Mareile Höppner - Lifestyle-Insider.com

Mareile Höppner

INTERVIEW

Seit 2008 moderiert sie das ARD Magazin "Brisant", ist Gastgeberin in Talkshows, kommentiert royale Großereignisse und stand zuletzt für Dieter Wedel vor der Kamera. Uns verrät sie, warum sie trotz Studium doch keine Religionslehrerin wurde und stattdessen zum Fernsehen ging.

10. November 2017

Liebe Mareile, wir treffen uns gerade hier in Leipzig. Du bist gebürtige Hamburgerin, wohnst in Berlin, warum Leipzig?

Ich bin viel unterwegs und beruflich häufig in Leipzig. Die wenigsten wissen, dass „Brisant“ in Leipzig produziert wird. Wir sind ein bisschen wie eine “Kofferitis-Familie“, müssen immer irgendwo mal einstapeln. Ich habe mich an den Zustand gewöhnt, kenne überall nette Leute und freue mich auf die unterschiedlichen Menschen. Man kann so immer mal wieder Hallo sagen und Freunde treffen, die man sonst vermutlich nicht besucht hätte. Jeder kennt das: Freizeit ist rar und man sieht meist nur die Freunde, die in der gleichen Stadt wohnen. Ich bin in Hamburg geboren. Schon als Kleinkind zog ich mit meinen Eltern zunächst nach Bad Schwartau, der Marmeladenort. Danach ging es nach Lübeck, wo ich bis zum Abitur zur Schule gegangen bin. Studiert habe ich später in Kiel und danach bin ich zurück nach Hamburg. Insofern zähle ich mich schon als Nordkind. Wenn ich etwa mit dem Zug nach Hamburg fahre, dann schlägt bei mir das Herz höher oder wenn ich an der Ostsee stehe und übers Wasser gucke - das ist für mich Heimat.

Du hast in Kiel Deutsch und Religion studiert. Warum arbeitest Du nicht als Religionslehrerin oder Pastorin sondern beim Fernsehen als Moderation? Wie hat sich das entwickelt?

Für die Schule ist es wahrscheinlich ganz gut, dass ich nicht so eine wilde, verrückte Religionslehrerin geworden bin. Auf jeden Fall hätte ich Kontraste aufgestellt! Schon früh habe ich mich für Religion interessiert, bin freiwillig in den Religionsunterricht gegangen. Meine Mama ist aus Bayern, mein Papa aus Norddeutschland. Sie hatten unterschiedliche Konfessionen und ließen uns Kinder selbst entscheiden. Ich habe mich erwachsen taufen lassen und fand es hochspannend, was andere Leute im Glauben entdeckt und gefunden haben. Doch mir war schon während des Studiums klar, dass ich auf keinen Fall Pastorin werde. Ich unterhalte mich nach wie vor sehr gerne mit Menschen, die den Beruf gewählt haben und lese viel über Religion. Lehramt hätte ich schon gerne gemacht - also immer noch eine Alternative, wenn es im TV nicht mehr läuft…

Das Boulevardmagazin „Brisant“ moderierst Du seit 2008. Wie kam es dazu und war Dir damals schon klar, dass du Moderatorin wirst und Fernsehen Dein Ding ist?

