Marcel Remus - Lifestyle-Insider.com

Marcel Remus

INTERVIEW

Als Reiter bei Apassionata finanzierte er mit 19 seine Auswanderung nach Mallorca. Uns verrät der Luxusmakler, was es mit der Philosophie der fünf A‘s auf sich hat, wie es ist, seine eigenen Schuhe zu entwerfen und warum in El Arenal großes Potenzial steckt.

05. Mai 2017

Zunächst einmal vielen lieben Dank, dass wir uns hier im Hotel Llaut Palace treffen. Ich hatte mir vorgestellt, einen Luxus-Immobilienmakler und Mister Lifestyle treffe ich nicht in einem Hotel in El Arenal. Dann bin ich hergefahren. Von außen Bunker, aber innen tolles Design. Wie bist du auf diese Location gekommen?

Das hat einerseits einen ganz praktischen Grund: Ich bin vor zehn Minuten vom Flughafen gekommen, wo ich Bekannte abgeliefert habe – und da passte der Treffpunkt bestens. Und dann muss ich zugeben: Ich bin ich zwar Luxusmakler im Segment ab 1,5 Millionen aufwärts, aber trotzdem ein Ballermann- und Arenal-Fan. Die ganze Gegend hier hat sich komplett gewandelt. Dieses Hotel zum Beispiel, wurde erst dieses Jahr eröffnet: Fünf Sterne und sehr, sehr hochwertig gemacht. Die Region heißt künftig nicht mehr Arenal oder Ballermann sondern Palma Beach. Und der Ballermann 6 wird auch erneuert - der nennt sich jetzt Beach Club 6. Da sieht man in welche Richtung das Ganze geht. Ich selber investiere mein Geld auch in Immobilien, auch hier. Warum? Schaut Euch Palma und den Südwesten an. Gerade Gegenden wie etwa Bendinat oder Santa Ponsa. Da ist keine Preisentwicklung mehr drin, weil es schon jetzt sehr teuer ist. Wenn du in den nächsten zehn Jahren noch Geld verdienen möchtest, dann hier. Meines Erachtens hast Du hier auch einen der schönsten Strände: Lang, breit und sauber. Außerdem gibt es einen tollen Boulevard zum Flanieren und  du kannst bis nach Palma mit dem Rad fahren. Deswegen gefällt es mir hier und daher auch der Treffpunkt in diesem schönen Luxushotel in Arenal.

El Arenal wird also resozialisiert und rekonstruiert?

Das ist ein Riesenprojekt. Die großen Hotelketten investieren Multi-Millionen. Die nächsten zwei bis drei Jahre wird hier komplett umgebaut. Wenn also die Zwei- und Drei-Sterne-Hotels in Luxushotels verwandelt werden, dann bedeutet das auch, dass sich die  Ballermänner, also die typischen Partytouristen, das nicht mehr leisten können. In diesem  Hotel hier kostet das Zimmer im August 250 bis 320 € am Tag – und das eine ganze Woche lang… Da ändert sich die  Klientel und es kommen ordentliche Leute. Alles wird renoviert und im Ibiza-Style weiß gestrichen. Auch deswegen bin ich ein Fan der Gegend. Das Ganze erinnert mich jetzt schon an Miami Beach.

Für diejenigen, die Dich nicht aus einschlägigen TV-Formaten kennen: Kannst Du uns kurz erzählen, wann und warum Du damals nach Mallorca gekommen bist und wie die  Leidenschaft für Luxus-Immobilien entstanden ist?

