Finca-Hotel Can Estades - Lifestyle-Insider.com

Finca-Hotel Can Estades

INTERVIEW

Christiane Zube und Norbert Amthor eröffneten 2012 auf Mallorca ihr Finca-Hotel. Mit uns sprachen sie über ihren Traum inmitten von Mandelhainen, Obstplantagen und den Hügeln der Serra de Tramuntana.

13. Juli 2018

Christiane und Norbert, es war sicher kein einfacher Schritt, nach Mallorca auszuwandern. Wie kam es dazu?

NA: Ich war 1999 erstmalig auf der Insel, 2000 habe ich mir hier eine Finca gekauft und über die Jahre immer mehr Zeit auf der Insel verbracht. 2007 lernte ich dann Christiane kennen und  sie wollte zunächst gar nicht nach Mallorca. Hatte Klischees vom Ballermann im Kopf…

CZ: Im November haben wir dann eine traumhafte Zeit auf der Insel verbracht. Einmal waren wir danach noch in den USA, sonst immer auf Mallorca. Ich habe mich in die Insel verliebt und wir haben immer geschaut, dass wir spätestens alle sechs Wochen wieder hier sind.

Wann fiel die Entscheidung herzuziehen und ein Finca-Hotel zu betreiben?

NA: 2007 habe ich beschlossen, dass ich in fünf Jahren meine Firma verkaufe. Die Idee war: 2012 steige ich aus. Aber was ich dann machen würde, war noch unklar. Der Wunsch war da, nicht mehr jeden Tag zur Arbeit gehen zu müssen.

CZ: Wir haben in dieser frühen Phase unserer Beziehung darüber gesprochen, einige Jahre später wurde es dann realer. Ich wollte keine Fernbeziehung: Norbert auf Mallorca, ich in München. Verschiedenes haben wir überlegt und eher spaßeshalber gesucht, was es denn für Hotels gibt. Irgendwann haben wir sie dann spezieller angeschaut…

NA:  …und später einen Makler konkret suchen lassen, einen Business-Plan aufgestellt. Ich hatte ja immer den Termin im Kopf - im Juli 2012 bin ich weg. Im Oktober 2011  hat er für uns dieses Haus gefunden, im Februar haben wir übernommen und zum 1. März 2012 aufgemacht.

Die Finca stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist aufwändig restauriert…

NA: Der Eigentümer hat das Haus in acht Jahren Kleinarbeit liebevoll selbst renoviert. Als wir übernommen haben, war noch nicht alles fertig. Zum Beispiel war das Poolhaus im Rohbau und wir konnten Wünsche einbringen. Aber das Haus lief schon seit drei Jahren als Hotel. Der Eigentümer hat es selbst geführt. Irgendwann war es ihm zu viel Arbeit mit zwei Hotels und er suchte einen Pächter.

CZ: Es war am Ende der Saison. Er hatte sich das Bein gebrochen und dann kamen wir. Schicksal…

Die Mallorquiner sind von der Mentalität anders als wir Deutschen. War das anfänglich keine Herausforderung?

NA: Doch! Aber das wollten wir ja. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon 15 Jahre Erfahrung mit Mallorca – das hat sicher geholfen. Die Mallorquiner sind nicht einfach am Anfang. Aber wenn man sie mal hat, dann sind sie sehr nett!

CZ: Wir waren auch sehr intensiv vorbereitet, so dass alles im Flow war. Wir konnten die Dinge gut lösen: Haben etwa super Mitarbeiter gefunden, hatten von Anfang an eine Homepage und schnell Buchungen.

NA: Und: keine Illusionen darüber, was wir im ersten Jahr erreichen würden. Was kommt, das kommt – das war unser Motto. Wir hatten eine gewisse Basis und damit konnten wir locker rangehen. Uns beiden war wichtig: Kein Stress!

Das merkt man auch hier bei Euch. Diese Ruhe! Eure Philosophie?