Überhaupt nicht. Ich bin mit Fernsehen großgeworden, aber meine Erinnerungen:  Es kam aus so einem eckigen Kasten und nachts war Schnee, wenn die Programme endeten. Es gab auch noch das Testbild. Für mich hatte TV in meiner Lebenswirklichkeit kaum eine Rolle gespielt. Das kam erst später: Ich bin mit 18 zum Studium nach Kiel und brauchte einen Job. Und so fing ich beim Radio an. Die Studenten haben nachts Wetter und Verkehr geschrieben und die ganze Nacht durchgehend angesagt. Das waren harte Schichten. Spätestens um 3 Uhr fiel ich mit dem Kopf auf den Tisch und musste meine Freunde bitten, mich anzurufen, damit ich wach bleibe. Es waren harte Nächte, aber ich habe gemerkt, dass ich das toll finde - nur auch, dass es besser wäre, tagsüber zu arbeiten. Und so habe ich mich reinbewegt in den Beruf und tatsächlich irgendwann eine erste Radiosendung bekommen. Beim Radio war ich Mädchen für Alles und ich fand es super. Ich hatte auch nichts gegen das Kaffeekochen. Denn endlich habe ich Kaffeekochen gelernt, ich trank nämlich selbst keinen. Irgendwann suchte RTL Praktikanten und ich habe da ziemlich kess meine Chance gewittert mit 20 Jahren: Der damalige Chef bei RTL in Kiel lief barfuß herum und war mir vom ersten Moment an sympathisch. Auch mein Papa lief immer barfuß. Also bin ich rein und sagte ihm, ich würde gerne da arbeiten, aber nicht umsonst. Denn ich brauchte schließlich Geld. Er fand das witzig und schlug mir drei Wochen Probearbeiten vor. Wenn ich in der Zeit was vorzuweisen hätte, könne ich als freie Mitarbeiterin anfangen. Mein erster Beitrag war über eine Blutegelkur bei Pferden: Ich stand mit Gummistiefeln kniehoch im Dreck und auf dem Pferd waren lauter Blutegel. Das Pferd fand es nicht so sexy und ich auch nicht. Aber es wurde ein Film draus, und der wurde tatsächlich gesendet. Als der Chef sich auf eine neue Position umgeguckt hat, war seine letzte Amtshandlung, mich zu einem Casting nach Hamburg zu schicken. Das kannte ich bislang nur aus dem Fernsehen und fand es furchtbar. Auf dem Weg zum Zug zurück dachte ich mir: Da werde ich doch lieber Religionslehrerin. Und dann rief der Chef mich an, ich müsse unbedingt zurückkommen und was mir denn einfiele, dass ich hier einfach gehe. Alle würden auf so eine Chance warten. Meine Antwort: „Ich aber nicht. Das ist einfach nicht meine Welt.“ Und dann sagte er, er sieht da etwas, was vor die Kamera sollte und ich solle das mal ausprobieren. So fing es an. Es hat ziemlich viel Spaß gemacht und heute ist es das, was ich kann, mag und auch gerne mache. Wobei ich lustigerweise immer noch das kesse Gefühl hinter den Ohren habe: Wenn es nicht läuft, kannst du ja immer noch aufhören.

Und wie ging es weiter?

Bei RTL habe ich lange gearbeitet, und einige Sendungen gemacht. Dann bin ich von ProSieben abgeworben worden, habe dort die Nachrichten moderiert und bin wiederum von Sat1 abgeworben worden. Abwerben funktioniert hier anders als in der freien Wirtschaft: Es ruft irgendein Chef an, spricht mit dem anderen Chef und bettelt sich die Moderatorin frei. Bei ProSieben wurde ich gegen Winnetou 1-3 und Pretty Woman getauscht. Solche Deals laufen ab. Bei Sat1 war es ein Mittagsmagazin, damals das Pendant zu „Punkt Zwölf“. Von dort bin ich dann noch mal zu einem Magazin am Abend und dann zu Brisant. Und mit Brisant kam vieles dazu. Ich habe angefangen, Unterhaltungsshows zu machen, den Adel entdeckt und interviewe beim Boxen.

Du hast für Brisant den Bambi erhalten. Was bedeutet Dir so eine Auszeichnung?

Der Bambi ist ein Publikumspreis und das ist natürlich super. Über Jahre habe ich Preise übergeben und für andere gelächelt. Plötzlich steht man da selbst und soll was sagen. Das ist schon aufregend und eine großartige Anerkennung für eine super Redaktion. Da sind Leute, die sich jeden Tag wirklich sehr abmühen und dann gibt es eben den oder die eine, die rausguckt und das für das Team verkauft. Ich gönne dieser tollen Redaktion den Preis von Herzen. Abgesehen davon, ist der Bambi auch ein schöner Preis, der gut aussieht.

Du machst viele verschiedene Formate: Moderation von Livesendungen, Galas und Preisverleihungen. Talkshows, etc. Was fordert am meisten?