Also, ausgewandert bin ich am 23. August 2006, ein Mittwoch zur Mittagszeit. Den Tag werde ich nie vergessen. Das war ein großer Schritt. Ich war damals 19 Jahre alt, gerade aus der Schule raus und hatte auf Deutschland keine Lust mehr: Hier war es mir zu grau, zu negativ und zu demotivierend. Viele Schulkollegen fanden keinen Ausbildungs- oder Studienplatz und machten dann ein soziales Jahr oder gar nichts. So bin ich nicht und niemals gewesen. Ich wollte etwas erreichen, Geld verdienen, Gas geben und etwas auf die Beine stellen. Und so dachte ich: Time to say Good bye. Good bye Deutschland. Ich geh nach Mallorca. Warum Mallorca? Weil ich die Insel durch Urlaube schon ganz gut kannte: die Altstadt von Palma und einige Orte hier. Außerdem weil der Standort gut ist, ebenso Wetter und Klima. Du bist auch sehr schnell hier. Ich habe mir alles selbst finanziert, denn  ich stamme aus einem ganz normalen Elternhaus. Da fliegen nicht die Millionen durch die Gegend. Ich komme aus dem Reitsport, bin  jahrelang und auch sehr erfolgreich Dressur und Springen geritten und hab dann bei Apassionata teilgenommen. Das ist die größte Pferdegala in Europa. Jedes Wochenende bin ich hin und her geflogen: von Mallorca nach Helsinki, London, Mailand und sonst wo hin. Und so konnte ich mir das Auswandern leisten.

Und wie kamst Du dann zu den Luxus-Immobilien?

Ich glaube ich wäre in Deutschland niemals Makler geworden, weil der Beruf dort ein eher schlechtes Image hat: Makler fällt in einem Atemzug mit Autoverkäufer und Staubsaugervertreter. Aber ich hab mir gedacht: Was kannst du machen auf Mallorca? Im Reitsport konnte ich zwar Geld verdienen, aber die nächsten 100 Jahre wollte ich das nicht tun. Also schaust du dich um und überlegst. Auf Mallorca kannst du entweder Yachten oder Immobilien verkaufen oder im Tourismus arbeiten. Doch Restaurants und Hotels haben nur Saisongeschäft, sechs bis sieben Monate im Jahr. Von Yachten hab ich keine Ahnung und Häuser fand ich spannend, weil die Architektur hier echt gigantisch ist. Dann bin ich also mit meinen 19 Jahren in die zwei größten Immobilienbüros reingelaufen und hab gesagt: „Guten Tag, hier bin ich, ich will mich jetzt bewerben.“ Ich wurde dann direkt bei einem großen Unternehmen genommen: das war am 2. Januar 2007. Ich hatte drei Vorstellungsgespräche mit Bereichsleitern und Chefs - in gebrochenem Spanisch und war natürlich tierisch nervös, hatte von nichts eine Ahnung, auch keine Ausbildung. Ich wurde nicht fix bezahlt, sondern nur auf Provisions-Basis. Und so musste ich natürlich Gas geben. Ich hab gedacht, du betreust den Kunden einfach so, wie du selbst gern betreut werden möchtest, wenn du eine Immobilie kaufen würdest.

Ein 19-Jähriger, der vielleicht vor einem graumelierten, 50-jährigen Millionär steht und Immobilien verkaufen möchte. Da hattest Du sicher mit einigen Ressentiments und Vorurteilen zu kämpfen. Wie hast Du es geschafft, die Leute zu überzeugen?

Meinen ersten Deal hatte ich für fast eine halbe Million Euro mit einem Mallorquiner. Das war eine Wohnung in der Altstadt von Palma. Und das Ganze in gebrochenem Spanisch. Dass das wirklich ein Mallorquiner war, kann ich bis heute nicht fassen. Eine echte Leistung. Ich 19, er so Mitte 50. Ich glaube, ich habe den Deal zugemacht, weil ich selbst so euphorisch und begeistert von dieser Immobilie war. Der Kunde hat wahrscheinlich überhaupt nicht verstanden, was ich wörtlich gesagt habe, aber er hat meine Begeisterung gespürt. Und ich glaube, dass ist es heutzutage auch noch - natürlich mit einer älteren, etwas gelasseneren Art, aber trotzdem mit der Power! Die fünf A‘s sind meine Philosophie, die ich seit der Gründung meiner Firma habe.

Was steckt hinter diesen fünf A‘s?

