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Maximilian Riedel

INTERVIEW

Als Sprössling einer 260 Jahre alten Dynastie führt er das Tiroler Glasunternehmen in elfter Generation. Uns verrät der Hüter einer stolzen Tradition, warum ein Weinglas keinen Stiel haben muss und warum das richtige Glas so wichtig ist.

Riedel Standort Kufstein

Rainbow Decanter von Riedel

03. August 2017

Lieber Maximilian, wir treffen uns heute in Kufstein unterhalb der Burg in Eurem Stammhaus. Seit 60 Jahren seid Ihr hier am Standort und ich empfehle, unbedingt mal eine Führung mitzumachen. Überall sieht man in diesem Gebäude die Tradition. Wie wichtig ist der Standort Kufstein für Euch?

Wir sind schon eine Destination für sich. Bei uns fährt man nicht zufällig vorbei, sondern man muss sich im Navigationssystem „Standort Kufstein Riedel“ heraussuchen. Natürlich leben wir auch von Gästen aus Deutschland, die an den Gardasee fahren beziehungsweise nach Kitzbühel zum Skifahren gehen. Tradition ist mir wichtig. Ich habe 15 Jahre in den USA gearbeitet, aufgebaut und gelernt. Immer wieder stellte man mir die Frage, was Tradition für mich ist und wie es die Generationen davor gemacht haben. Das hat mich motiviert zum 260-jährigen Jubiläum der Firma Riedel Ahnenforschung zu betreiben: Die Firma wurde 1756 in Böhmen gegründet und ich finde es sehr überraschend, wie präsent diese Vergangenheit tatsächlich noch in Tschechien ist. Weiterhin gibt es vier der Produktionsstätten, die mittlerweile von anderen Marken betrieben werden. Der Name Riedel ist dort bekannt. Das ist die Vergangenheit, aus der lerne ich und aus der beziehe ich Kraft, um Neues zu schaffen. Wir sind ein Familienunternehmen und zwar eines der wenigen, in denen Vater und Sohn miteinander können. Warum können wir? Weil wir beide getrieben sind vom Erfolg. Wir sind süchtig danach und wollen es uns gegenseitig beweisen. Mein Vater hat mir Flügel gegeben, die mich mit 23 Jahren nach USA getragen haben.

Und da hast Du erst einmal den Laden umgekrempelt?

Da habe ich eine Chance bekommen. Es war ein existierendes, wenn auch hinkendes Geschäft: Innerhalb von sechs Jahren habe ich den amerikanischen Markt von zehn Millionen auf 60 Millionen umgemünzt. So habe ich mir Sporen in der Familie verdient.  Nach zehn Jahren musste ich aber feststellen: Ich wachse nicht mehr und brauche eine neue Herausforderung. Und so habe ich meinen Vater angerufen und ihm vorgeschlagen, dass ich jetzt gerne nach Asien gehen würde. Und er hat gesagt: „Weißt du was? Ich will nicht mehr, komm nach Hause.“ Er ist dann auch offiziell an die Seite getreten. Mein Vater hat mir immer versprochen, er übergibt mir eine gut funktionierende, profitable Firma. Mit der Marke Riedel ist ihm das gelungen, aber der Rest hinkt ein bisschen und das wollen wir noch gemeinsam anpacken.

Im Prinzip gibt es da ein gemachtes Bett, aber auch eine Wanze, die drin war und immer größer geworden ist…

Auch die Marktsituation ist ein Thema. Der Durchschnittspreis für ein Glas hat sich in den letzten zehn Jahren signifikant reduziert. Es gibt weniger Anbieter, einige haben es nicht geschafft und mussten ihre Türen schließen. Die, die übriggeblieben sind, liefern sich einen Preiskrieg - angetrieben von Firmen wie Ikea. Der Durchschnittspreis wird weiterhin sinken und wenn du keine Marke hast, die dir Unterstützung gibt, dann geht es nur noch über den Preis. Nachdem wir in Deutschland produzieren mit den teuersten Lohnkosten und großer Konkurrenz aus Ländern wie der Türkei, Slowakei, Tschechien oder Polen, haben wir vor allem ein Problem: die Gehälter. Wir müssen über Alternativen nachdenken.