Ich glaube das ist bei jedem unterschiedlich: Ich fühle mich am besten live. Das mögen manche Menschen gar nicht so, weil es sie stresst oder aufregt. Mir macht es am allermeisten Spaß, wenn es chaotisch ist. Wenn Andere rote Ohren kriegen, werde ich ruhig. Ich mag gerne diese Sendungen, die ewig lang sind, wo du nicht genau voraussehen kannst. Da kann man sich ausprobieren. Insofern, das ist toll. Talkshow mochte ich auch sehr, weil ich wahnsinnig gerne mit Menschen quatsche. Das Besondere in diesem Job: Wenn du ihn richtig gerne magst und er gut zu dir passt, dann merkst du gar nicht, dass du arbeitest. Insofern ist das ein großer Glückszustand. Vorbereitung ist in dem Job schon wichtig und die muss auch gut gemacht sein, damit es später auf der Bühne richtig locker aussieht. 

Jetzt bist Du ja mit 40 Jahren schon fast ein alter Hase im Beruf. Wie hältst Du Dich persönlich fit?

Also das mit diesen lustigen 40 ist für mich total plötzlich gekommen. Ich habe mich umgedreht und dachte: Huch, ich war doch gerade erst 35. Das Thema Alter hat sich bei mir nebenbei getan. Was ich für mich tue ist Sport - und das immer schon und sehr gerne. Das hat nichts mit Älterwerden zu tun. Ich mache Yoga und Yoga-Pilates, gehe laufen und zum EMS - also sehr wechselnden Sport. An manchen Tagen mache ich nur 20 Minuten, wenn ich keine Lust habe. Ich bin kein Sportcrack oder Wettbewerbsfan, ich bewege mich einfach gerne und mag das Gefühl, sich gesund zu fühlen.

Also lieber fit und authentisch als künstlich, oder?

Das würde ich immer unterschreiben. Aber zu Kunst habe ich noch nie einen Hang gehabt, außer sie hängt im Museum. Ich verurteile es nicht, wenn jemand das ein oder andere für sich entscheidet. Nur für mich ist das nichts. Ich bin lieber so, wie ich bin.

Wenn Du die letzten zehn Jahre zurückblickst, was hat sich beim Fernsehen verändert?

Wahnsinnig viel. Die „Lagerfeuerromantik“ von Oma, Opa, alle sitzen vorm Fernseher, Kind im Schlafanzug, Leberwurstbrot, die ist nicht mehr da. Einfach, weil sich alles verändert hat. Nun zähle ich nicht zu den Menschen, die nostalgisch sind. Ich schaue mir gerne mal alte Klamotten an und erinnere mich an das Gefühl. Und deshalb mag ich Revival-Shows sehr gerne. Aber ich muss das nicht wiederhaben. Alles hat seine Zeit. Im Kontext der neuen Möglichkeiten, haben wir auch wieder neue Chancen. Frauen mit 40 fühlen sich heute so perfekt, wie früher die Frauen mit 30 - und das sind Vorzüge der Entwicklungen, in denen wir stecken. Wir kennen uns heute besser aus mit Gesundheit, Ernährung, Sport, sind alle im Internet -  sogar ich bin inzwischen bei Facebook. Ich finde das witzig und es macht die Welt ein bisschen kleiner, aber auch spannend. Klar verändert sich viel im Fernsehen, aber es gibt auch wieder neue Inseln und neue Möglichkeiten. Ich glaube nicht, das Fernsehen stirbt, es wird sich nur die Art verändern, wie wir es konsumieren.

Dann schauen wir doch mal zehn Jahre weiter. Was würdest Du gerne in den nächsten zehn Jahren noch alles machen?

Ich bin Gott sei Dank kein Planungsmensch. Das hat mir immer geholfen in meinem Leben. Ich habe mir nie ein Ziel gesteckt. Sonst schaut man immer nur auf dieses Ziel und genießt gar nicht das, was auf dem Weg passiert. Ich kann keine Zehn-Jahres-Planung machen, ich schaffe nicht mal eine Woche im Voraus. Das ist für viele Menschen in meinem Umfeld sehr anstrengend. Ich habe jetzt ein Schulkind und stelle fest, man muss zumindest Schultaschen planen und all solche Sachen. Aber ansonsten lebe ich sehr frei und finde das großartig. Insofern, keine Ahnung was ich in zehn Jahren mache! Vielleicht sitze ich auf irgendeiner Insel oder ich moderiere irgendwas oder ich schreibe 20 Bücher oder ich werde doch noch Religionslehrerin.

