Dietmar Silly - Lifestyle-Insider.com

Dietmar Silly

INTERVIEW

Seine Leidenschaft gilt dem Luxus des Einfachen, dem Genuss und dem Weinbau. Zwölf Jahre war er Kellermeister der größten und ältesten Weinkellerei der Steiermark. Dann erfüllte er sich mit PuresLeben seinen Traum.

02. Februar 2018

Lieber Dietmar, es freut mich sehr, dass wir uns hier bei Dir in der Südsteiermark treffen. Du hast mit PuresLeben Deine Vision von Landwirtschaft, Weinanbau und Tourismus verwirklicht. Wie hat alles begonnen?

Wir hatten zuhause einen Mischbetrieb aus Landwirtschaft und Weinanbau. Ich wollte immer schon den Betrieb übernehmen, arbeitete aber zunächst zwölf Jahre als Kellermeister im bischöflichen Schloss Seggau. Hier wurden Messweine für ganz Österreich hergestellt. Irgendwann fehlte mir hier die Perspektive. Ich war gerade 30 Jahre alt und hatte mein Privathaus gebaut. Selbstständig sein wollte ich schon lange und auch in der Region bleiben. Die Frage war damals: Wie kann ich verbinden, was ich gelernt habe und was mir Spaß macht? So blieben die drei Pfeiler Essen, Trinken und Architektur übrig - und die Idee mit den Ferienhäusern entstand. Als erstes haben wir das Winzerhäusel umgebaut - genauso, wie ich selbst auch gern drin gewohnt hätte. Im Winter ging’s los, im Mai kamen die ersten Gäste.

Wie ging es weiter?

Das ist jetzt zehn Jahre her. Jeden Winter haben wir ein weiteres Haus gebaut. Dieses Angebot hat in der Region Alleinstellung. Ich mache das Ganze selbst, habe keinen Investor und entscheide alles alleine. Das ist mir wichtig. Ich möchte Dinge perfekt wissen und wenn ich dafür den Kredit länger abbezahlen muss, dann ist das eben auch mein Problem.

Du setzt also zu 100 Prozent Deine eigene Philosophie um?

Wir hatten anfangs nur die Häuser, Brötchenservice und Frühstückskorb kamen erst später dazu. PuresLeben ist kein klassisches Ferienhauskonzept, eher: Ein Zuhause für kurze Zeit. Wir verkaufen keine Häuser, sondern Lebensgefühl. Hier komme ich heim und fühle mich wohl. Unser nächster Schritt ist der Bau der Zentrale, wo wir jetzt schon unsere Landwirtschaft haben. Das ist dann keine Rezeption, sondern eine Küche. Die Gäste stehen mit am Herd, setzen sich zu den Mitarbeitern, essen was mit. Draußen auf dem Bankerl sitzt der Nachbar mit einer Flasche Wein und kommt auf ein Schmalzbrot rein. So ist es authentisch und echt.

Und wahrer Luxus in der heutigen Zeit...

Absolut. Die Reduktion auf das Wesentliche ist unser Luxus. Wer hat bei all der Arbeit noch Zeit für Brauchtum, Freunde, Partner oder sich selbst? Mit PuresLeben fülle ich diese Nische: Weg vom Alltag, konzentriere dich aufs Wesentliche!

Daher auch die Namensgebung?

Ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Es sollte etwas werden, was die Menschen berührt, worüber sie nachdenken. Was ist eigentlich pures Leben? Es zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Reduktion. Meine Gäste wollen kein Halligalli, wie in anderen Destinationen. Sie schätzen es, überhaupt keinen Druck zu haben. Sie können machen, was sie wollen. Schlafen, so lange sie wollen und müssen zu keinem Frühstück. Wir nehmen die Reglementierung und Alltagslast von ihren Schultern.

Mit eigener Sennerei und Fleischproduktion kreierst Du bald Deinen eigenen Mikrokosmos?

Ich brauche diese Eigengestaltung. Unsere Häuser verteilen sich auf drei Weinberge: den Tunauberg, Lieschen und Altenbach. Und auch drumherum kann ich gestalten, da der Grund uns gehört.

Auch das Land rund um Eure Häuser gehört Euch?

