Jörg Oppermann - Lifestyle-Insider.com

Jörg Oppermann

INTERVIEW

Er ist Stylist aus Leidenschaft und durch seine Arbeit weit über die Grenzen seiner Wahlheimat Hamburg bekannt. Uns verrät der Inhaber des Salons Oppermann Haute Coiffure seine Pläne für 2017, seine persönlichen Hamburg-Tipps und spricht über sein entspanntes Verhältnis zu Style und Lifestyle.

27. Januar 2017

Im Bereich Styling sind Du, Jörg, und Dein Salon Oppermann Haute Coiffure sehr bekannt. Wie hat sich Deine Leidenschaft für den Job entwickelt?

Das war ein langer Prozess, der schon in meiner Kindheit begann. Meine Mutter hat mich hier schon früh geprägt. Sie war eine starke Persönlichkeit und hatte ein sehr beeindruckendes Stilbewusstsein. Es hat ihr Spaß gemacht, ihren Typ mit verschiedenen Frisuren und Styling-Varianten immer mal wieder zu verändern. Die Möglichkeit, sich so neu erfinden zu können und einen ganz eigenen Stil zu zeigen, hat mich damals schon fasziniert. Dass das dann einmal ein Teil meiner Welt werden sollte, wusste ich als kleiner Junge noch nicht, das hat sich nach und nach gefügt. Das Unternehmertum hat man mir in die Wiege gelegt. Seit Generationen ist meine Familie selbständig.

Wann kam der Punkt, an dem Du Stylist sein wolltest?

Mein Weg führte nicht direkt ins Styling. Ich bin in der Nähe von Wiesbaden als Sohn eines Bäcker- und Gastronomen-Ehepaars geboren und habe nach dem Abitur erst einmal ein Ausbildung zum Bäckergesellen gemacht. Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Naturwissenschaften und ich habe dann ein Studium der Pharmazie in Frankfurt begonnen, das ich mit Modeln und Tanzen finanziert habe. Hier erlebte ich die facettenreiche Welt der Hairstylisten und Make-up Artisten Backstage und war so fasziniert und angetan, dass die Entscheidung fiel, diesen Weg zu gehen. Ich musste Friseur werden! Ein Freund von mir sah einen Aushang, der sich an Leute mit Studium richtete: „Change your job“. Es waren gerade Semesterferien und so lernte ich in einem Crashkurs Haare schneiden und färben. Dass ich dabei geblieben bin, habe ich keine Sekunde bereut.

Du bist dann zu „Mod’s Hair“ gegangen?

Ich habe meine Ausbildung bei Mod’s Hair in Heidelberg und Wiesbaden gemacht und mir dort auch sehr schnell einen Namen gemacht. Mod’s Hair hat damals sehr international gearbeitet – da war mir schon immer wichtig und gehört auch heute noch zu meiner Philosophie. Außerdem liebe ich Frankreich und Paris und war dadurch genau im richtigen Unternehmen.

Warst Du dann in Paris tätig?

Die Gründer von Mod’s Hair kamen oft nach Köln, Wiesbaden oder Frankfurt, wo ich sie dann kennen lernte. Natürlich gab es auch Begegnungen mit Paris: Das Unternehmen hat dort angefangen, Modeschauen selbst zu organisieren. Ich habe dabei geholfen, Choreographien entwickelt und auch mal moderiert. So kam es, dass sie mich nach dem Gesellenbrief fragten, und ob ich nicht in Hamburg eine Filiale eröffnen möchte. Im Oktober 1999 habe ich dann Mod’s Hair Hamburg eröffnet.

Du hast deine Leidenschaft verfeinern und veredeln können. Neben der Fügung gehört auch harte Arbeit dazu…

Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl: Das ist wirklich großartig, was ich mache. Zeit war egal, Invest war egal. Ich habe sehr viel umsonst gemacht und gar nicht darüber nachgedacht. Wenn man etwas engagiert tut, kommt in letzter Konsequenz auch das Geld dazu.

Seit 2012 führst du den Salon unter Deinem eigenen Brand. Wie kam‘s?