Was macht eine Mareile Höppner, wenn sie abends mal zuhause ist, nicht moderiert und mal gemütlich mit ihrem Mann auf der Couch sitzt. Schaut sie dann fern?

Oh ja! Ich bin ein riesen Fan von amerikanischen und schwedischen Serien und verrückt nach Game of Thrones, Homeland, 24 - alles gesehen. Es kann aber auch genauso passieren, dass ich dasitze, lese und einschlafe. Am nächsten Tag versuche ich das Gleiche wieder zu lesen und schlafe wieder ein. Wir kochen oft zusammen und essen manchmal auch auf dem Sofa -  das ist unser Flodder-Zugeständnis, das wir uns gönnen, wenn das Kind im Bett ist.

Wie sieht Dein persönlicher Lifestyle aus? Bist Du ein Genussmensch? Reist Du gerne, bist Du eine Shopping Queen?

Ja, ja, ja – alles! Ich gehe sehr gern einkaufen. Tatsächlich ist es aber so, dass mir meistens die Zeit fehlt. Aber ich bin viel unterwegs und wenn ich dann irgendetwas sehe, dann nehme ich es auch gleich mit und freue mich, wenn ich etwa eine Jacke aus Stockholm im Gepäck habe, von der Hochzeit von Kronprinzessin Victoria. Wenn ich die Jacke rausnehme, weiß ich immer genau, wo es war, wann es war und was da passiert ist. Ich liebe Mode, aber sie muss für mich immer noch was Leichtes haben und darf nicht dogmatisch sein. Ich ziehe zum Beispiel auch Dinge an, von denen Menschen behaupten, der Trend sei nie dagewesen. Ich bin genauso eine Frau, die mit Turnschuhen über den Zaun springt und trotzdem unheimlich gerne High Heels trägt. Mode ist Spaß und gehört für mich zum Leben. Reisen genauso -  wobei ich nicht Monate weg sein kann, weil ich die Zeit einfach nicht habe.

Du kommst gerade frisch aus dem Mallorca-Urlaub. Was sind Deine Lieblingsecken auf der Sonneninsel?

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie die das mit der Logistik auf der Insel hinbekommen. Am Flughafen siehst du die Menschenmassen und denkst: Wir werden jetzt alle wahrscheinlich wie die Ölsardinen nebeneinander liegen. Und dann verteilt es sich doch unfassbar gut. Wir fahren am liebsten in größerer Familie und mieten ein Haus. Das steht dann komplett einsam, weil ich das wahnsinnig schön finde. In meinem Leben ist immer Trubel und ich finde es herrlich, wenn es dann einfach mal ruhig ist und wenn außer uns nur ein Esel da ist. Jetzt gerade auf Mallorca hatten wir so einen Esel: Mein Sohn hat den geliebt, ist jeden Tag dahin. Ich glaube, der arme Esel vermisst ihn jetzt schon, weil es kein grünes Gras und Möhrchen mehr gibt. Und auf der anderen Seite standen Ziegen und es gab Feigen vom Feigenbaum, Tomatensträucher, frische Limetten und Äpfel. Einfach ein Traum. Wir versuchen immer mit so vielen Leuten, wie möglich zu reisen. Wer gerade in der Familie kann, kommt mit und dann sind wir da gemeinsam und machen Ausflüge. Was ich an Mallorca großartig finde ist, dass man auch viel ansehen kann. Und es gibt immer noch Geheimtipps.

Hast Du Restaurant-Tipps auf Mallorca?

Mein absolutes Lieblingsrestaurant ist in einem kleinen Agriturismo-Hotel -  oberhalb eines Berges. Es gibt jeden Abend ein Menü und du kannst nur dieses Menü essen. Das Essen ist einfach genial mit vielen Produkten aus der Region. Meist machen sie ein Thema: Zum Beispiel Feigen und das zeigt sich dann in den verschiedenen Gängen wieder.  Man sitzt unter einem großen Feigenbaum an Tischen mit weißen Hussen und schaut ins weite Tal - unfassbar schön.

Hast Du ansonsten Lieblingslokale?

