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Maria Höfl-Riesch

INTERVIEW

2014 beendete die Dreifach-Olympiasiegerin, Gesamt-Weltcup-Siegerin und Weltmeisterin ihre aktive Profi-Karriere. Seit dem ist sie als ARD-Wintersport-Expertin und Markenbotschafterin unterwegs und gibt in ihrem eigenen Schlank- und Fit-Programm persönlich Fitness- und Ernährungstipps.

13. Januar 2017

Liebe Maria, in deiner 14-jährigen Karriere als Skirennläuferin hast Du so gut wie jeden Titel geholt: dreimal Olympia-Gold, zweimal WM-Gold, einmal den Gesamt-Weltcup. Was war Dein wichtigster Sieg?

Bei so tollen Erfolgen ist es schwierig, einen Titel herauszuheben. Aber die zweite Goldmedaille in Vancouver war etwas ganz Besonderes. Ein Sieg bei Olympia ist schon Wahnsinn. Dass dann gleich zweimal zu schaffen, war für mich die Krönung!

Während deiner aktiven Laufbahn hattest Du leider auch mit schlimmen Verletzungen zu kämpfen, zum Beispiel mit zwei Kreuzbandrissen. Wie schwer ist es, anschließend leistungstechnisch wieder an seine Grenzen zu gehen?

Physisch und mental ist war es ein harter Kampf zurück an die Weltspitze: Der zweite Kreuzbandriss passierte unmittelbar nachdem der erste ausgeheilt war – und leider genau zum Start in die Olympiasaison 2005/06: Ein herber Schlag! Der Heilungsverlauf war beim zweiten Mal auch deutlich komplizierter. Es gab eine Phase, in der es aussah, als müsste ich mit dem Skifahren aufhören. Es dauerte ewig, bis ich wieder richtig trainieren konnte. Mir gingen fast zwei Jahre Training und Wettkampfpraxis verloren. Und danach „steckte“ die Verletzung natürlich im Kopf.

Welche Verarbeitungsmechanismen entwickelt man nach so einem Schicksalsschlag?

In meiner damaligen Verzweiflung habe ich Vieles versucht, muss aber heute sagen: Man braucht einfach Geduld! Es ist normal, dass man nicht von heute auf morgen wieder auf die Skier springt, als wäre nichts gewesen. Das spielt sich vor allem im Kopf ab. Ich musste mich erst überwinden und dann wieder an Höchstleistungen herantasten, Schritt für Schritt. Aber was man auch macht: Nach solchen Stürzen fährt man nie wieder so unbekümmert wie davor.    

Die Medien kolportieren häufig auch Unwahrheiten. Wie geht man damit um?

Am Anfang trifft es einen schon, aber mit der Zeit härtet man ab, legt sich ein dickeres Fell zu. Anders geht es gar nicht. Das gehört einfach zum Erfolg.

2014 hast Du deine aktive Karriere beendet. Vermisst du nach diesen zwei Jahren den Wettkampf und das Messen mit Anderen?

Es ist nicht leicht, den richtigen Moment zum Aufhören zu erwischen. Nach meinem dritten Olympiasieg 2014 war es der perfekte Zeitpunkt. Ich habe eine super Zeit als Sportlerin erlebt, viele tolle Erfolge gefeiert. Daran denke ich gerne zurück. Aber das Drumherum vermisse ich weniger: Das ganze Jahr Training, unheimlich viele Reisen und dann die permanente Verletzungsgefahr und der Druck. Ich bin froh, dass ich das heute nicht mehr habe.

Apropos ganzjähriges Training. Konntest Du überhaupt mal einen Sommer genießen?

Nach der Saison hatte man zwei, drei Wochen Pause, aber Ende April ging es schon wieder mit Konditionstraining los. Man hatte nur einige Monate Zeit, um sich in Topform zu bringen. Und wenn hier Sommer war, im Juli/August, zogen wir zum Skitraining nach Neuseeland oder nach Chile. Daher war es wichtig, die kurze Zeit vorher richtig zu nutzen: Sechs Tage die Woche, zweimal täglich Training bis zu acht Stunden am Tag. Wintersport ist ein Fulltime-Job! Das wissen viele nicht.

In der Tat. Vor der Saison sollst Du an die 700 Stunden im Kraftraum verbracht haben…

Und nicht nur da! Auch viele, viele Stunden auf dem Fahrrad. Oft wurde ich gefragt, wozu ich diese Kondition brauche? Eine Abfahrt dauert schließlich nur zwei Minuten. Aber in dieser kurzen Zeit hat man eine enorme Belastung, von der sich der Körper wieder erholen muss. Wenn man zudem bei der Vorbereitung in Chile oder am Gletscher in 3.000 Meter Höhe 14 Fahrten am Tag abliefern muss, dann braucht man Ausdauer und vor allem die Erholungsfähigkeit des Körpers. Dazu ist es wichtig, eine gute Basis zu haben.

