Relais Montepepe Spa & Winery - Lifestyle-Insider.com

Relais Montepepe Spa & Winery

INTERVIEW

Nahe des toskanischen Städtchens Montignoso liegen das Weingut und Hotel mit Blick auf das Tyrrhenische Meer. Wir haben mit Eigentümer Alberto Poggi und Hotel-Betreiberin Birgit Ladisich über diesen besonderen Ort gesprochen.

08. August 2022

Ich freue mich sehr, dass wir uns hier in dieser wunderbaren Oase treffen. Alberto, Deine Familie hat dieses traditionsreiche Anwesen im Jahre 2000 gekauft. Wie kam es dazu?

AP: Dass wir Montepepe kaufen durften, verdanken wir eher dem Zufall. Der vorherige Eigentümer arbeitete vor Jahren zusammen mit meinem Vater in einer Fabrik für Büromöbel. Meine Familie stammt aus der Region und für meinen Vater war Montepepe immer eine schöne Erinnerung aus Kindheitstagen. Als das Anwesen zum Verkauf stand, trafen sich die beiden ehemaligen Arbeitskollegen unverhofft wieder und stellten fest, dass sie sich ja seit vielen Jahren kannten. So haben wir den Zuschlag bekommen.

Ihr habt dann viele Jahre restauriert. Ich kann mir vorstellen, das war nicht immer leicht…

AP: In der ersten Phase haben wir uns auf den Weinanbau gestürzt: Bis 2006 wurden die gesamten Weinreben neugepflanzt und der Weinberg revitalisiert. Insgesamt haben wir hier sechs Hektar Weinanbau mit Vermentino-, Viogner-, Syrah- und lokalen Massaretta-Reben. Auch der Weinanbau hier hat eine lange Tradition: Während unserer Recherchen haben wir ein Dokument aus dem frühen 18. Jahrhundert gefunden. Damals kaufte Carlo Ludovico di Borborne, seines Zeichens Duke von Lucca, den Berg. Der spanische Infant wollte seinen eigenen Wein herstellen und holte extra einen Önologen aus Bordeaux. Mich hat die ganze Geschichte sehr interessiert und so holte ich mir selbst einen bekannten Önologen ins Haus. Gemeinsam mit Frederico Curtaz haben wir den Weinanbau in Montepepe rekultiviert. Bis heute betreut er uns.

Und dann kamen die Gebäude an die Reihe?

AP: Die drei Gebäude waren bei unserer Übernahme sehr heruntergekommen und mussten komplett saniert werden. Dafür haben wir zunächst die Geschichte der Gebäude über die Jahrhunderte hinweg recherchiert, um originalgetreu arbeiten zu können. Zuletzt kam noch 2016 der Anbau für die Weinproduktion dazu.

Diese Villa wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut und wird heute für Euren Hotelbetrieb genutzt. Man sagt, jede Suite hat ihre ganz eigene Geschichte?

BL: Richtig! Wir haben acht Suiten mit je 45 bis 180 Quadratmetern Wohnfläche. Ein besonderes Highlight ist zum Beispiel die Klavier-Suite „Pleyel“: Hier steht ein wunderschöner, alter Flügel aus dem 18. Jahrhundert, der einst dem berühmten Musiker Enrico Toselli aus Florenz gehörte. Die heutige Suite war ursprünglich das Musikzimmer der Villa. Der Flügel blieb nur hier stehen, weil die vorherigen Besitzer ihn weder durch Türen noch Fenster aus dem Haus herausbekommen haben. Unser Glück! Wir haben dann die Suite um ihn herum gebaut. Der Flügel funktioniert, ist jedoch sehr verstimmt, aber ein Original!  Demnächst lassen wir auch ihn restaurieren.

Du sprichst den eindrucksvollen Mix aus Tradition und Moderne an, der hier zur Philosophie gehört. Man sieht ihn überall im Interieur, fühlt und schmeckt diese Mischung in Euren Weinen…

AP: Ich bin selbst Architekt und mir war es von Anfang an wichtig, die 250 Jahre Tradition in die Moderne zu bringen. Unsere Hotelgäste sehen überall restaurierte Objekte, etwa im Weinkeller. Mein Credo lautet: Es gibt Menschen, die Dinge designen - ich hingegen designe Dinge, die es schon gibt und die ich vorfinde. So integriere ich alte Strukturen und Elemente in neuer Optik. Das hat mich immer schon interessiert. Meine Familie hatte einen Baumarkt, ich wurde quasi darin geboren. Auf Kinderfotos sieht man mich stets umgeben von Bausteinen. Hier in Montepepe lebe ich diese Passion aus.

Montepepe ist also ein Ort voller Geschichte und Geschichten?

AP: Das beginnt schon beim Namen. Wir haben das Relais nach dem Berg benannt. Warum der so heißt? Das weiß man nicht so genau und es gibt viele Theorien. Wörtlich übersetzt bedeutet Montepepe „Pfefferberg“. Vielleicht kommt der Name aber auch von „Pepo“, einer Kurzform für Guiseppe. Im zweiten Weltkrieg war der Montepepe ein strategischer Standort wegen der Hauptstraße, die genau unterhalb verläuft. Während unserer Restaurierung haben wir diverse Einschusslöcher entdeckt und im Weinberg taucht bei Bodenarbeiten auch mal Waffenmunition auf.

Apropos Standort: Der Montepepe liegt nahe des Städtchens Montignoso und nur wenige Kilometer vom Tyrrhenischen Meer und Urlauber-Hotspots wie Forte dei Marmi entfernt?