Alles anders als alle anderen. Am 3. Oktober 2009 habe ich mich selbständig gemacht: Es gibt über 1500 Makler hier, jeder hat irgendetwas zu verkaufen. Ich wusste, ich muss es irgendwie anders machen, mitten in der Wirtschaftskrise 2009. Kein Mensch hat gekauft und ich hab mich selbstständig gemacht mit 23 Jahren. Da habe ich mir die Philosophie der fünf A‘s überlegt als Motto sozusagen. Das Büro, das ich angemietet habe, war zwar nicht die 1A-Lage, aber für immer bezahlbar und zentral. Selbst wenn es nicht laufen würde und ich gar nichts verkaufe würde, konnte ich es bezahlen. Ich habe sehr viel Geld in das Büro investiert und mit einem Interieur-Designer ein richtiges Designer-Office gestaltet. Das war alles andere als ein typisches Immobilienbüro: Wir hatten keine DIN A4-Zettel oder Exposés im Schaufenster, sondern einen Lounge-Bereich, der Wohnzimmer-Feeling vermittelte. Die Objekte, die ich ins Portfolio aufgenommen habe, lagen von Anfang an bei 1,5 Millionen aufwärts. Ich habe mich direkt auf diese Nische spezialisiert und platziert. Dann hab ich ein eigenes Lifestyle-Magazin gegründet: MR Lifestyle mit einer Auflage von 25 000 Stück pro Jahr.

Du hast die Marke „Marcel Remus“ gebildet und damit grenzt Du Dich natürlich automatisch ab. Bei so einer Markenbildung erzeugt man auch automatisch Neider, man steht in der Öffentlichkeit. Wie geht man mit Fans auf der einen Seite und  den „Hatern“ auf der anderen Seite um?

Richtige „Hater“ habe ich eigentlich nicht -  zumindest bekomme ich es nicht mit. Seit über einem Jahr mache ich jeden Sonntag um 19.30 Uhr den Remus Sunday-Talk (auf Facebook-Live). Pro Sonntag erziele ich eine Reichweite von 100 000 Menschen und selbst in den Live-Videos treten mir die Leute positiv entgegen. Wenn du in der Öffentlichkeit stehst, hast du immer Menschen, denen du es nicht recht machen wirst und die schlecht reden. Das ist schon ok. Ich  habe mir die letzten Jahre wirklich ein dickes Fell zugelegt. Und ich muss es auch nicht jedem recht machen. Das ist mein Bohlen-Prinzip. Der sagt auch ganz klar, er muss nicht Everybody‘s Darling sein. Wenn mich 60 Prozent mögen und 40 Prozent nichts mit mir anfangen können, dann ist es super.  Die, die mich mögen, reden gut, und die, die mich nicht mögen, reden schlecht - aber sie reden drüber und du bist in aller Munde! Ich glaube heutzutage musst du anecken und eine Personality haben – speziell in einer so hart umkämpften Brache,  wo es um viel Geld geht. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, ist doch relativ egal. Du musst erstmal auffallen. Wer nicht auffällt, der fällt weg.

Stimmt. Zu Deiner Markenbildung trägt auch Deine Lifestyle-Night bei, die von Jahr zu Jahr wächst und wächst. Letztes Jahr hattest du sogar Hollywood-Stars da. Wie kommst Du an diese Leute ran?