Also ich esse in Leipzig gerne im Stelzenhaus und im Chinabrenner - beides liegt im Stadtteil Plagwitz. Chinabrenner ist ein bisschen Crossover Asiatische Küche. Es gibt kleine Schälchen und man sitzt an einem Tisch, der sich dreht. Es ist rustikal eingerichtet und man genießt echte chinesische Küche - super! Oder ich gehe ins B10 in der Beethovenstraße: Das wird von einem Australier geleitet, der feine mediterrane Küche anbietet und tolle Weine aus Australien. Da kann man mit ihm wunderbar an der Bar sitzen und darüber quatschen. Es gibt fantastisches Thunfisch- oder Lachstartar und sehr gute Steaks. Das Stelzenhaus steht auf Stelzen, direkt am Wasser, hat herrliches Essen und ein riesiges Aquarium, wo man Fische gucken kann. In Berlin bin ich nach wie vor Fan vom Schnitzel im Borchardts - auch wenn alle dahin gehen. Und ich liebe das Locanda Pane, das ist ein kleiner Italiener in Berlin Mitte in der Ackerstraße. Dort machen sie Nudeln selbst und großartiges Fleisch mit Trüffeln.

Und in Deiner Heimatstadt Hamburg? Wo trifft man Dich da beim Essen?

Ich gebe zu, ich bin ein wenig Sushi-verrückt und esse tatsächlich gerne bei Herrn Henssler Sushi. In Berlin gehe ich ins Aiko Sushi oder Kuchi - super Sushi und ein kleiner Innenhof. Ein echter Geheimtipp. Oder ich gehe mal richtig Frikadellen mit Senf und Gurke essen in Clärchens Ballhaus. In Berlin ist das Tolle, dass du alles bekommst. In Hamburg bin ich ein riesen Fan vom Mutterland: Da gibt es Brot und Kaffee, frisch geröstet, und du kannst dir gleich noch Pralinchen mitnehmen. Ansonsten begeistern mich nach wie vor die Fischbuden auf dem Fischmarkt. In keiner Stadt ist Durchmachen so gut wie in Hamburg. Mein Tipp: Durchmachen und dann morgens ein Fischbrötchen auf dem Fischmarkt.

Von Deutschland in die weite Welt: Gibt es Hotels, die für Dich der absolute Hammer sind?

In Stockholm ist mein absolutes Lieblingshotel das Berns Hotel -  das liegt direkt in der Innenstadt, hat ein super Sushi-Lokal und einen Club integriert. Abends räumen die die Tische raus und es gibt Musik. Man muss das schon ertragen können, im Bett die Bässe zu hören. Aber die Zimmer sind großartig, der Service sehr nett: Ein kleines Hotel mit ganz jungem Personal, die immer die besten Szene-Tipps haben für die Stadt. In London bin ich immer im The Strand: ein relativ klassisches Hotel im mittleren Segment. Das Großartige beim The Strand ist die Lage - mittendrin. Du läufst hoch zum Piccadilly Circus, kannst zu Fuß zum Schloss und allen anderen Mainspots gehen. Preislich im Rahmen mit gutem Standard und Frühstück. In London macht man ohnehin alles zu Fuß, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder auch möglicherweise mal mit dem Cab. Die sind sehr freundlich dort. Man kann überall rein und raus und es ist nicht so wie in Berlin, wenn du ins Taxi steigst, wirst du erst mal gefragt, wie du auf die Idee kommst hier einzusteigen und dann entschuldigst du dich und darfst losfahren. Aber in London ist es anders, da wird im Taxi noch Service großgeschrieben. Und du hast einen Fahrer, der vorne sitzt vor einer Glasscheibe und gibst das Geld und dann kriegst du Dein Receipt durch so ein kleines Fach, das ist schon irgendwie lustig. London ist kein günstiges Pflaster, aber in der Prachtstraße „The Strand“, wo auch das Hotel liegt, kann man sensationell essen. Es gibt Suppenläden, Asia Nudelshops und andere asiatische Richtungen von Sushi bis zu richtigen Menüs als Takeaway. Die verpacken tatsächlich alles in nachhaltig produziertem Papier - selbst die Löffel.

Du bist sehr facettenreich und hast verschiedene Themengebiete - unter anderem die Königshäuser Europas. Wie hast Du Dich dahin entwickelt?