Genau. Als wir damals das erste Haus gebaut hatten, verkaufte wenig später der Nachbar seinen Grund. Ich hatte zwar kein Geld, aber dachte mir, meine Gäste kommen auch wegen der Ruhe hierher. Wenn jemand anders das kauft, dann kann ich diese Ruhe nicht mehr beeinflussen. Wert haben Häuser erst, wenn ich auch drumherum Land und Grund habe. Das ist die Lebensversicherung und ermöglicht mir autark zu bleiben. Unsere Gäste gehen in den eigenen Bach oder spazieren im eigenen Wald. So lange sie das Haus bei uns mieten, gehört ihnen auch das Land drumherum.

Eure Häuser liegen teils weit auseinander. Ist das nicht eine enorme logistische Herausforderung? 

Ich mache es, weil es mir Freude bereitet. Es ist schon eine riesen Herausforderung. Aber ich bin zufrieden und freue mich, wenn es damit weitergeht. Wir haben bei Null angefangen und sehr viel Geld in die Hand genommen. Das ist das Fundament für die nächste Generation. Ich gebe meinen Kindern diese Lebensfreude weiter und sage Ihnen immer: Das hier ist ein Stück Lebensqualität!

In der Tat! PuresLeben betreibst Du gemeinsam mit Deinem Bruder?

Gerald trägt die Verantwortung für den Weinanbau, ich kümmere mich um die Ferienhäuser. Wir haben beide Weinbaukellermeister und bauen auf 6 Hektar Wein an - autochthone Sorten aus der Region Südsteiermark: Weißburgunder, Muskateller, Morillon, Welschriesling und Frizzante.

Apropos Weinbau in der Südsteiermark. Wie würdest Du die Region charakterisieren?

Wir sind ein sehr kleines Weinanbaugebiet mit etwa 4.000 Hektar und gut 500 Betrieben. Als Anhaltspunkt: In ganz Österreich wird Wein auf 56.000 Hektar angebaut, in Deutschland auf 100.000 Hektar. Viele Betriebe haben ein Wirtshaus angeschlossen und können daher auch mit kleinen Rebflächen gut leben. Mit Klima und Boden haben wir beste Voraussetzung für Chardonnays und Sauvignons. Aber unsere Fläche ist so klein, dass wir international gar nicht bekannt werden können. Wir haben die Menge einfach nicht und was gut ist, trinken wir auch gern selbst (lacht)…

Der Charme der Region liegt also abseits vom Kommerz?

Ganz genau. Fahren Sie hier einfach die Weinstraße entlang, gehen in die Weingüter rein, verkosten, sprechen mit den Winzern und genießen. Das ist pures Anbaugeschäft. Im Herbst zur Weinlese kann es hier schon ein bisschen voll werden, aber den Rest des Jahres bist du hier ganz allein.

Gibt es Weingüter, die Du empfehlen kannst?

Das Weingut Gross hier am Berg. Oder Tement und Polz - die haben mit mehr als 100 Hektar eine gewisse Größe und sind als Botschafter für die Region Südsteiermark wichtig. Die großen Betriebe kommen über Händler auf den Markt und wecken so beim Kunden die Lust auf die Südsteiermark. Hier kümmern sich dann die kleinen Betriebe um die Bewirtschaftung vor Ort, was die großen gar nicht leisten können. So befruchtet man sich gegenseitig.

Ihr produziert selbst 80.000 Flaschen im Jahr. Silly Weine gibt es nur hier und Eure Gäste können sie genießen…

Bei unserem Weingut unten steht ein altes Steinhaus, in dem die Winzer früher gelebt haben, mit einem Holzofen. Früh morgens haben sie Hendl aus der eigenen Zucht in eine Reine gegeben und in den Ofen geschoben. Dann ging es zur Arbeit im Weingut, mittags kamen sie alle zurück, setzten sich gemeinsam an den Tisch und aßen die Hendl aus der Reine. Diese Tradition haben wir für unsere Gäste übernommen. Das ist echt und authentisch. Wir haben einen neuen Ofen eingebaut, stellen immer noch die Reine mit einer Schüssel Salat auf den Tisch. Maximal acht bis zehn Leute bewirten wir. So bleibt die Gruppe klein und man lernt sich kennen. Anschließend gibt es einen Kaiserschmarrn aus einer gusseisernen Pfanne, aus der alle gemeinsam essen. Mein Bruder oder ich stehen am Herd  - für uns eine gute Gelegenheit, mit unseren Gästen zusammenzukommen.

Wie unterscheiden sich Eure Häuser?