Das ist auch ein Bestandteil des Prinzips „Anders als alle anderen zu sein“. So ein Haus für fünf Millionen kann sich kein 30-Jähriger leisten, sondern in der Regel haben die Kunden ein Durchschnittsalter von 45 bis 65 Jahren. Wie kannst du Lifestyle reinbringen in dieses Thema? Makler veranstalten in der Regel langweilige Cocktail-Empfänge mit Käse-Weintrauben-Häppchen und einem Gläschen Champagner für die Kunden, die sich vor Langeweile fragen: Wann kann ich hier endlich wieder weg? Ich dachte mir, warum machst du nicht eine Lifestyle-Party als Dankeschön für die Kunden einerseits, dass sie mir, dem damals 23-Jährigen, ihre Häuser anvertraut haben.  Und andererseits auch als Dankeschön an die Käufer, dass sie so viel Geld bei einem sehr jungen Makler investieren. Und dann wollte ich einfach mal just for fun eine coole Party feiern und tolle Leute zusammenbringen. Unter meinen Kunden haben sich mittlerweile Freundschaften gebildet. Die Leute kommen zusammen, verstehen sich, machen Geschäfte und bauen ihr Netzwerk aus. Ich wurde früher immer belächelt, wenn ich zu einem Sushi-Laden-Opening gegangen bin in Palma oder auf eine Vernissage. Ich war immer der kleine „Depp“ mit meinen Anfang 20, der seine Visitenkarten verteilt hat. Dann haben die gedacht: Der schon wieder, der frisst sich auf jeder Veranstaltung durch, weil es umsonst was zu essen gibt. Dann wurde ich irgendwann eingeladen zur Echo-Verleihung, weil man halt sein Netzwerk erweitert hat. Ja, was macht der auf einer Musikpreisveranstaltung?  Der ist doch Makler. Seit fünf Jahren fliege ich regelmäßig zu Elton Johns Oscar-Party, zum deutschen Empfang oder den Spirit Awards nach Los Angeles und zu den Filmfestspielen in Cannes. Ich bin auf tollen Veranstaltungen weltweit eingeladen und die Leute fragen sich mittlerweile nicht mehr, warum ist der da überhaupt. Sie haben realisiert, dass ich über diese Veranstaltungen mein Netzwerk erweitere und Kunden akquiriere. Auf Ibiza hab ich zum Beispiel einem ganz bekannten DJ ein Haus in Deutschland verkauft, obwohl ich ja eigentlich hauptsächlich hier arbeite. Ich hab zwar in Düsseldorf noch ein Büro, aber eigentlich bin ich hier tätig. Das Netzwerk ist das Wichtigste. Du musst auf Zack sein und dir jeden Tag aufs Neue den Arsch aufreißen – und nicht nur im Büro sitzen wie der typische Makler. Auch wenn ich es vielleicht nicht mehr müsste, geh ich trotzdem noch durch die Straßen und mach mein Business-Jogging, gehe Klinken putzen, verteile meine Flyer. Hab gestern Abend wieder im Hafen meine eigenen Magazine verteilt. Das macht kaum einer.

Schwer vorzustellen, dass Marcel Remus, der jetzt auf allen Jetset-Partys unterwegs ist, nach wie vor hart arbeiten muss...

Von nichts kommt nichts. Ich hab keine reiche Tante sondern nur selbst verdientes Geld. Darauf bin ich stolz.  

Wie siehst Du den Markt auf Mallorca generell und die Preisentwicklung in den nächsten Jahren?

Die meisten Kunden schauen auf Infrastruktur, Erreichbarkeit und Sicherheit. Da ist Mallorca ideal: das Klima ist gut und von jedem europäischen Flughafen bist du in zwei Stunden da. Die Insel hat super Hotels, kulinarisch einiges zu bieten, tolle Strände und alles, was du brauchst. Im letzten halben Jahr sind die Preise in den Toplagen extrem gestiegen. Grundstücke gibt es gar nicht mehr. Auch Häuser, die zuvor jahrelang auf dem Markt waren, gehen jetzt weg.

Man hört immer wieder, wie wichtig es ist, auf Mallorca behördentechnisch vernetzt zu sein. Kürzlich gab es mal wieder eine Razzia wegen Korruption. Wie siehst Du das?

Also politisch halte ich mich raus. Aber mit den Behörden musst du dich auskennen und Spanisch sprechen. Die typischen Auswanderer aus Deutschland kommen mit 2000 € in der Tasche hierher, wissen nicht, was sie arbeiten sollen und können kein Spanisch. Schwierig. Ich spreche jeden Tag drei Sprachen – und kann es mir gar nicht vorstellen, das nicht zu können. Du brauchst auch Kontakte, die funktionieren:  Angefangen beim Rechtsanwalt und Notar bis hin zur Haushälterin, Reinigungskraft oder dem Gärtner - das ist das Gesamtpaket. Wenn der Kunde kauft, haben wir alles im Angebot.