CZ: Unsere Gäste sollen runterkommen, sich erholen und die Ruhe genießen Wir haben bereits zur Hälfte Wiederholungsgäste und sie achten auf das Haus, als wäre es ihres. Das ist toll! Oft verlassen uns die Gäste und sie sehen ganz anders aus, als bei ihrer Ankunft, weil sie richtig erholt sind. Es entstehen viele Freundschaften daraus. Teilweise buchen die Leute noch vor der Abreise ihren nächsten Aufenthalt oder weinen, wenn sie gehen müssen. Das geht mir sehr nahe…

NA: Unsere Gäste suchen die Ruhe und sind alle willkommen. Wir haben hier auch ein paar Regeln und möchten, dass sie akzeptiert werden. Das funktioniert sehr gut. Das Haus findet seine Gäste und die Gäste das Haus.

Entspannung und Ruhe schreibt man im Can Estades groß. Ist das auch ein Grund, warum Ihr keine Kinder erlaubt?

NA: Nicht ganz. Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren dürfen gerne bei uns bleiben. Wir haben mit der Altersgruppe gute Erfahrungen gemacht. Die Kids können sich selbst beschäftigen.

CZ: Wir haben aber keinen Spielplatz und generell gelten Haus und Pool nicht als kindersicher. So haben Eltern keine Erholung, wenn sie ständig hinter den Kindern her sein müssen. Dafür gibt es Hotels am Strand. Ab 12 Jahren haben die Kids andere Interessen, die man von hier aus auch hervorragend ausüben kann.

In der Tat. Ihr habt hier ja eine perfekte Lage…

NA: Wir liegen am Rande des Tramuntana-Gebirges, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Man ist in 20 Minuten in Palma, in acht Minuten am Sandstrand und in 15 Minuten zu Fuß im nächsten Ort. Von der Finca aus kann man loswandern und direkt vorm Haus geht die Radstrecke vorbei.

CZ: Norbert geht einmal pro Woche zum Reiten und nimmt bei Interesse auch die Gäste mit. Ansonsten bieten wir für Ruhesuchende auch Yoga und Massagen an.

Von der Größe her eignet sich Can Estades doch sicher auch für Firmen-Events?

NA: Wir haben Seminare hier. Zwei- bis dreimal im Jahr kommt ein Rhetorik-Trainer mit etwa zehn Teilnehmern zu uns. Er hat 30 Prozent mehr Erfolg, weil die Leute in dieser Atmosphäre einfach mehr aufnehmen können und offener sind. Das Problem bei solchen Veranstaltungen ist: Alle brauchen ein Einzelzimmer. Wir haben  nur 13 Zimmer - das wird schon knapp. Insbesondere, wenn wir bereits Buchungen haben.

CZ: Stimmt. In den Randzeiten und im Winter von Januar bis März geht es besser.

Ihr habt ganzjährig geöffnet?

NA: Fast. Von Anfang November bis Weihnachten machen wir zu und verabschieden uns in die Ferien. Danach geht der Betrieb gleich wieder los.

CZ: Ich finde den Winter eine tolle Reisezeit. Es gibt viele Volksfeste. z.B. Heilige Drei Könige am 5. Januar, die Tiersegnung am 17. Januar  und am 19. Januar ist in Palma richtig was los. Mit vielen Konzerten und einem Grillfest feiern die Leute den Vorabend von Sant Sebastià. Ab Ende Januar blühen die Mandelbäume. Fantastisch! Es ist warm, man kann wandern und die Strände sind ruhig. Eine wirklich gute Alternative zum Skiurlaub!

Apropos Urlaub: Wenn man an diesem herrlichen Ort lebt, wo macht man dann Urlaub?

CZ: In der Sonne! Wir  möchten uns verwöhnen lassen und etwas von der Welt sehen. Doch wenn wir zurückkommen, sagen wir immer wieder: Mallorca ist einfach die schönste Insel.

NA: Wir wollen die Welt entdecken und gehen gerne auf Kreuzfahrt - auf kleinen Schiffen, nicht den Riesen-Kreuzern. Die letzten Jahre ging es zweimal nach Südamerika, Mittelamerika und in die Karibik. Jetzt planen wir Asien. In München sind wir eher selten. Unsere Familien kommen zu uns. Viel fehlt mir hier nicht. Die Biergärten und das Oktoberfest vielleicht.