In der Lage, aber auch architektonisch. Wir setzen nicht ein Musterhaus an verschiedene Orte, sondern überlegen ganz genau, wie sich die Häuser am besten in die Landschaft einfügen und was davor dort stand. Wir gehen sehr behutsam vor und erhalten die Homogenität von Haus und Natur. Das dort drüben war zum Beispiel ein alter Stadel, den wir umgebaut haben. Hier befinden wir uns im zugehörigen Herrenhaus. Daneben ein Winzerhaus. Wir fragen uns, was passt hierher? Und dann muss sich der Gast natürlich wohlfühlen. Er soll nicht darüber nachdenken, warum er sich wohlfühlt, sondern es einfach tun. Das ist unsere Kompetenz. Eigene Swimmingpools oder Saunen bei den Häusern tragen zu diesem Wohlfühlfaktor bei.

Ihr kooperiert auch mit anderen Luxus-Retreats wie etwa dem Priesteregg oder dem Wiesergut. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Der Huwi, Sepp und ich haben uns auf Anhieb bestens verstanden. Neben der Freundschaft, haben wir überlegt, wie wir uns verbinden können. Es gibt Zeiten, da ist der eine voll, der andere hat noch Kapazitäten bei ähnlichem Klientel. Unsere Gäste wollen nicht jedes Jahr ans gleiche Ziel und freuen sich über Empfehlungen. Wir empfehlen das Priesteregg oder Wiesergut - und die machen es umgekehrt.

Woher nimmst Du Deine Inspiration?

Aus der Freude und aus den Augen meiner Gäste. Es gibt nichts Schöneres, als Tag für Tag die Begeisterung der Gäste zu erleben. Das ist gigantisch!

Ihr bietet auch einige ungewöhnliche Zusatzangebote. Zum Beispiel Weinverkostung im Heißluftballon oder ein Vespa-Picknick. Wie kommt man auf solche Ideen?

Ja, da haben wir einiges. Nehmen wir zum Beispiel das Himmelbett da unten auf der Wiese. Wie kam‘s? Als wir dieses Haus gebaut haben, war mein Sohn gerade mal zehn Jahre alt und ich hatte sehr wenig Zeit. Ich sagte ihm, er solle am Wochenende mit auf die Baustelle kommen, wir übernachten auf der Wiese im Schlafsack. Das fand er super und hat geschlafen, wie ein Engel. Ich habe mich von einer Seite auf die andere gedreht und gedacht: Jetzt wäre ein Bett recht. Wir hatten auf der Baustelle noch Holz übrig. Binnen einer Woche war das Wiesen-Himmelbett gebaut. Das nächste Mal ging für mich dann die Sonne im Bett auf und Rehe standen um mich herum. Die Heißluftballon-Geschichte entstand, da ich unseren Gästen einmal die Landschaft der Südsteiermark von oben zeigen wollte. Hubschrauber waren zu laut und so kam die Idee mit dem Heißluftballon. Und was passt da besser als eine Weinverkostung mit Blick auf die Berge? Die Vespa ist für mich ein Stück weit Lebensgefühl. Sie weckt Jugendträume und große Emotionen. Bei unserem Picknick fährt man zu einem Platz, wo man mit dem Auto nicht hinkommt, packt seine Jause aus und redet mit dem Partner über alte Zeiten.

Du verbringst die meiste Zeit des Jahres hier. Hast Du überhaupt noch Zeit selbst zu reisen und zu genießen?

Ich bin keiner der sagt: „Ich brauch jetzt 14 Tage am Stück“. Ich entscheide selbst, wann und wo es mich hin verschlägt. Ich habe hier gute Mitarbeiter und kann die beruhigt alleine lassen. Wo ich mich wohlfühle, da bleibe ich auch. Zum Beispiel bei der Bacher Resi in Tirol in der Nähe von Kitzbühel. Die hat eine Rauchkuchel dort und holt ihre Kräuter von der Alm. Sensationell. Oder beim Kern Seppl im Brudersegg mitten im Weinberg. Dort bist du kein Gast, sondern Freund. Der Seppl macht nur auf Vorbestellung auf und kocht besten Fisch. Es gibt keine Weinkarte, es steht einfach ein Roter und ein Weißer auf dem Tisch. Für mich ist das Luxus pur!

Lieber Dietmar herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke und weiterhin viel Erfolg!

 

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