INTERVIEW
Er ist das Gesicht des Traditonsunternehmens Lambertz. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes ist vielfältig sozial engagiert und jährlich Gastgeber der legendären "Lambertz Monday Night" inkl. Schoko-Fashionshow. Uns erzählt er, wie sich Schokolade und Lifestyle verbinden lassen.
Herr Dr. Bühlbecker, das Unternehmen Lambertz wurde 1688 gegründet. Sie leiten es heute in 9. Generation unter dem Leitsatz „Traditionen pflegen, Innovationen leben“…
Genauso gut könnte es heißen: Es muss sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist. Traditionen sind das Kapital eines Unternehmens und sollten gepflegt werden. Doch wenn man nur Altes verwaltet und dynamische Veränderungen, wie etwa die Digitalisierung, ignoriert, kann man nicht überleben. Es braucht Innovationen. Ein Beispiel: Wir sind heute Weltmarktführer im Saisongebäck. Dazu zählen Weihnachtsgebäck, Nürnberger Lebkuchen, Dresdner Stollen oder Aachner Printen. Das ist unsere Tradition. Doch was die wenigsten wissen: Auch im Sektor Biogebäck haben wir heute marktführende Position in Deutschland. Man muss sich der Zeit anpassen und selbst Trends setzen.
Apropos Tradition: Lambertz war auch Hoflieferant?
Richtig - und zwar vom bayerischen, preußischen und dem niederländischen Königshof.
1976 übernahmen Sie mit nur 26 Jahren das Familienunternehmen, als die Firma kurz vor dem Aus stand. Heute machen sie 650 Millionen € Jahresumsatz und verbinden Schokolade mit Lifestyle. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Wir haben mit nur einem Produkt, den Kräuterprinten, begonnen und über die Jahre diese Unternehmensgruppe geformt. Heute machen wir mit Printen noch etwa drei bis vier Prozent unseres Umsatzes - obwohl wir so viel herstellen, wie noch nie. Es sind neue Felder hinzugekommen, wir haben Firmen übernommen, moderne Verpackungen kreiert und uns früh für die Lebensmittelindustrie geöffnet. Heute beliefern wir genauso die Discounter und das auch unter deren Eigenmarken. Die Verbindung zum Thema Lifestyle entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren. Wir standen vor der Überlegung, wie wir Weihnachtsgebäck für junge Verbraucher interessant machen können - schließlich schmeckte das Produkt zwar sehr gut, galt aber als wenig sexy. Wir wollten etwas Eigenes schaffen und so entstanden die ersten Schokoladen-Modeschauen mit tollen Models und Fotografen. Wir setzen seither konsequent neue Trends und gehen unseren Weg.
Der Legende nach haben Dominosteine das Unternehmen gerettet?
Ja, das stimmt. Wir produzieren heute 8.000 Tonnen Dominosteine, das entspricht etwa 640 Millionen Stück. Die Dominosteine waren der erste Artikel, den wir deutschlandweit von Kiel bis München geliefert haben. Vor einiger Zeit haben wir die Firma Dr. Quendt übernommen, die zuvor die Anlagen des Erfinders Wendler übernommen hatte. Somit haben wir jetzt sowohl die Erfinder der Aachener Printen wie der Dominosteine in der Unternehmensgruppe. Dominosteine sind ein wirklich spannendes Produkt durch die vielen Schichten, abwechslungsreich wie das Leben.
Seit 40 Jahren stehen Sie nun am Ruder eines Süßwarenherstellers. Wie halten Sie sich persönlich fit? Mit Süßwaren?
Süßigkeiten sind wichtig, aber genauso die Bewegung. Ich bin mit Sport großgeworden, habe Profi-Tennis gespielt und damit mein Studium finanziert. Wenn man sich ausgewogen ernährt und bewegt, kann man auch viele Kekse essen.
Sie haben über Ihr Engagement in verschiedenen Foundations und die Lifestyle-Events sicher viele interessante Persönlichkeiten kennen gelernt. Gibt es jemanden, der Sie nachhaltig begeistern konnte?