Das heißt auch bei einer Lifestyle-Marke wie Riedel geht es letztlich um Digitalisierung, um wettbewerbs- und konkurrenzfähig zu sein?

Der klassische deutsche Fachhandel ist seit vielen Jahren am Sterben und der Grund dafür ganz einfach: Die Leute modernisieren sich nicht. Sie haben keine modernen Vertriebssysteme. Sie sind nicht präsent im Internet, erfinden jetzt gerade mal Social Media und sind damit zehn Jahre zu spät dran. Deshalb muss ich als Marke Wege finden, direkt an den Konsumenten heranzutreten. Wir waren einer der ersten mit einem Webshop. Ein Problem ist auch der Graumarkt: Über Händler erscheint unser Produkt bei Händlern, die wir nie beliefert haben. Da haben wir aus der Wein-Industrie gelernt: Jedes Glas ist jetzt markiert über einen so genannten RFID-Code. Wir wissen genau, an wen wir ursprünglich das Glas verkauft haben, das wir wann, wo, wie produziert haben. Eine Million Euro haben wir so investiert, um unserer Marke treu zu bleiben und den Graumarkt zu eliminieren. Wir sind Vorreiter in unserer Industrie, aber ein Problem liegt in der Produktion: Wir können nicht zu Obi gehen und eine Maschine kaufen, sondern die Maschinen sind so ausgetüftelt, dass du Techniker beauftragst. Und wir haben geschulte Techniker, aber auch die machen mal Fehler.

Zur Marke Riedel: Dein Großvater war es, der angefangen hat, für jede Rebsorte ein eigenes Weinglas anzubieten. Für den Verbraucher, der ab und zu mal Wein trinkt, erschließt sich das oft nicht ganz. Wie wichtig ist es, den passenden Wein aus dem richtigen Glas zu trinken?

Wir können sehr kompliziert sein, müssen es aber nicht. Wein schmeckt scheußlich aus der Flasche und ist kein Bier, das ich als kühlende Erfrischung trinke, sondern Lifestyle - auch weil er Menschen miteinander verschweißt und zusammenbringt. Wir sagen immer: „Wasser treibt die Menschen auseinander und Wein bringt sie zusammen.“ Bei Riedel gibt es Einstiegsprodukte, die gar nicht kompliziert sind. Aber wenn ich weinaffin bin und weiß: es gibt hier den Riesling aus dem Rheingau, der mir sehr gut schmeckt oder es gibt den Cabernet aus Napa Valley -  dann habe ich für dich das richtige Glas. Wenn du sagst, es ist der Sauvignon Blanc aus der Steiermark, dann habe ich auch das richtige Glas. Unsere Gläser entstehen nicht auf dem Zeichenblatt und es ist auch nicht Marketing, sondern tatsächlich kommt die Weinindustrie auf uns zu. Das kann ein Spirituosenhersteller sein oder ein Winzer, der eine ganz spezielle Cuvée hat und sein eigenes Glas möchte. Champagnerhäuser, die Geschmack, Aromen oder Geruch hervorheben möchten, kommen auf uns zu. Ich empfehle jedem der einsteigt, das Buch „Parfum“ von Patrick Süskind. Es beschreibt dieses Sinnesorgan Nase sehr präzise. Jeder der Wein wirklich schätzt und sich mit Riedel identifiziert, hat so ein geschärftes Sinnesorgan. Geruch und Geschmack kombiniert mit dem Tastsinn, dessen verlängerter Arm die Zunge ist. Darauf konzentrieren wir uns, wenn wir unsere Glasproben an den Konsumenten herantragen. Über 100.000 Menschen gehen jedes Jahr über eine Glasverkostung von Riedel. Ich sage auch immer: Bitte an die Freunde denken beziehungsweise an den Beziehungspartner. Vielleicht trinkt er/sie lieber einen Riesling aus dem Rheingau, dann solltest du diese zwei Gläser haben. Außerdem haben wir gewisse Preispunkte: Handgemachte Gläser und Maschinenproduzierte, solche mit Stiel und Gläser ohne Stiel. Wenn mich jemand fragt „Was ist das richtige Glas für mich?“, dann gebe ich folgenden Tipp:  Das, was man im Schnitt für eine Flasche Wein hinlegt, sollte man einmalig in Gläser investieren. 