Can Estades ist wirklich ein Kleinod auf der Insel. Ihr macht auch vieles selbst, wie zum Beispiel das Frühstück mit den hochgelobten, selbstgemachten Marmeladen?

NA: Unser Frühstück gibt es jeden Tag von 9 bis 11 Uhr. Wir stehen sieben Tage die Woche dafür auf und haben bis 12 Uhr ordentlich zu tun. Danach können wir die Zeit relativ flexibel einteilen und auch mal wegfahren oder an den Strand gehen.

CZ: Wir produzieren einige Dinge selbst: Marmelade, Brot, Tomaten, die hinterm Haus wachsen, und viel Obst - frische Feigen, Kaktusfrüchte oder Zitronen. Ich freue mich, wenn wir das anbieten können. Unsere Gäste schätzen das sehr.

Abendessen ist für Euch keine Option?

NA: Wir haben jede Woche ein Finca-Event: Immer mittwochs bieten wir ein Abendessen für unsere Gäste an. Im Winter gibt es selbstgemachte Tapas, im Sommer veranstalten wir ein Barbecue mit Salaten und hausgemachten Saucen.

CZ: Alle sitzen dann an einem langen Tisch. Das fördert die Gespräche. Man muss nicht daran teilnehmen, aber man kann! Und einmal wöchentlich bleibt so ein Event natürlich etwas Besonderes. Hinzu kommt: Unsere Gäste sind aktiv und haben oft abends gar keinen Hunger mehr, weil sie schon unterwegs gegessen haben. Ein kleines Zwischending bieten wir aber: Wer uns morgens Bescheid gibt, kann abends einen Tapas-Teller genießen.

Welche Restaurants empfehlt Ihr Euren Gästen auf der Insel?

CZ: Das Ca'n Torrat in Calvia zum Beispiel. Das ist ein Spanier, der bei den Radfahrern sehr beliebt ist. Dort gibt es ausgezeichnete Mallorquinische Küche. Dann die Bar Nou in Es Capdella. Das liegt etwa drei Kilometer von hier entfernt. Es gibt sensationellen Fisch und wirklich großzügige Portionen. Wir sind auch gern im Lila Portals und generell in Port Adriano, Santa Ponsa und Paguera. Alles gute Locations in 20 Minuten Entfernung.

NA: Sushi, Thai, Spanisch - man kann alles bekommen, wonach einem ist. Ein Highlight sind für uns die Kohlrouladen in der Bar Nou, gefüllt mit Schweinelende und Sobrassada. Ein Gedicht!

Wie sieht es in der Inselhauptstadt aus. Eure Empfehlung?

NA: Ich finde Palma ist ein kleines Barcelona - und das liebe ich. Es gibt tolle Restaurants und Tapas-Bars - zum Beispiel das Tast Union. Man kann dort auch Steak vom heißen Stein oder Fisch essen. Unten am Hafen empfehle ich das Taronja Negre Mar im Club de Mar: Sterneküche mit Traumblick auf den Hafen und die Kathedrale.

Eure Strand-Tipps?

CZ: Playa La Romana in Paguera. Vom Hotel  aus, gibt es auch eine schöne Wanderstrecke an den Strand von Santa Ponsa. Das dauert etwa eine Stunde. Schön und weniger bebaut ist es auch in der Drei-Finger-Bucht in der Cala de Portals mit einem empfehlenswerten Restaurant, dem El Repós Playa. Unterhalb vom Lila Portals ist der Strand übrigens auch sehr schön.

Wenn jemand das erste Mal auf der Insel ist, was sollte der sich ansehen?