Nach über 10 Jahren wollte ich den nächsten Schritt gehen und unter meinem Namen arbeiten. Mit der Marke La Biosthétique hatte ich den perfekten Partner an meiner Seite, um einen Salon zu eröffnen, der das ausdrückt, was ich bin und kann – Oppermann Haute Coiffure. Die Entscheidung kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Der Erfolg, den ich mit meinem Team zusammen habe, spricht für sich.

Heißt: Deine Expertise war noch mehr gefragt?

Trends umzusetzen, sie zu inszenieren und andere damit zu begeistern – das ist meine Welt und das schätzen meine Kunden. Mit meinem eigenen Marken-Konzept konnte ich das besser umsetzen und auf meine Kunden noch besser eingehen. Das ich das in Hamburg leben kann, ist ein großes Geschenk. Hamburg unterstützt Menschen mit Persönlichkeit. Nicht die Marke steht im Vordergrund, sondern der Mensch. Das gefällt mir.

Zu Deinen Kunden gehören zahlreiche Prominente und Künstler. Haben sich da auch Freundschaften entwickelt?

Es gehört sehr viel Vertrauen dazu, wenn man bei anderen Menschen Veränderungen am Äußeren vornimmt. Insbesondere bei den Haaren! Meine Kunden können sich auf Professionalität, Diskretion und eine „echte Begegnung“ verlassen. So entwickeln sich Gespräche und es funktioniert nur, wenn man sich menschlich versteht und gleiche Leidenschaften hat. Im Laufe der Jahre sind dadurch enge Freundschaften entstanden. Man erfährt viel, trägt aber nichts nach außen. Das ist oberstes Credo für mich und alle, die mit mir arbeiten.

Nicht nur Prominente, auch „Normalkunden“ dürfen zu dir kommen?

Ja unbedingt. Jeder Kunde erhält die selbe Wertschätzung – ob prominent oder nicht prominent. Bei uns ist jeder willkommen. Leidenschaft, Professionalität und das Ziel, für jede Kundin und jeden Kunden einen typgerechten, individuellen Look zu kreieren, das ist das was zählt.

Sind Prominente in Sachen Styling beratungsresistenter als „normale“ Kunden?

Nein, das kann ich so nicht bestätigen. Das kommt eher auf den Menschen an.

Für Dich sind das sicher die spannendsten Kunden, die experimentierfreudig sind?

Ich mag den freien Geist und eine gewisse Weltoffenheit. Ich schaue mir den Menschen an und gebe dann eine Empfehlung ab. Wenn es ein cooler Look werden kann und die/der Kunde mitmacht, bin ich immer bereit zu experimentieren. Das macht mir viel Spaß! Dennoch: Manche Looks, die man auf Bildern sieht, sind mit dem eigenen Haar nicht möglich. Man muss immer abwägen, was geht. Die Haare geben die Richtung vor.

Für den Otto Normalverbraucher sind Haare gleich Haare. Sie sind da oder nicht. Welche Unterschiede gibt es?

Was man in Fotoshootings oder Musikvideos sieht, ist nicht unbedingt immer alltagstauglich. Bis so ein Look entsteht, wurde retuschiert und es lässt sich im Alltag oft auch nicht eins zu eins umsetzen. Für so ein Styling sind wir drei bis vier Stunden am Werk mit Extensions, Farbe etc. Eigenhaar verkraftet so viele Farbwechsel gar nicht. Man muss individuell darauf achten und im Rahmen bleiben.

Sagst Du deinen Kunden auch mal „Mach ich nicht!“?

Ja – denn der Look mit dem eine Kundin mein Geschäft verlässt, ist ein Statement von mir und meinem Team. Oppermann Haute Coiffure ist bekannt für seine exzellente Expertise und ein außergewöhnliches Gespür für typgerechte Looks. Es gibt einen großen Spielraum, denn es gibt viele unterschiedliche Menschen. Aber wir haben auch unsere Grenzen, bei den wir dann charmant an einen anderen Salon verweisen würden.

Wie entdeckst du Trends? Auf Veranstaltungen? Auf dem Red Carpet?

Überall! Ich sehe viel wenn ich unterwegs bin. Im Täglichen, auf der Straße, im Internet. Ich bin auch viel mit Designern und Mode-Journalisten unterwegs, da findet ein stetiger Austausch statt. So ergeben sich immer wieder Quellen der Inspiration.