Zurück zur Geschichte. Im Zuge des zweiten Weltkrieges wurde der Standort Kufstein beschlagnahmt und letztendlich war es die Familie Swarovski, die es Riedel ermöglicht hat, hier Fuß zu fassen...

Mein Großvater, Claus Riedel, hat den Grundstein für den Standort Kufstein - die „Tiroler Glashütte Riedel“ - gelegt:  Als deutscher Soldat ist er nach dem Krieg aus dem Gefangenenzug gesprungen, am Brennerpass. Der Zug war auf dem Weg nach Russland - er wusste, das hat keine Zukunft und die Stadt Innsbruck war nicht weit vom Brenner. Denn da wollte er hin, hatte ihn doch ein befreundeter Soldat eingeladen: „Wenn du einmal nicht weißt wohin, kommst zu mir.“ Mit zerrissener Uniform stand er dann im Winter 1946 in Innsbruck vor der Tür. Der Freund hat ihn untergebracht, Essen gegeben und ihm von einem Glashersteller in Wattens namens Swarovski erzählt. Dort könne er ja mal nach Arbeit fragen. In Böhmen, wo der Großvater herkam, gab es auch eine Familie Swarovski. Man kannte sich als Sudetendeutsche. Die Swarovskis waren schon vor den Kriegen aus Böhmen weggegangen, um ihr Know-how nicht zu teilen. Das war damals Tradition: Zu viele Glashütten auf einem Platz - da wurde voneinander kopiert und die Swarovskis wollten Wasserkraft. Tiroler Wasserkraft um die Steine zu schleifen, mit den neuen Schleifmitteln, die Daniel Swarovski damals entwickelt hat und die er nicht teilen wollte. Und da hat mein Großvater an die Tür geklopft. Daniel Swarovski war damals schon blind und hat meinem Großvater übers Gesicht gegriffen und gesagt: „Ja, du bist ein Riedel.“ Und der hat ihm dann auch das Studium in Innsbruck finanziert: Physik und Chemie. Das Studium hat mein Großvater nie zu Ende gebracht, denn er ist nach Italien zurückgekehrt und hat die Frau, die er damals als Soldat kennengelernt hat, geheiratet. Später hat mein Großvater in verschiedenen Glashütten in Neapel gelernt. Dann kam der Anruf der Familie Swarovski, dass die Glashütte in Kufstein pleite sei. Daniel Swarovski ist kurze Zeit später gestorben. Dennoch ermöglichten die Swarovskis dem jungen Riedel in Kufstein Fuß zu fassen und gaben ihm Kredit, um dort ein Glasunternehmen aufzubauen. Der Großvater hat dann mundgeblasen begonnen, war sehr designaffin, wollte sich distanzieren und einfach was Neues machen. In Italien hat er sich in das Thema Wein verliebt und Weingläser gestaltet. Und so begann das hier…

Du hast selbst die sehr erfolgreiche, neue „O-Kollektion“ auf den Markt gebracht: Weingläser mit Stil, aber ohne Stiel. Ich habe gehört, dein Großvater soll nicht so begeistert davon gewesen sein…?