Über Brisant bin ich an dieses Thema rangekommen. Manche Leute fragen mich, ob ich schon davor mit Leidenschaft die bunten Zeitschriften gelesen habe - aber so ist das bei mir nicht. Eine Geschichte, die bei Brisant läuft, muss vor allem eine gut gemachte Geschichte sein. Sie muss gut recherchiert sein - egal, ob Royal, Promi oder Nachrichtliches. Aber wo war der Anfang? Bei der Hochzeit von Victoria war ich in Schweden und habe mit Rolf Seelmann-Eggebert eine Brisant-Sendung gemacht. Das hat wunderbar funktioniert und wir haben uns richtig gut verstanden. Ich bin immer schon geschichtsinteressiert gewesen, deshalb habe ich mich in der Sendung gerne um dieses Thema gekümmert. Ich finde es wichtig, dass man sich bei den Royals - auch geschichtlich ans Thema wagt und nicht nur bespricht, welche Kleider etwa Kate trägt. Uns haben damals viele gesehen und gesagt: „Mensch, das ist ja irre, wie ihr funktioniert.“ Wir fanden es selbst großartig und sind danach nie wieder getrennte Wege gegangen beruflich. Wir waren dadurch viel in London und haben vor allem über das britische Königshaus Filme gemacht.

Woher kommt sein Background?

Rolf Seelmann-Eggebert war viele Jahre Korrespondent in London, davor in Afrika. Letzteres ist im Grunde sein wirklich großes Thema. Er war einer der ersten Journalisten, der Bilder aus Afrika mitgebracht hat. Deutschland war entsetzt damals und es wurde daraufhin aufgerufen, den Menschen zu helfen. Als Journalist war er überall auf der Welt und hat seine Themen in Deutschland angeboten. Mit Prince Charles und Diana entfachte langsam das Royal-Fieber und die Berichterstattung fing an. Er führte damals Interviews mit ihm, mit ihr. Und es folgten sehr viele weitere und auch zahlreiche Bücher. Bis heute ist er mit Prince Charles in Kontakt und noch näher mit der schwedischen Königin. Das ist schon toll.

Ich stelle mir das sehr spannend und interessant vor, an solche Insights heran zu kommen. Vermutlich öffnet sich so auch die eine oder andere Türe?

Wir müssen uns glücklicherweise keine Türen öffnen lassen, sondern können relativ entspannt unser Ding machen zum Thema Adel. Wir sind sozusagen unser kleines Universum und immer dann gefragt, wenn mal wieder einer heiratet. Und dann melden sich die Redaktionen, die auch gerne Berichterstattung hätten. Deshalb ist es auch toll, dass wir uns so gut verstehen. Außer bei Sport und Politikberichterstattung wird selten über Stunden hinweg live berichtet. Fünf Stunden am Stück über den Hut der Königin zu reden. Da braucht es schon zwei Verrückte!

Was waren für Dich die interessantesten Persönlichkeiten, die Du kennengelernt hast?

Es hat immer wieder großartige Personen gegeben und manchmal auch Momente, von denen man es gar nicht so erwartet hatte. Gyula Trebitsch zum Beispiel ist der Vater der Trebitsch-Familie und Begründer einer riesigen Produktionsfirma in Hamburg. Er hat viel erlebt und im Film bewegt. Zum Hamburger Filmfest habe ich ihn mal interviewt - da war ich blutjung. Auf jeden Fall blieb Gyula stehen und nahm sich viel Zeit. Wir hatten ein wahnsinnig tolles Interview, das ich nie vergessen habe. Auch seinen Sohn mag ich sehr gerne. Der arbeitet selbst als Produzent und hat meinen Werdegang immer verfolgt. Manchmal sind es Personen, die gar nicht so bekannt sind, die am meisten beeindrucken. Oder Joachim Fuchsberger, den die meisten noch aus der guten alten Fernsehzeit kennen mit drei Programmen. Er hat auch nie vergessen, wie es ist, für diesen Job zu brennen. Mit ihm hatte ich in einer meiner Talkshows eine zauberhafte Situation: Er trug an der Jacke ein Kettchen und ich fragte ihn, was das denn sei. Er ließ mich ziehen und ich zog und zog und die Kette wollte nicht enden. Alle lachten, ich lachte und er lachte auch noch, denn am anderen Ende war sein Hörgerät. So war er. Wir haben uns später sogar angefreundet. Als er gestorben ist, war ich sehr traurig. Er war für mich einer der ganz Großen. Noch eine Persönlichkeit ist Armin Mueller-Stahl, für mich einer der größten Schauspieler Deutschlands, ein unglaublicher Virtuose vor der Kamera und charmanter Mann dazu. Armin Mueller-Stahl hat mal in einer Rede erklärt, wie er Schauspiel gelernt hat:  Sein Schauspiellehrer hatte ihm nur einen Satz beigebracht: „Komm rein, setz dich hin.“ Und diesen Satz konnte er auf 15 verschiedene Arten spielen. Es war unglaublich, was dann geschah. Ich bin dankbar, ihn kennengelernt zu haben.