Was würdest Du also jemanden empfehlen, der von Deutschland nach Mallorca auswandert?

Ganz klar: Sprache lernen. Zum anderen: Genügend Startkapital im Rücken haben, so dass man auch wirklich mal ein halbes oder dreiviertel Jahr ohne Job leben kann. Vor Ort eine vernünftige Arbeit suchen und nicht blauäugig durch die Gegend laufen. Schon im Vorfeld sollte man sich Gedanken machen, was man hier auf die Beine stellen will, wie man vorankommt und nicht noch den 380sten Currywurst-Laden planen.

Du hast das Gefühl, es geht immer in die gleiche Richtung?

Ja! Die Auswanderer machen dann eine Currywurst-Bude auf oder ein Solarium! Auf Mallorca, wo wir 300 Sonnentage haben. Das sind keine innovativen Ideen. Ich hatte auch eine komische Idee und wollte mich als Immobilienmakler selbständig machen. Man muss halt einen guten Plan haben und keinen Plan B, sondern einfach eine vernünftige Anleitung, wie man das vorhat.

In Deinem Segment hast Du mit vielen interessanten Leuten zu tun. Was war für Dich die komischste oder witzigste Story mit einem Kunden?

MR: Die skurrilste Situation war mit einer russischen Kundin, die ein sehr teures Haus gekauft hat. Sie fragte mich, ob ich auch einen Kindergeburtstag organisieren könnte. Ich bin zwar Makler, aber machen wir doch mal auf Kindergeburtstag, dachte ich mir. Und dann haben wir alles nach Wunsch organisiert -  mit Show Cooking, Sushi, Kaviar, Austern und Kindergesichtsbemalung. Es kam ein lebender Spongebob und es gab eine Live-Band sowie Piratenshow für die Kinder. Die Party hat fast 50 000 € gekostet. Das Kind wurde zwei Jahre alt und hat den ganzen Nachmittag nur geschrien. Ich dachte mir, warum macht man so eine Party für ein zweijähriges Kind. Völlig übertrieben. Aber wenn der Kunde einen Wunsch hat, dann organisieren wir das. Mir ist es auch egal,  wenn er sagt, er möchte mit dem Helikopter von Palma nach Andratx fliegen, weil ihm die halbe Stunde Fahrt zu lange ist. Wir organisieren ALLES.

Also ist der Kunde König?

Ja - der Kunde ist König. Und je verrückter die Idee, umso lustiger die Umsetzung. Da bin ich schmerzfrei. Ich hab etwa Kunden, denen zeigst du die schönsten Häuser - zum Beispiel mit einer riesengroßen Tropendusche für 12 000 €. Und die Kundin lehnt ab, weil sie da nicht richtig „duschen“ könne. Und du denkst ok, jeder andere hat eine Dusche, die ist ein Meter mal ein Meter. Und diese Dusche hat fast 25 Quadratmeter, eine ganze Fußballmannschaft könnte drin duschen und die Dame sagt dann: „Nein, das ist nicht zu meinem Wohlbefinden in dieser Dusche.“ Aber das ist halt so und  Du musst es eben schlucken und weitergehen. Aber das ist ja gerade das Spannende! Interessant ist auch zu sehen, wer entscheidet am Ende: Ist es wirklich die Frau oder ist es der Mann, der zahlt?  

Und wie ist Dein Eindruck: Wer entscheidet wirklich?

Die Frauen entscheiden. Das ist meistens so!

Interessant…

Der Mann möchte immer das Geld zusammenhalten. Letztes Jahr zu Ostern hatte ich einen österreichischen Kunden, da war die Budgetvorgabe zwei Millionen Euro und am Ende hat er für 3,9 Millionen gekauft, weil seine Frau sich eben in den Blick verliebt hat. Die wollte es dann unbedingt haben, obwohl es mit Nebenkosten fast doppelt so viel gekostet hat. Kommt alles vor. 