Die Begegnungen mit Bill Clinton waren vielleicht die Intensivsten. Er hat mir auch den Clinton-Global Award überreicht, für „10 years turning ideas into action”. Für mich ist er der größte Networker der Welt. Für gemeinnützige Projekte bringt er Politiker zusammen mit Sportlern, Stars und Unternehmern. Dieser Summit bei der Clinton Global Initiative dauert meistens 3 bis 4 Tage und hat in dieser Zeit ganze sieben Milliarden Dollar für Hilfsprojekte organisiert. Clinton hat die Fähigkeit, sich genau auf sein Gegenüber einzustellen. Für mich auf jeden Fall eine Persönlichkeit, an der man sich orientieren kann.
Als erfolgreicher Unternehmer hat man auch eine soziale Verantwortung. Welche sozialen Projekte unterstützen Sie?
Neben der Clinton Global Initiative sind wir seit über 20 Jahren im Gesundheitssegment aktiv. Ich unterstütze etwa die American foundation for AIDS Research (amfAR), die größte AIDS-Hilfsorganisation der Welt. Wir machen hier jedes Jahr die Aids-Gala in Cannes – letztes Jahr haben wir allein an dem Abend, als Leonardo di Caprio und viele Victoria Secrets Models unter den Gästen waren, 30 Millionen € gesammelt. Wir sind auch bei der Elton John Aids Foundation dabei und gerade vor ein paar Tagen wieder bei der deutschen Aids-Gala in der Berliner Oper. Wir helfen viel, nicht nur bei den spektakulären großen Geschichten, sondern auch vor Ort und gerade jetzt in der Weihnachtszeit. Wir finden, als mittelständisches Unternehmen muss man Flagge zeigen. Unser Lambertz-Nikolaus geht etwa zwei Monate lang durch Flüchtlingsheime, Kindergärten oder Krankenhäuser und hilft den Menschen. Der Nikolaus kommt aus der Türkei (wo er der Legende nach geboren wurde) über Syrien nach Deutschland.
Heute wurde bei der großen Lambertz-Party Ihr neuer Kalender vorgestellt, mit vielen tollen Bildern und bekannten Persönlichkeiten. Was hat Sie dazu bewogen, einen Kalender herzustellen?
Mit unserer Lambertz-Party haben wir ein Tool geschaffen, das Mode und Lifestyle verbindet. Unser Anliegen war etwas komplett Neues zu schaffen, was es in Deutschland bislang nicht gab. Pirelli stand Vorbild für unseren Kalender, wir dachten aber mehr an Fine-Art. Heute stellen wir schon den 15. Kalender dieser Art vor und hatten in all den Jahren wirklich großartige Schauspieler dabei. Wir schaffen schöne Szenen, die zu süßen Produkten passen. Dieses Jahr haben wir hier im Friedrichsstadtpalast und vielen weiteren interessanten Locations geshootet. Neben tollen Models sieht man im Kalender auch Gil Ofarim, Jana Pallaske aus Fack Ju Göhte oder Nadja Auermanns Tochter Cosima.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Luxus ist für mich Zeit. Zeit ist ein kostbares aber auch knappes Gut. Gerade in diesen Wochen vor Weihnachten gibt es so gut wie keine Freizeit, so dass die Lebensfreude am besten aus der Arbeit gezogen wird.
Kleiner Ausblick: Wo sehen Sie sich und das Unternehmen in zehn Jahren?
Internationalisierung heißt das Stichwort. Wir haben bereits jetzt eine Firma in Polen mit zwei Produktionsstätten und einen Standort in den USA. International können wir in Europa, aber auch Amerika und Russland weiter wachsen mit neuen Produktgruppen. Wenn ich dann noch lebe, sehe ich mich friedlich im Beirat des Unternehmens sitzen und ein tolles Lambertz-Management beraten.
Herr Dr. Bühlbecker, herzlichen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
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