NA: Je nach Jahreszeit würde ich ihn entweder an den Strand schicken, nach Port D’Andratx oder St. Elm. Ein toller Tagesausflug ist eine Tour entlang der Küstenstraße nach Sóller: Man startet in Andratx über Banyalbufar und fährt in gut zweieinhalb Stunden über Valldemossa nach Sóller. Durch den Tunnel geht es zurück zur Finca in etwa 45 Minuten. Alternativ kann man auch mit der Straßenbahn vorbei an Zitronen- und Orangenplantagen rauf nach Sóller fahren und zurück. Das dauert etwa 15 Minuten - ein einzigartiges Erlebnis. Oder man nimmt gleich den berühmten Zug „Roter Blitz“ von Palma nach Sóller. 

Was einem im Can Estades auffällt, ist die Weitläufigkeit der Anlage…

NA: Wir haben hier etwa 25.000 Quadratmeter Grund. Die bebaute Fläche liegt auf gut 1.400 Quadratmetern. Mit Ausnahme des Einzelzimmers, haben alle unsere Gasträume mehr als 30 Quadratmeter Wohnfläche, das Apartment sogar 120 Quadratmeter. Die Zimmer sind mit allem Komfort ausgestattet. Es gibt eine Sauna und Fitnessgeräte. An unserem Kühlschrank dürfen sich die Gäste mit Getränken und Wein bedienen. Das schätzen sie!

CZ: Der Swimmingpool liegt weit genug weg vom Haus, so dass auf der Terrasse auch das Geplantsche nicht stört Es ist ein Geheimtipp unter unseren Gästen: Tagsüber an den Pool gehen! Die meisten sind unterwegs und man hat den Pool für sich allein. Abends scheint hier auch lange die Sonne. Oder man geht auf unsere Terrasse und genießt den traumhaften Sonnenuntergang.  Im Winter ist hier alles weiß von der Mandelblüte - soweit das Auge reicht. Wirklich unglaublich schön!

Aber nicht nur Ruhe gibt es bei Euch! Ab und zu schlägt der Eventmanager aus dem früheren Leben wieder durch…

NA: Einmal im Monat, immer am ersten Mittwoch, haben wir hier eine Musik-Veranstaltung mit Live-Bands unterschiedlichster Art: Rock `n` Roll-Bands, Bossa Nova, spanische Gitarrenmusik oder Swing-Dixie. Die Events werden in der Region mit 80 bis 100 Gästen super angenommen.

CZ: Im Sommer finden die Auftritte auf der Terrasse statt und das ist schon ein tolles Sommerfeeling. Weiße Tischdecken auf den Stehtischen, Kerzen, Mondlicht…

Und wer Action im Urlaub möchte?

NA: Auch der kann bei uns was erleben. Wir organisieren zum Beispiel Hubschrauber-Touren. Der Hubschrauber kann direkt hinterm Pool im Garten landen und bringt die Gäste zurück. Ansonsten gibt es hier um die Ecke auch einen Rad- und Motorradverleih. Beide bringen die Harleys oder Fahrräder sogar auf die Finca.

Ruhe und Action. Ihr habt Euren Traum tatsächlich verwirklicht!

CZ: Ja, wir leben ihn jeden Tag!

NA: Und wenn man nach ein paar Jahren immer noch so zufrieden ist, dann hat man wirklich alles richtig gemacht! Wir würden es auf jeden Fall wieder tun.

Das glaube ich gern! Christiane und Norbert, herzlichen Dank für dieses informative Gespräch!

(Anm. d. Red.: Dieses Interview wurde im April 2017 geführt.)

Hat dir dieses Interview gefallen? Dann klicke gefällt mir

Can Estades's INSIDERTIPPS

9.6

Restaurant

Lila Portals

Passatge Mar, 20
Portals Nous, Spanien

Ansehen

Restaurant

9

Hotel

Can Estades

Cami de Son Pillo n°15
Calviá, Mallorca, Spanien

Ansehen

Hotel

LI-Insidertipp

Can Estades

ALLE INSIDERTIPPS

9.6

Restaurant

Lila Portals

Passatge Mar, 20
Portals Nous, Spanien

Ansehen

Restaurant

9

Hotel

Can Estades

Cami de Son Pillo n°15
Calviá, Mallorca, Spanien

Ansehen

Hotel