Ich schätze mal jeden Tag, an dem Du aufstehst und zum Kundentermin fährst, wartet so ein Überraschungspaket?

Ja, das ist so. Das ist aber genau der Grund, warum ich diesen Job so liebe. Da ich selbständig bin, muss ich auch nicht von 10 bis 19 Uhr im Büro sitzen, sondern ich gestalte mir da Pipi-Langstrumpfmäßig jeden Tag, so wie er mir gefällt.

Thema Lifestyle: Elton John-Party, Oscars, Cannes – das sind keine „normalen“ Events, wo man viele interessante Menschen kennen lernt. Welche Persönlichkeit hast Du kennengelernt, die Dich am meisten beeindruckt hat?

Bill Clinton. Den hab ich auf einer Veranstaltung getroffen und konnte etwa drei bis vier Minuten mit ihm reden. Der strahlt so eine Ruhe und Kraft aus – das hab ich noch nie erlebt. Ich hab wirklich schon viele hochkarätige Leute getroffen. Letztes Jahr etwa hab ich mit Lady Gaga am Tisch gesessen. Aber auch wichtige Menschen, Milliardäre, die man kaum kennt. Das sind am Ende auch ganz normale Menschen. Aber Bill Clinton war schon eine Nummer - echt nachhaltig beindruckend!

Ich hab gelesen, dass Du mal gesagt hast, dass der aktuelle US-Präsident Donald Trump für Dich ein Vorbild ist. Hat sich das eventuell ein bisschen gewandelt in letzter Zeit?

Komischerweise werde ich in letzter Zeit immer wieder darauf angesprochen. Das war 2009, als es losging, mit der Selbständigkeit. Damals hab ich gesagt, dass ich es großartig finde, was Donald Trump als Immobilien-Tycoon aufgebaut hat. Politisch halte ich mich aus allem raus.

Es gibt wenig Menschen, die sich so gut auf der Insel auskennen, wie Du. Nehmen wir mal an, es kommt ein Tourist hier her, der noch nie auf Mallorca war. Was sollte er unbedingt gesehen haben oder was sind für Dich die schönsten Ecken auf der Insel?

Ich empfehle, ein Auto zu mieten und in etwa 20 Minuten von Palma nach Valle de Mossa zu fahren. Ich finde, der Ort zeigt das alte, ursprüngliche Mallorca - kein Glamour und Luxus, sondern ein traditionelles Dorf, das man mal gesehen haben muss. Dann Palmas Altstadt. Das ist die größte Altstadt Europas - da sollte man mal durchschlendern. Und ich würde einmal zum Abendessen in den Hafen Puerto Portals fahren: Das ist einfach Luxus, Lifestyle, Schickimicki, Jetset. Da würde ich mich hinsetzen und Leute beobachten.

Gibt es ein spezielles Lokal, das Du empfiehlst?

Das Ritzi Restaurant - für mich die beste Terrasse und es gibt einen tollen Cappuccino zum Frühstück. Dann kann ich noch die OMBU Tapas-Bar direkt in Palma empfehlen, die liegt direkt am Hotel Born.

Die schönsten Strände für Dich?

Ich bin kein Fan vom Es Trenc-Strand - der ja oft als der Schönste der Insel gehandelt wird. Ich komme jetzt wieder mit meiner Playa de Palma und sag das ist der schönste Strand. Warum? Weil nächsten Monat die Ballermann-Buden dann weiße Liegen aufbauen mit richtig dicken Auflagen, weiße Sonnenschirme. Die liegen dann nicht wie die Ölsardinen nebeneinander sondern du hast fünf Meter Abstand zum Nächsten.

Das ist dann mehr das Sunbed...

Exakt. Und wenn du dann am Ende vom Strand stehst und auf das Meer guckst, dann meinst du wirklich, du bist mitten in der Raffaello-Werbung. Das gefällt mir - und auch, weil du wirklich nur 10 Minuten nach Palma fährst.