Das stimmt. Im Jahr 2004 habe ich die O-Serie mit ein paar Karaffen oder Dekantern meinem Großvater gezeigt. Der war anfangs enttäuscht über das Design meiner Gläser und sagte: „Jetzt habe ich den Konsumenten über viele Jahrzehnte geschult, endlich die Gläser am Stiel zu nehmen und du nimmst ihnen den Stiel weg.“  Er hat dann meine Karaffen gesehen und war entzückt. Mein Vater hat in diesem O-Glas sofort das Potential erkannt: Die O-Gläser sind die wertvollste Serie von Riedel geworden. Die Leute haben Spaß daran und die Konkurrenz hat das Produkt tausende Male kopiert.  Das ist immer Zeichen des Erfolges.

Die O-Serie ging einher mit verschiedenen Dekantern?

Das waren die allerersten frei geformten Dekanter - die Cornettos -  die über die Gravitation und der Kunst des Glasmachens entstanden sind. Heute produzieren und verkaufen wir 99 Prozent unserer Karaffen in diesem Stil, inklusive dem Rainbow Decanter, den wir dieses Jahr auf den Markt bringen: Limitiert auf 50 Stück und innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft.

Das kann ich mir gut vorstellen. Du lebst das Weingeschäft wirklich und hast es im Blut, in allen Facetten.

In meinem Museum sieht man das ganz gut: Im Glaskabinett sind die Geschenkartikel. Wenn wir uns an den Geschenkartikeln festgehalten hätten, wären wir heutzutage nicht mehr im Geschäft. Mein Vater hat das sehr früh erkannt und sich mit der Weinindustrie auseinandergesetzt, hat mit den Leuten neue Formen erarbeitet, die ihrem Wein zugutegekommen sind. Das ist die Arbeit meines Vaters gewesen.

Es gibt immer mal wieder Schwenks in unterschiedliche Richtungen. Momentan werden etwa leichtere Weingläser stark gehyped. Was sind die Überlegungen im Hause Riedel?

Wenn man in mein Museum geht und das erste Weinglas meines Großvaters, die Serie „Brüssel“, ansieht, dann waren das im Jahr 1957 schon dünne, leichteste Gläser. Die Industrie realisiert jetzt, dass mein Großvater 60 Jahre voraus war. Unsere Gläser waren immer schon leicht, und viele haben sich beschwert: Zu leicht, zu filigran. Interessant, wenn du mit den Gastronomen vor fünf Jahren gesprochen hast, musste das Glas eines haben: Stabilität. Heutzutage ist das egal, Hauptsache leicht. Es ist ein Trend, den wir begründet haben, ein Trend den andere mitgenommen haben und vielleicht noch etwas vertieft haben, aber ein Trend. Und Trends kommen und gehen - doch das Riedel-Glas bleibt bestehen.

Wir befinden uns in einer Zeit, in der man das Gefühl hat, viele Dinge geraten aus den Fugen: Geopolitische Veränderungen, die digitale Transformation… Wie gehst Du als Unternehmer mit den verschiedenen Parametern um?