War das auch der Antrieb für dein Online-Programm www.mariamachtdichfit.de?

Die Idee entstand, weil ich oft gefragt werde, wie ich trainiere und mich fit halte. Außerdem trainieren viele Menschen nicht so, wie es für ihren Körper ideal wäre. Jeder hat eine andere Konstitution, darauf muss das Training abgestimmt sein. Diese individuelle Abstimmung ist auch das Besondere an meinem Programm.

Inwiefern?

Sportwissenschaftlich hat sich unheimlich viel getan in den letzten Jahren. In den ersten Konditionskursen meiner aktiven Laufbahn mussten wir ohne Wenn und Aber vier Stunden Rennrad fahren. Kontrolliert wurde nichts. Jetzt wird Puls gemessen, Laktat überprüft. Früher habe ich mich gequält und gewundert, warum die Tests immer gleich schlecht waren. In meinem letzten aktiven Jahr durfte ich dank Hermann Maiers ehemaligem Trainer Heini Bergmüller eine neue Dimension von Trainingssteuerung kennenlernen: Die Basis wird ganz langsam aufgebaut. Einige Wochen habe ich nur mit lockerem, aber täglichem, stundenlangem Ergometerfahren verbracht, bevor ich Mitte Juni ins intensivere Training eingestiegen bin. Das hat ganz anders angeschlagen, als die Jahre zuvor.

Die richtige Ernährung spielt auch eine Rolle. In deinem Fitnessprogramm gibst Du Ernährungstipps…

Ich gebe hier meine Erfahrungen weiter. Wichtig finde ich, ein Bewusstsein zu entwickeln, was man isst und wie viel. Viele denken gar nicht darüber nach, was genau sie beim Essen zu sich nehmen. Ich bin kein Gesundheitsapostel und lehne Süßes oder Kohlenhydrate auch nicht kategorisch ab. Am Ende muss die Energiebilanz stimmen. Wenn ich drei Stunden geradelt oder auf einen Berg gestiegen bin, darf es auch mal ein Kaiserschmarrn sein.

Themenwechsel: Nach deinem Karriereende wolltest Du auf Weltreise gehen?

Eine richtige Weltreise habe ich noch nicht gemacht, aber ich komme unheimlich viel herum. Ich habe eine Kooperation mit Hapag- Lloyd und der MS „Europa 2“, dem besten Kreuzfahrtschiff der Welt. Service und Essen sind wirklich fantastisch dort! Es gibt sechs Restaurants, alle auf Sterneniveau. Wer an meinem Fitnessprogramm an Bord teilnimmt, kann das dann auch richtig genießen. Im November geht es von Panama nach Tahiti – in die Südsee. Nächstes Jahr über den Atlantik von Lissabon nach New York. Ansonsten bin ich jetzt häufiger in unserem Haus in Italien und sehr happy mit allem. Aber die Weltreise kommt vielleicht auch noch irgendwann.

Um das Loch, in das viele Aktive nach dem Karriereende fallen, hast Du also einen großen Bogen gemacht?

Absolut! Mein Mann hat viele Kontakte in unterschiedliche Branchen, die mich interessieren: Mode, Reisen, Sport! Wir machen nur die Kooperationen, die wir wirklich wollen und die zu mir passen! Zudem bin ich als ARD-Expertin für Wintersport während der Skisaison sehr viel unterwegs.

Skitechnisch dürftest Du fast alle Pisten der Welt kennen. Gibt es einen Lieblingsort für Dich? Oder die absolut beste Piste?

Natürlich fährt man gerne an die Orte, an denen man auch im Weltcup seine Erfolge gefeiert hat. Ansonsten habe ich hier in Kitzbühel super Pisten vor der Tür. Und wenn ich mal ein paar Tage Zeit habe, dann geht es nach Obertauern. Ein tolles Skigebiet, man kann gut Après-Ski machen und sehr gut essen. Außerdem liegt das Ressort hoch, so dass es sehr schneesicher ist.

Wo wir beim Thema Skisport sind: Beim letztjährigen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel gab es einige Schwerverletzte. Wird der Sport immer schneller und riskanter?

Man muss immer die Umstände betrachten. In Kitzbühel war es weder zu schnell, noch zu brutal –  die Piste war einfach nicht gut! Es gab wenig Schnee und es war weich und unruhig. Die Läufer sprangen über die Hausbergkante herein und sind bei der Landung regelrecht eingesunken. Manchmal werden Rennen auf fragwürdige Art und Weise durchgedrückt – das ist eher das Problem. Als Athlet denkt man sich seinen Teil. Auf der anderen Seite stellen sich Trainer und Sportler aber auch nicht geschlossen hin und sagen: Wir fahren nicht! Es gibt immer jemanden, der einen Vorteil für sich sieht und fährt. Geschrien wird erst, wenn etwas passiert. Es gibt viele Rennen, die wesentlich brutaler waren. Doch so lange nichts passiert, regt sich auch keiner auf.