Wenn man so neben Dir sitzt, spürt man Deine Dynamik. Du willst weiter Gas geben. Neben Deiner normalen Tätigkeit, was stehen noch für Projekte an?

Also nochmal die fünf A‘s: „Alles anders als alle anderen“. Mit 30 hab ich mir gedacht, Mensch jetzt läuft alles wunderbar und ich hab mich so gut etabliert, jetzt würde ich gerne mal was für den guten Zweck machen. Und andererseits auch mal wieder eine ganz andere Sache, die mich schon immer fasziniert hat. Das ist das Thema Schuhe. Ich hatte schon immer einen sehr außergewöhnlichen Klamottenstyle…

Ich sehe gerade die roten Schuhe...

Ja, das sind die ersten Prototypen meiner eigenen Kollektion. Ich bin nach Neapel geflogen und habe eine Schuhproduktion getroffen. Mit dem Designer habe ich mich hingesetzt und skizziert, wie ich die Schuhe haben möchte. Daraus sind sechs Modelle entstanden, die im Mai 2017 auf den Markt kommen. Und nachdem das Feedback darauf in den sozialen Medien so gut war, dachte ich mir, ich mache nicht nur einfach Schuhe sondern einen guten Zweck daraus: Pro verkauftem Paar spende ich 10 € an den Verein „Brotzeit e.V.“ von Uschi Glas.

Du lässt also in Italien fertigen?

Ja, wegen der super Qualität. Es hat ein bisschen länger gedauert, als ursprünglich geplant. Die Schuhe sollten schon längst auf dem Markt sein, aber ich war mit dem ersten Prototyp qualitätsmäßig nicht zufrieden und hab alles umgeworfen. Jetzt arbeite mit einer anderen Produktionsfirma. Wir haben nochmal alles neu entwickelt und im April ist es los gegangen.

Dieses Außergewöhnliche lässt mich nochmal auf einen anderen Punkt kommen. Du siehst Dir die Sachen genau an und wenn sie nicht Deinen Qualitätsansprüchen entsprechen, dann lässt du die Finger davon? 

Das ganze Projekt läuft nicht nach dem Motto, hier ist ein Pseudo-Prominenter, der seinen Namen drauf schreibt und er kassiert dann die Kohle. Nein, ich bin wirklich komplett involviert. Derzeit telefoniere ich fast täglich für den letzten Feinschliff. Ich hab auch das Logo entwickelt und selbst eintragen lassen beim Harmonisierungsamt, beim Patentamt und so weiter. Was da alles dahinter steckt, weiß man natürlich am Anfang nicht. Wie viel bestellt man jetzt von Größe 38 bis 41? Dann kommen Überlegungen, wie man am besten eine Werbekampagne kreiert. Wie streut man das im Markt?  Wann geht man Online? Wie kriegt man Kunden dafür? Dann habe ich mich auch wirklich sehr, sehr intensiv damit beschäftigt, welche Organisation, ich unterstützen möchte. Wer macht was? Wo kommt das Geld auch wirklich an? Dann praktische E-Commerce Themen: Wie funktioniert das etwa mit Retouren? Man darf das nicht unterschätzen. Da ist nicht nur der Name Remus aufgedruckt sondern es ist wirklich 100 % Remus drin…

Also nicht nur ein Branding…

Ich habe dieses Pferdefoto in die Sohle reingedruckt - wie ich finde, ein lustiger Gag. Ich bin davon ausgegangen, dass es wieder Gegenwind geben wird: Warum muss der jetzt auch noch Schuhe machen? Der soll doch seine Häuser verkaufen. Ich steh da drüber, mir ist das wirklich egal, was die Leute denken.

Du hast eine gesunde Selbstironie!

Total, ich lach mich selbst jeden Tag über mich kaputt. Wenn ich etwa meine Insta-Storys morgens bei Instagram mache und ins Telefon schreie: „Hola! Hola! Alle aufstehen!“. Manche denken sicher, ich hab einen an der Waffel. Hab ich auch! Ich freu mich meines Lebens und gut ist.