In Zeiten wie diesen, wird mehr Alkohol getrunken und davon profitieren wir. Leider ist die Qualität des Alkohols dann oft nicht die Qualität, für die das Riedel-Glas ausgedacht wurde. Aber Scherz beiseite. In den USA haben wir den größten Erfolg und generieren über 40 Prozent unseres Umsatzes. Aber mit Sicherheit, wenn die von Herrn Trump angedrohten Zölle kommen, dann wird das für uns ein großes Problem. Wie so viele traditionelle Unternehmen, Markenunternehmen, leiden wir unter solchen Situationen - weil Luxus, Konsum und das Zusammensein nicht mehr im Vordergrund stehen. Und trotzdem gibt es Lichtblicke, wie aus der Großindustrie zum Beispiel. Das neue Nokia-Telefon etwa ist eigentlich nur ein Renaissance-Artikel, der nur aussieht, wie das alte Nokia - aber es ist bereits ausverkauft. Die Leute sehnen sich hier und da wieder nach Vergangenheit, aber trotzdem darf man dem Fortschritt nicht widersprechen. Man muss ihm zusprechen, man muss mitmachen und das tun wir. Früher war der gedeckte Tisch in einem Haus das Non-plus-Ultra. Man hat Reichtum gezeigt, indem man von Silbertellern gegessen hat und aus Riedel-Gläsern getrunken hat. Heutzutage präsentiert sich der Reichtum unter dem Tisch. Es werden über 1000 € für ein Paar Schuhe ausgegeben, aber wenn man zehn Euro für ein Weinglas zahlen soll, fühlt man sich schon überfordert. Der Fokus geht in eine andere Richtung und das soziale Leben leidet. Ich bedanke mich daher bei Firmen wie Weber, die den Grill wieder in den Mittelpunkt stellen. Oder man denke an Esszimmer: Die gibt es teilweise gar nicht mehr. Ich bin in einem Esszimmer aufgewachsen. Ich musste den Tisch dekorieren. Ich musste die Kerzen anzünden. Heutzutage isst man in der Küche. Solange man gemeinsam isst und Wein teilt, profitier ich davon. Denn die Weinindustrie boomt - das kommt uns zugute. Ist es der Weinproduzent, der das Glas braucht um fein zu tunen? Ist es der Weinkonsument? Ist es die Gastronomie oder Hotellerie? Es geht nicht mehr nur um den Konsumenten, sondern um Industrien, die sich natürlich auf den Konsumenten beziehen aber nicht direkt, sondern indirekt.

Ich war kürzlich am Kalterer See und da ist uns die Traube Vernatsch präsentiert worden mit einem speziellen Glas aus dem Hause Riedel…

Das „Kalterer See-Glas“. Wir haben das auch für Tequila gemacht oder für Nationalgetränke wie Pisco aus Peru und Singani aus Bolivien, wo wir einfach diese Themen aufgreifen, mit den Leuten die Gläser erarbeiten und danach Freunde fürs Leben haben.

Ihr macht das auch für größere Konzerne, arbeitet etwa mit Boeing zusammen, die dann in der Business-oder First-Class Eure Gläser nutzen...

Swiss Air, Austrian, Turkish Airlines, British Airways - alle fliegen mit Riedel-Gläsern. Erstens sind wir Marke, zweitens sind wir Produzent. Ein Produzent muss sicherstellen, dass die Maschinen ausgelastet sind. Das heißt, man begibt sich hier auf dünnes Eis, wo vielleicht die Marge nicht groß ist, aber die Maschinen sind gefüllt.

Um nochmal auf die Thematik Zukunft zu kommen: Ihr habt hier in Kufstein die Manufaktur, ansonsten produziert ihr in Bayern. Muss man sich als Unternehmer heutzutage Gedanken machen, die Produktion vielleicht aus Deutschland oder Europa weg zu verlagern oder im Zuge der digitalen Transformation von Robotern durchführen zu lassen.  Sind das Dinge, die man auf der Watchlist haben muss?

Wir sind beinharte Geschäftsleute. Ich tue nichts gratis. Ich muss bei allem etwas verdienen und die Marge muss passen. Und Marge, Marge, Marge, ohne Marge gibt es einfach gewisse Dinge nicht, oder nur reduziert, und das ist natürlich ein Thema: Anzahl der Mitarbeiter, Standortfrage, wie leidet die Marke drunter, wenn ich jetzt ein Werk in Ungarn eröffne und so weiter. Das sind Themen, mit denen wir uns alltäglich beschäftigen. Ich gehe nicht mit geschwellter Brust durch meine Glashütte und sage: „Ich habe alles geschafft und steige auf mein Boot und „Pfiats eich“. Auf keinen Fall! Erstens habe ich kein Boot und zweitens gehe ich nicht mit geschwellter Brust durch mein Werk, weil ich weiß: Tomorrow never dies.

