. 

Kulinarik wird in Ihrem Hotel sehr großgeschrieben. Sie haben drei Linien? 

CS: Diese Angebotslinien ziehen sich vom Frühstück, über das Nachmittagsangebot bis zum Abend und in die Bar hinein. Da wäre einmal die alpine Linie, bei der wir Gerichte aus allen sieben Alpenländern fusionieren. Die Speisen sind international, zum Beispiel mit italienischen oder französischen Einflüssen. Dann gibt es die erwähnte R50-Linie: Hier reichen wir regionale und traditionelle Gerichte mit lokalen Zutaten – Kaiserschmarrn, Kasnocken, Knödel oder ein Pinzgauer Rind zum Beispiel. Und zu guter Letzt bieten wir auch ein veganes Speiseangebot. Wir wussten anfangs nicht, wie wir mit dem Trend umgehen sollten und entschieden uns für die Flucht nach vorn. Wir bieten jetzt 100 Prozent vegane Küche. Das wird von den Gästen sehr gut angenommen und selbst ich finde mich hier immer öfter wieder – obwohl ich gern Fleisch und Fisch esse. 

Zusätzlich zum Halbpensionsrestaurant betreiben Sie noch zwei à-la-Carte-Restaurants?

CS: Da wäre einmal das Gourmetrestaurant „echt. gut essen“. Hier gibt es nur zehn Sitzplätze, die räumlich mitten in der Küche integriert sind. Das Angebot ist sehr exklusiv und wird sehr gut angenommen. Mit dem Restaurant „1617“ haben wir eine Hommage an das Gründungsjahr geschaffen. Hier bieten wir traditionelle Küche mit österreichischen Klassikern. Beide Restaurants sind auch für Einheimische und Urlauber aus der Region geöffnet. 

Wie ist das mit dem Spa? 

CS: Wir bekommen immer wieder Anfragen für Day-Spa und bieten auch Tickets, aber in sehr limitierter Form. Wir möchten nicht den Eindruck einer öffentlichen Therme erwecken. 

Das Hotel liegt in Leogang. Was macht den Ort so besonders?

CS: Die Umgebung und Natur sind hier sehr speziell. Gras- und Steinberge wechseln sich ab. Die Menschen sind sehr ursprünglich, bodenständig und authentisch. Gerade Gäste aus dem urbanen Bereich schätzen das sehr. Wir gehen hier sehr sorgsam mit unserer Umgebung um. Die touristische Entwicklung begann verhältnismäßig spät und doch haben wir heute ein weltoffenes Angebot an Sport und Logis vor spektakulärer Natur. 

Die jüngste Neuerung aus dem Jahr 2018 ist die neue „Botanist“-Bar im Forsthofgut. Was verbirgt sich dahinter?

CS: Es sollte nicht irgendeine Hotelbar mit gutem Spirituosenangebot werden, sondern eine Bar, die sich der Atmosphäre eines Naturhotels anpasst. Schon seit einiger Zeit sind wir mit der Saint Charles Apotheke aus Wien als Partner verbandelt. Gemeinsam haben wir ein Konzept entwickelt über Dinge, die nicht nur gut schmecken, sondern auch gut sind. Da gibt es dann den Anti-Stress-Cocktail oder einen Liebestrank. Unsere Barleute sammeln im Wald Zutaten, setzen eigene Liköre an. Das Barkonzept macht unseren Mitarbeitern große Freude. Unser Personal soll sich genauso wohlfühlen. Sie sind letztlich die Botschafter unserer Gedanken. 

Sie haben auch einen Wein-Wald? 

CS: Der Wald spielt eine zentrale Rolle im Forthofgut. Seit Jahrhunderten betreibt man hier Forstwirtschaft. So haben wir ein Wald-Spa geschaffen und das Thema in andere Bereiche übersetzt. Wir führen keinen klassischen Weinkeller, sondern einen Wein-Wald. Unser Sommelier verkostet mit den Gästen im Sommer auch gern mal einen guten Tropfen mitten im Wald. 

Apropos Wein: Wie ist Ihr Sortiment aufgebaut?

CS: Sehr vielfältig, mit vielen hundert Positionen. Ein großer Schwerpunkt liegt auf Österreich. Darüber hinaus bieten wir Klassiker. Wenn ein Gast einen Burgunder trinken möchte, dann soll er ihn haben. Wir haben zudem interessante Rubriken gebildet: Eine widmet sich etwa den Winzerinnen, eine andere den jungen Wilden, die Dinge etwas anders angehen. 

Ihre Inspirationen holen Sie auf Reisen. Wo führen Sie diese hin?

CS: Wir sind viel unterwegs, trotz der ganzjährigen Öffnung unseres Hotels. Wir reisen zwischendurch, zwei bis drei Tage in Städte und auch ländliche Gebiete. Dabei gehen wir in kleine, inhabergeführte Hotels. Dort steckt Herzblut drin und für uns ist es sehr inspirativ. 

Haben Sie einen solchen Tipp für unsere Community?

CS: In Südtirol passiert viel Gutes. Empfehlen kann ich hier das Hotel Miramonti in Hafling oder auch die Adler Lodge auf der Seiser Alm inmitten herrlicher Umgebung mit Blick auf die Dolomiten. 

Das zeigt wiederum es geht um Qualität und Leidenschaft. Man neidet sich nichts, sondern respektiert das Schaffen des Anderen. Die Qualität, die man hier bei Euch an jeder Ecke sieht, hat sicher seinen Preis?

CS: Ein Hotelbetrieb ist immer sehr anlageintensiv. Ich habe die Basis meiner Eltern übernommen und seither jenseits der 30 Millionen investiert – aus Familienhand, ohne Investoren. Wir haben 365 Tage im Jahr geöffnet, 102 Zimmer und beschäftigen 150 Mitarbeiter. 

Das verdient Respekt und Anerkennung! Vielen Dank für dieses interessante Gespräch in diesem herrlichen Refugium! Wir wünschen weiterhin viel Erfolg! 

(Anm. d. Red.: Dieses Interview wurde im März 2019 geführt.)

 

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