Du lebst mittlerweile in Kitzbühel. Wenn Du Gäste für ein Wochenende hast, welche Lokale würdest Du empfehlen?

Es gibt viele kleine, feine Restaurants hier. Die meisten, die nach Tirol kommen, möchten tirolerisch essen. Im „Landhäusl“ gibt es bodenständige Küche zu guten Preisen. Auch das „Steuerberg“ mag ich: Man kann mit dem Auto hinauffahren, sitzt sehr nett und isst Tiroler Spezialitäten. In der Stadt empfiehlt sich die "Bergdiele" oder das "Lois Stern".

Von Kitzbühel an den Gardasee, wo Ihr ein Haus habt. Deine Restauranttipps?

Mein absolutes Lieblingslokal ist das „Casinó“ in Gardone - ein alteingesessenes Lokal direkt am See. Alberto, der Eigentümer, ist Südtiroler und betreibt das Restaurant schon seit über 30 Jahren. Außerdem gehen mein Mann und ich gerne in die „Villa Fiordaliso“: etwas feiner und hochpreisiger, aber mit einem tollen Flair, ebenfalls direkt am See. Das Lokal gehört zum „Torre“, eine tolle Pianobar, ab Mitternacht Diskothek. Seit wir unser Boot haben, fahren wir auch mal auf die andere Seite. Das „Aquariva“ an der West Garda bei Padenghe kann ich sehr empfehlen, ebenso das "Il Sogno" in San Felice sowie "San Vigilio" zwischen Torri und Garda.

Apropos Boot: Was fährt eine Maria Höfl-Riesch?

Wir haben eine Frauscher Fantom, anthrazitfarben und gut 8,5 Meter lang. Es macht unheimlich Spaß mit dem Boot! Früher konnte ich mir das gar nicht vorstellen, aber dann haben mein Mann und ich eine Probefahrt gemacht – und waren sofort „infiziert“. Wenn wir jetzt mal eine Woche am Gardasee sind, fahren wir immer raus – es ist wunderschön, den See so zu erleben.

Stimmt! Wie würdest Du Deinen persönlichen Lifestyle definieren?

Ich finde, man sollte die Zeit so gut es geht genießen. Unser Haus in Gardone dient genau diesem Zweck. Wir haben auf einem Traumgrundstück gebaut, dieses Frühjahr sind wir fertig geworden. In den Sommermonaten wollen wir viel Zeit hier verbringen. Um zu genießen, aber auch um zu arbeiten – man kann dort beides gut verbinden. Ansonsten gehören auch Uhren für mich zum Lifestyle. Seit der WM in Garmisch 2011 kooperiere ich mit dem Label „Hublot“, für die ich sogar ein eigenes Modell entwerfen durfte: Eine limitierte Edition mit weißem Keramikgehäuse und weiß-schwarzem Schneeleopardenarmband.

Solche Kooperationen machen sicher viel Spaß?

Absolut! Hublot hat ein hochprofessionelles Team und namhafte Testimonials: von Kobe Bryant, über Pelé und Sebastian Vettel, bis hin zu Supermodel Bar Rafaeli. Da macht die Arbeit sehr viel Freude! Ich bin im Bereich Sport aktiv, bei Shop-Eröffnungen dabei, auf der Uhrenmesse in Basel oder ich begleite ab und zu mal einen Skitag mit Kunden.

Du erwähnst gerade viele Testimonials und hast in deinem Leben viele Menschen kennen gelernt. Gibt es eine Persönlichkeit, die Dich besonders beeindruckt hat?

Da gibt es einige! Zuallererst denke ich an Franz Beckenbauer. Was er geleistet und auch über seine aktive Karriere hinaus geschaffen hat, finde ich unglaublich! Trotz seines großen Erfolges und der hohen Bekanntheit ist er ganz natürlich und normal geblieben. Das beeindruckt mich!

Ein Blick in die nahe Zukunft: Du bist Testimonial für verschiedene Firmen und arbeitest mit großen Marken und TV-Sendern zusammen – was ist das nächste Projekt für 2016/17?

Die anderen Projekte laufen natürlich weiter. Zusätzlich habe ich gerade mit einer Krankenkasse zum Thema „Rückengesundheit“ eine Zusammenarbeit vereinbart. Das passt gut zum Thema Fitness und Bewegung. Vor allem kann ich selbst ein Lied davon singen – ich habe ziemliche Probleme mit den Bandscheiben und muss weiter viel Sport treiben, um diese im Griff zu behalten.

Da wünschen wir Dir alles Gute weiterhin! Herzlichen Dank für dieses informative Gespräch!

 

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