Also ich finde es interessant, wie Du den Spagat zwischen offensiv und Luxus hinbekommst. Da treffen sicher Welten aufeinander. Luxus will ja oft diskret sein

Diskret und verstaubt. So ganz etepetete. Eigentlich passt das gar nicht zusammen: der Privat-Remus und der Makler. Es funktioniert, weil ich trotzdem die Mischung und genau dieses Fingerspitzengefühl habe. Natürlich bin ich diskret mit den Kunden. Ich schreie nicht herum, wenn ich hier dem und dem Sportler oder dem und dem Unternehmer eine Villa für 10 Millionen verkauft habe. Meine Dynamik finden viele gut, weil sie genug haben von den Lackaffen, Langweilern und Ja-Sagern. Wenn sie dann diesen Makler haben, der nicht nur nach dem Mund redet, sondern einfach ehrlich ist, das schätzen sie. Finde ich etwa, ein Haus passt nicht zum Kunden, obwohl er es kaufen will, dann sag ich, ich hab da noch was Besseres. Mich kann der Kunde auch samstags, sonntags oder nachts anrufen, per WhatsApp bin ich immer erreichbar. Das sind so viele kleine Aspekte, bei denen der Kunde sagt, ich gehe lieber zum Remus, der ist 30 und hat noch Bock, Geld zu verdienen. Ich sehe auch nicht nur die Provision, wenn ich verkaufe, sondern das ganze Drumherum. Das ist der Unterschied, weil viele nur das schnelle Geld auf Mallorca machen wollen. Die Marke Remus steht für Lifestyle, Luxus und Qualität - und das in unterschiedlichen Bereichen. Nehmen wir etwa mein Lifestyle-Magazin: Da fängt es schon mit der Qualität des Papiers an, was ein Vermögen kostet. Oder meine Schuhe: Als ich mit dem Leder nicht zufrieden war, habe ich die gesamte Produktion gestoppt und komplett neu angefangen.

Du stehst also zu 100 % hinter dem, was du machst?

Ich würde sagen 150-Prozentig. Wenn etwas nicht passt, dann mach ich das auch nicht. Ich lege viel Wert auf Optik und Ästhetik und dass es qualitativ hochwertig ist. Ich hole meine Kunden auch vom Flughafen ab. Im Sommer bringe ich dann eisgekühlte kleine Wasserflaschen mit. Das Auto wird vorher gesaugt und gewaschen.

Wo siehst Du Dich in zehn Jahren? Nach wie vor auf der Insel?

Ja, unbedingt. Vielleicht hab ich dann zusätzlich eine kleine Wohnung in Amerika, weil  ich es in Los Angeles, Miami oder New York echt toll finde. Aber hauptsächlich sehe ich mich hier und mach so weiter, wie es ist. Vor ein paar Jahren hab ich mal gesagt, mit 40 gehe ich in Rente und habe 100 Büros in ganz Europa. Das nehme ich wieder zurück! 100 Büros wären so viel Aufwand und Arbeit. Ich bin so bekloppt und so verrückt, da findest du so schnell keinen zweiten Remus.

Gibt es irgendwo ein Standort wo Deine persönliche Traum-Immobilie ist auf Mallorca. Der Place to be?

Die Top-Lage ist für mich eigentlich Son Vida. Ist sehr speziell, mögen nicht alle Menschen, aber Son Vida ist das Beverly Hills von Mallorca und von der Lage, Infrastruktur, Blick, Erreichbarkeit und Sicherheit für mich das Beste. Das ist die Top-Lage.

Zum Abschluss: Wie würdest Du Dich in einem Satz selbst beschreiben?

Mit meinem Motto, den fünf A‘s: Alles anders als alle anderen machen. Das bin genau ich. Immer gegen den Strom.

Vielen lieben Dank Marcel für das Gespräch. Und für alles weitere, was auf der Insel noch kommt, drück ich Dir die Daumen!

 

 

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