Gibt es beim Haarstyling ein tonangebendes Land?

Nein, ein Land würde ich nicht sagen. In den großen Mode-Metropolen werden die Trends gemacht.

Typisierung vs. Trend: Was überwiegt bei Dir?

Jeder hat eine Tendenz, nach der er agiert. Man sieht am Look direkt wie mutig der Kunde ist und passt sich entsprechend an. Ich persönlich schwebe zwischen Klassik und Mode. Manchmal fühle ich mich zu klassisch, dann fühle ich mich nicht modisch. Aber zu modisch passt auch nicht zu mir.

Wie würdest du Deinen Lifestyle definieren?

Ich habe ganz unterschiedliche Lebensgefühle, je nachdem wo ich gerade bin. Wenn ich in New York oder Paris bin, fühle ich mich experimentierfreudiger – in Hamburg bin ich eher zurückhaltend. Ich falle gerne auf, passe mich aber auch den Rahmenbedingungen an. Das kommt ganz darauf an.

Hast Du Lieblingsmarken im Bereich Style?

Auch das variiert. Labels, die alle drei bis vier Jahre ihren Designer wechseln, sind so unterschiedlich, dass das Design dann völlig überrascht. Gucci war vor zehn Jahren komplett anders als heute. Tom Ford ist Wahnsinn. Tolles Design. Ich finde aber auch die Kombination wichtig. Man kann nicht nur ein Label tragen, muss mixen und den Stil brechen, dann wird es erst interessant.

Wie wichtig sind Haarpflegeprodukte im täglichen Gebrauch? Wie stehst Du zu günstigen Drogerieprodukten bzw. teurer Haarkosmetik?

Qualität und Inhaltsstoffe sind sehr wichtig. Ich arbeite als Markenbotschafter für La Biosthétique, für die ich mich ganz bewusst entschieden habe. Die Inhaltsstoffe orientieren sich an einer gesunden Kopfhaut, essentiell für das Wachstum gesunder Haare. Für mich war auch ein entscheidender Gesichtspunkt, dass die Marke neben der Haarpflege auch Kosmetikprodukte bietet. In der Übergangsphase zu Oppermann Haute Coiffure war ich viel auf Messen unterwegs, habe getestet und habe mich letztlich aus voller Überzeugung für La Biosthetique entschieden.

Was hat Jörg Oppermann in der Zukunft geplant? Was steht 2017 an?

Seit September 2016 bin ich der deutsche Markenbotschafter für den neuen Hightech Haartrockner Dyson Supersonic. Das ist ein fantastisches Produkt mit genialem Design hinter dem ich voll stehe. 2017 werde ich hier auch wieder viel unterwegs sein und Interviews und Presse-Termine haben. Ich bin als einziger Friseur in Deutschland mit dem Supersonic komplett ausgestattet. Wer den Fön also einmal live erleben will, soll sich gern einen Termin bei uns geben lassen.

Apropos 2017: Siehst Du schon Frisurentrends?

Es geht in die Richtung, dass man Konturen nicht mehr rasiert und einen längeren Nacken lässt.

Der klassische „Vokuhila“ also?

Vielleicht, neu inszeniert. Alles wird insgesamt wieder gestufter, aber das sind nur kleine Tendenzen. Farbe steht auch wieder im Mittelpunkt. Alles wird nicht mehr so fad und eintönig.

Es bleibt also bunt. Themenwechsel: Hast Du als Wahl-Hamburger ein paar Insidertipps für uns?

Man muss nicht immer in die Touristen-Hotspots gehen. Es lohnt sich vielmehr durch die Gassen von St. Pauli zu stöbern. Das ist nah an der Elbe, die ich auch insbesondere wegen ihrem morbiden Charme und ihren grandiosen Lichtverhältnissen liebe.

Und Restaurants?