AP: Forte dei Marmi gilt schon seit den 1960er-Jahren als touristische Hochburg. Damals kamen die Urlauber aus dem Inland, heute ist das Publikum sehr international. Wer hier Urlaub macht, will Meer und Shopping. Denn in Forte gibt es auch alle großen Marken. Für uns sehr interessant ist die Nähe zu Pietrasanta - das ist eine ursprüngliche, kleine Stadt auf einem Hügel, die in der internationalen Kunstszene eine wichtige Rolle spielt. Hier findet man viele Kunstgalerien, Künstler und wichtige Marmorwerkstätten. Denn wir befinden uns hier auch in der Nähe des Carrara-Marmor-Gebirges.

BL: Montignoso liegt quasi genau mittendrin, umgeben von vielen interessanten Orten. Die Stadt war immer schon bei Intellektuellen beliebt, vielleicht weil sie weniger bekannt ist. Es ist hier wunderschön, die Menschen stehen sich sehr nahe, leben ihre Traditionen, kochen eigene Gerichte und feiern ihre Festivitäten. Das ist alles sehr authentisch.

Zurück zum Wein: Euer Wein hat einen guten Namen und gewinnt viele Auszeichnungen. Wie wichtig ist das?

AP: Bestätigung, aber auch Kritik an der eigenen Arbeit, finde ich sehr wichtig. Wenn wir eine Auszeichnung von einem Institut bekommen, dann zeigt uns das: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Und was ist Dein Lieblingswein Alberto?

AP: Schwierige Frage! Meine Weine sind alles meine Kinder. Eines ist ein bisschen schüchterner, das andere eher draufgängerisch - jedes hat seine eigene Mentalität!

Aber Ihr betreibt nicht nur Weinanbau. Beim Frühstück etwa genießt man viele lokale Naturprodukte?

BL: Wir versuchen so viel wie möglich lokal auf das Buffet zu bringen. 900 Meter weiter gibt es einen Milchbauern mit 15 glücklichen Bio-Kühen aus Österreich. Der macht uns den Joghurt, Käse und Milch. Auch die Eier kommen hier aus der Region. Unser Obst- und Gemüselieferant bringt uns Ware von den eigenen Feldern und von anderen Bauern aus Montignoso. Unser Bäcker liefert selbstgebackenes Brot, Torten und Kekse. Alles ist frisch hier! Denn mit einem guten Frühstückt fängt der Tag gut an. Darauf legen wir sehr viel Wert - auch auf die Auswahl, denn wir haben Gäste aus der ganzen Welt!

Woher kommen Eure Gäste?

BL:  Wir sind sehr kosmopolitisch, 90 Prozent unserer Gäste kommen aus dem Ausland. Vor allem aus Deutschland, England, Holland, Österreich und der Schweiz, aber auch aus den USA, Asien oder Dubai.

AP: Mir gefällt der Austausch mit den Gästen aus aller Welt. Man erfährt immer neue Geschichten und wir erzählen unsere Geschichte. Ich finde es großartig, wenn nach einer Weinverkostung ganz viele Nationen zusammenkommen: Da sitzen dann Menschen aus New York, der Schweiz, aus Holland, Deutschland oder Dubai zusammen an einem Tisch, man trinkt gemeinsam und am nächsten Tag sind alle Freunde.

Kann ich als Gast die Weinverkostung einfach dazu buchen?

BL: Genau. Bei der Weinverkostung geht Alberto mit den Gästen zunächst in die Weinberge. Das dauert etwa zwei Stunden. Alberto erklärt alles: woher der Wein kommt, er zeigt den Boden und das Gestein darunter. Dann geht es in die Cantina, wo die Gäste lernen, wie und wo der Wein gemacht wird. Und am Schluss endet alles im Weinkeller. Wir machen vier verschiedene Weine auf, es gibt leckere, lokale Speisen dazu und es wird getrunken, gelacht und viel erzählt. 

Birgit, Du führst seit Ende 2016 das Relais?

BL: Ich bin eine Freundin der Familie und kenne sie schon sehr lange. Denn ich lebe seit 19 Jahren in Italien. Ich bin gebürtige Österreicherin, aber in Deutschland aufgewachsen und habe dort meinen Ex-Mann kennengelernt. Dessen Familie hatte hier ein Haus und so kam ich nach Montisogno. Wir eröffneten erst eine Pizzeria, später war ich in der Hotellerie tätig. Als das Relais fertig wurde, rief mich die Familie. Und hier bin ich! Wir arbeiten sehr gut und sehr eng zusammen. Alberto lebt mit Leib und Seele mit und für dieses Anwesen. Hier gibt es keinen Stillstand.

Was steht als nächstes an?

BL: Neues Projekt ist die Rezeption an den Anfang des Weinkellers zu bringen. Alles soll natürlich im Einklang mit dem Ambiente hier geschehen. Wenn die Gäste hier ankommen, sollen Sie beim Check-In erst einmal bei Loungemusik entspannen und ein Glas Wein trinken. Auf der anderen Seite ist dann das Tasting, so dass alles eine Einheit wird: Rezeption, Livingroom, Weinkeller, Spa - das wird das Herz von Montepepe.

Wir sind gespannt! Das Montepepe ist ein rundum gelungenes Gesamtkonzept. Dafür kann man euch nur beglückwünschen! Auch wenn viel harte Arbeit dahinter steckt – aber das macht Montepepe aus. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

 

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