Nun zur Person Maximilian Riedel. Welchen Wein trinkst Du am liebsten? Beim Roten?

Mein Weinkeller ist sehr tief, da mein Vater schon früh begonnen hat, Wein zu sammeln. So hatte ich immer schon Zugriff auf alte Jahrgänge. Er hat hauptsächlich Bordeaux gesammelt und so sind meine Sinne ganz auf Bordeaux eingestellt. Dann habe ich 15 Jahre in den USA gelebt und war permanent konfrontiert mit den amerikanischen Weinen. Damals waren sie günstiger, heute sind es die teuersten Weine, weil die Nachfrage so gewachsen ist. Die Traube Pinot Noir hat es mir am meisten angetan.

Und beim Weißwein?

Der muss zur Situation passen. Es gibt Tage, da fühle ich mich sauer und dann trinke ich einen Sauvignon Blanc, einen Grünen Veltliner oder eben einen Riesling, nicht von der Mosel, sondern eher aus dem Rheingau. Ich trinke auch ganz gerne ein Glas Chardonnay - der beflügelt mich immer. Das ist wie bei anderen eine leichte Droge. Wenn ich ein ernstzunehmendes Abendessen habe, mit Geschäftspartnern, muss ich immer sicherstellen, dass es keinen Chardonnay gibt. Sonst bin ich ein bisschen tipsy.

Du bist viel weltweit unterwegs. Wenn Du Deine Top-3 Restaurants beziffern würdest, was wären Deine absoluten Favourites?

Wenn ich im Urlaub bin, habe ich andere Referenzen, als wenn ich geschäftlich unterwegs bin. 15 Jahre in New York haben mich geprägt. Wenn ich wieder dort bin, gibt es für mich drei Küchenchefs: Daniel Boulud mit dem Restaurant Daniel. Gemeinsam haben wir sogar eine Glas-Serie entwickelt. Dann Thomas Keller mit dem Per Se in New York und dem French Laundry in Kalifornien. Und auf jeden Fall auch noch Daniel Humm, ein Schweizer, der gemeinsam mit Danny Meyer das Restaurant Eleven Madison Park in New York aufgebaut hat. Das Lokal hat schon zum dritten Mal den Titel als bestes Restaurant der Welt bekommen. Das sind in New York meine Präferenzen und weltweit gesehen sicher in den Top 3 immer dabei. Ein Muss ist natürlich auch Alain Ducasse mit dem Le Louis XV in Monaco. Ich bin ein Riesenfan von Alain Ducasse, der für mich die moderne Küche identifiziert und gegründet hat. Auch in Spanien und in Italien gibt es kein schlechtes Essen, aber es hängt immer von der Situation ab.

Und wenn Du privat auf Reisen gehst?

Dann fahre ich am liebsten nach Frankreich, denn da spreche ich die Sprache und da gehe ich am liebsten in ein deutsches Hotel: Das Hôtel du Cap-Eden-Roc in Antibes. Und ansonsten: das Hotel Excelsior in Venedig am Lido. Da fahre ich mit meiner Familie schon seit 30 Jahren hin.

Was ist Dein persönliches Lieblingsglas der Riedel Kollektion?

Das Ursprungsglas - die Mutter aller Weingläser. Das wurde im Jahr 1957 in die permanente Ausstellung im Museum Of Modern Art, New York, als das schönste Weinglas aufgenommen. Definitiv das größte, schönste Riedel-Glas und daraus schmeckt auch meine Lieblingstraube Pinot Noir am besten.

Vielen lieben Dank Maximilian für die Zeitreise, auf die Du uns mitgenommen hast. Es steht uns eine interessante Zeit bevor, aber wenn man in der mittlerweile elften Generation aus der Tradition lernt wie Ihr, dann ist man bestens gewappnet für die Zukunft.

 

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