Vor kurzem war ich bei der Eröffnung von Til Schweigers neuem Lokal „Barefood“. Das ist riesig, cool und wird bestimmt ein Renner! Klassiker sind die „Bullerei“ von Tim Mälzer oder „Henssler & Henssler“. Sehr gut, aber trotzdem suche ich mehr das Individuelle in St. Georg oder St. Pauli. Eines meiner Lieblingslokale ist schon seit 20 Jahren das „Cox“ mit französischem Charme. Hier findet man beständig gute Qualität, trifft immer jemanden aus unterschiedlichen Szenen, denn das Publikum ist total gemischt. Beim Wein wird man gut beraten und die Tageskarte ist hervorragend sortiert: Fleisch, Fisch, Vegetarisches - für alle ist was dabei.

Apropos Wein: Gibt’s einen Lieblingswein im Hause Oppermann?

Nichts Festes. Ich bin Rotweintrinker wegen dem vollen Geschmack – auch im Sommer! In der Sonne trinke ich aber auch gern Rosé, besonders in Ibiza am Strand.

Ibiza ist die Destination, wo Du Deine Freizeit verbringst?

Das ist familiär bedingt: Vor gut 25 Jahren wurde mir ein Schlüssel in die Hand gedrückt mit den Worten: „Du studierst jetzt, also musst du jetzt mal nach Ibiza“. Ich bin damals gelandet und hatte sofort ein gutes Lebensgefühl – und das hat sich bis heute nicht geändert. Wenn ich anreise, ist das wie nach Hause kommen. Gut, die Insel hat sich in den 25 Jahren schon verändert – aber mein Lebensstil auch. Ich geh nicht groß Party machen, sitze lieber in der Altstadt und beobachte Menschen. Es gibt tolle Restaurants, man trifft lustige Leute und kann überall andocken oder auch nicht. Formentera hat wunderbare Strände. Für mich: Tolle Energie und Erholung pur.

Schöpfst du aus diesen Aufenthalten auch Kreativität?

Ibiza ist nicht mehr so individuell wie früher. Auch hier ist der Reichtum eingezogen – und der ist bewusst da. Die Insel hat aber weiterhin ihre Energie behalten.

Gibt’s Lieblingsecken?

Sehr viele. In die Hotspots wie das „Heart“ oder „Lio“ sollte man mal gehen, weil es mit Spaß und Unterhaltung verbunden ist. Aber ich brauche auch die ruhigen Ecken. Da gibt es ein Lokal um die Ecke vom Hafen, seit mindestens 30 Jahren, wo der Fisch gefühlt selbst geangelt ist und die Dorade 10 Euro kostet. Das ist das Spannende auf der Insel: Trotz der Hotspots gibt es noch Lokale mit 20 Plätzen, wo man Valentino mit seiner Truppe trifft und gleichzeitig auch die Studenten von nebenan. Das ist authentisch! Ich mag auch gerne das „La Paloma“ –  etwa 15 Minuten von Ibiza Stadt entfernt. Das hat Hippie-Style, ist aber brechend voll. Man trifft dort Gott und Lotte.

In Formentera sagt man, sind die Strände karibischer, als in der Karibik?

In der Tat. Formentera ist wunderschön, vermittelt aber ein komplett anderes Lebensgefühl als Ibiza.

Ansonsten bist Du viel unterwegs in den Fashionweek-Hotspots?

In Berlin ist es mehr Socializing. Man nimmt Einladungen wahr, trifft viele Menschen und kümmert sich um Promi-Stylings. Man betreut die Leute, die dorthin gehen und macht sie zurecht. In Paris ist es richtig Arbeiten auf den Shows. Designer und Labels buchen mich und ich style die Models. Im stillen Kämmerlein sitzen da dann 20 Models und 20 Friseure. Kurz vor der Show gibt es dann ein bisschen Aufregung. Das Wichtigste ist, dass der Look stimmt, das Label zufrieden ist und das Design angenommen wird.

Was ist der größte Styling-Faux-Pas?

Den gibt es für mich so nicht. Jeder soll seine Individualität so leben, wie es ihm gefällt.

Zu guter Letzt: Was ist Deine Grundphilosophie?

Ich mag Menschen und lebe das im täglichen Umgang mit meinen Kunden, Freunden und Geschäftspartnern. Bei uns soll sich jeder willkommen und aufgehoben fühlen.

Ein besseres Schluss-Statement gibt es nicht. Jörg, herzlichen Dank für dieses informative Gespräch!

 

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