Du engagierst Dich ehrenamtlich als Botschafterin für SOS Kinderdörfer und bist zudem offizielle Botschafterin für die José Carreras Leukämie-Stiftung. Wie bist Du dazu gekommen?

SOS Kinderdorf habe ich vor vielen Jahren angefangen. Ich unterstütze, was ich wichtig finde, was nachhaltig ist und ich finde die Arbeit von den SOS Kinderdörfern beeindruckend. Die machen dort eine unglaubliche Arbeit und ich versuche, zu unterstützen.

Und wie kamst Du zu Carreras Leukämie-Stiftung?

Ich habe José Carreras kennen lernen dürfen und bin unglaublich beeindruckt von diesem Mann und seinem unermüdlichen Engagement. Es muss noch viel mehr in Forschung und Früherkennung gesteckt werden. Bei Kindern hat sich schon viel getan. In vielen Fällen kann man da heute sogar heilen, bei Erwachsenen klappt es leider nicht immer. Mein Exfreund ist vor einem Jahr an Leukämie gestorben.

Absolut. Wie würdest Du Dich in einem Satz beschreiben?

MH: Fröhlich, chaotisch, liebenswert. Gut gelaunt, quasselig, unverbesserlich.

Du hast dieses Jahr zum ersten Mal das Genre gewechselt und standst für Star-Regisseur Dieter Wedel vor der Kamera?

Ob der Wedel sich einfach im Telefonbuch verguckt hat? Nee, er kam auf die Idee, ich fand es verrückt, habe es gemacht und war total begeistert. Es ist für mich ungewöhnlich, Texte auswendig zu lernen. Man vermutet immer, das muss doch ein Moderator können. Nein, die Texte, die ich mache, überlege ich mir selbst und spreche frei. Und das fand ich total herausfordernd. Aber es hat ganz gut geklappt. Der Herr Wedel ist ein irrer Typ, der es schafft, aus Dir etwas heraus zu kitzeln und tatsächlich sah es auf der Bühne ganz beeindruckend aus. Insofern, warum nicht wieder tun?

Was war das für ein Projekt?

Die Bad Hersfelder Festspiele: In diesem Jahr laufen sie mit großen Filmeinspielern. Das heißt, Schauspieler spielen teilweise Film und auf der Bühne und agieren auch miteinander. Und in diesen Filmen bin ich dabei. Ich erzähle die Geschichte und bin teilweise im Kostüm nicht wiederzuerkennen. Die strengste Frisur, die ich je hatte. Mein Sohn sagt: „Da guckst du aber wirklich zornig.“ Es geht um Luther und auch um die sehr kritischen Themen: Luther nicht nur als großen Reformator, sondern eben auch derjenige, der den Bauernkrieg angezettelt, nationalistisch gesprochen hat. Ein hoch spannendes Stück und die Arbeit mit Herrn Wedel war einfach nur großartig. Und ja, er hat sich jetzt in den Kopf gesetzt, dass wir auch noch einen Film zusammen machen, ich bin sehr gespannt.

Also wenn ich jetzt eines gelernt habe, Mareile Höppner ist eine, die viel Spaß versteht, immer auf allen Kanälen unterwegs ist, extrem vielseitig ist, nie etwas plant und immer noch die Möglichkeit besteht, dass sie in der Schule als Religionslehrerin auftritt. In diesem Sinne, vielen lieben Dank für Deine Zeit und das interessante Gespräch!

 

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